Zypern – Götterinsel und Kaisergeschenk
Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit
Von Peter P. Hopfinger
Der griechischen Göttersage nach soll an ihren Ufern einst Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, schaumgeboren sein. Vor rund 2000 Jahren wurde Zypern im Abstand von ein paar Jahren von zwei verschiedenen Kaisern der göttlichen Königin Cleopatra geschenkt. Die hat die Insel freilich nie betreten. Ein Fehler, wie ein Lokalaugenschein ergab.
Sanft setzt die Boeing 737 der Sky Europe auf dem Internationalen Flughafen in Larnaca auf. Es ist vier Uhr morgens Ortszeit. Trotzdem herrscht reges Treiben und trotz der nächtlichen Stunde ist problemlos ein Leihwagen zu bekommen. Unsere Destination heißt Paphos und befindet sich rund 140 Kilometer vom Airport entfernt Richtung Westen. Die Straßen sind ausgezeichnet ausgebaut und durchaus als Autobahnen zu akzeptieren. Gewöhnungsbedürftig ist nur der Linksverkehr, der aber mir persönlich nicht wirklich zu schaffen macht. Man greift nur ab und zu ins Leere, wenn der Schaltknüppel nicht an der gewohnten rechten Stelle, sondern links ist.
Und man wundert sich, wenn im voraus fahrenden Auto an der üblichen Stelle kein Fahrer zu entdecken ist. Ach ja, der sitzt ja auch – wie man selbst – rechts vorne.
Egal. Man brettert durch den beginnenden Morgen, sieht nur das Betonband der Autostraße und freut sich, wenn man endlich dort ist, wo man hin soll. Etwas außerhalb der Touristenmeile von Paphos, heißt fast alles nach der früher offensichtlich beeindruckenden Korallenbucht. Coral Bay Resort, Coral Bay Bar, Coral Bay Hotel – Korallen, wohin das Auge blickt, aber leider nur der Schriftzug. Zu viele Umweltsünden, wie ins Meer geleitete Abwasserkanäle, haben wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten die letzte Koralle zerbröseln lassen.
Jetzt freilich wird man sich auch in Zypern an die strengen Umweltgesetze der Europäischen Gemeinschaft gewöhnen, denn die Insel ist seit Mai vergangenen Jahres Mitglied der EU und seit 1. Jänner 2008 hat man auch den Euro als Währung.
Davor gab es in Zypern das zypriotische Pfund, und das war – ebenso wie der Linksverkehr eine Erinnerung an die jüngere Geschichte, als Zypern unter englischer Herrschaft war. Denn als das Britannien noch ein Weltreich war, erkor man Zypern zum Brückenkopf in Richtung Naher Osten und machte es umgehend zur Kronkolonie. Ganz klar, dass dieser Umstand den Zyprioten – egal ob griechischen oder türkischen – nicht besonders gefiel. Die Folge: unter dem streitbaren Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche, Makarios, verbündeten sich Türken und Griechen, schmissen die Engländer raus und erklärten sich zur unabhängigen Republik.
Makarios – er wurde auch der erste Präsident der Insel – Fehler war dabei aber, dass er die Vereinigung mit Griechenland anstrebte und das wiederum wollten sich die Türken nicht gefallen lassen. Sie besetzten den nördlichen Teil der Insel und erst seit den EU-Bemühungen der Türken sind die Grenzen auf Zypern wieder durchlässig.
Auch das gehört zu den Urlaubsfreuden, die man auf Zypern heute genießen kann.
Denn während sich im Süden der Insel einerseits der Tourismus entwickelte und andererseits seine Auswucherungen erfuhr, blieb der Norden von solchen Entwicklungen weitgehend verschont.
Das bedeutet: wer heute touristisches buntes Treiben sucht, ist an den Stränden, Ressorts, Hotels und Angeboten der Südküste bestens bedient. Wer andererseits unberührte Natur und Stille sucht, wird im Norden wahrscheinlich eher fündig werden. Zypern hat ja auch bis zu knapp 2000 Meter hohe Berge. Dort ernähren sich Schafe und Ziegen fast ausschließlich von fantastischen wilden Kräutern und wer sich die Mühe macht, ein solch abgelegenes Dorf in den Bergen aufzusuchen, wird im örtlichen Wirtshaus mit einem Ziegenbraten belohnt, der unvergleichlich schmeckt und so wahrscheinlich nur selten irgendwo zu haben sein wird.
Andererseits hat man die Berge Zyperns auch als Schiressort erschlossen und es ist tatsächlich möglich zwei Monate im Jahr dort oben unter Verwendung von insgesamt vier Schiliften über die Hänge zu schwingen.
Ich hatte keine Schier dabei und so hab ich mich mit einigen Attraktionen des Südens begnügt. Die Amüsanteste dabei war zweifelsohne das Bad des Adonis.
In den Bergen über Paphos wohnt eine Familie, deren aktuelles Oberhaupt Theodor Pampos, nach eigenen Angaben Schauspieler und Autor ist. Über eine relativ holprige Schotterstraße dringt man in seinen Besitz vor. Am Eingang wartet ein überdimensionaler Göttervater Zeus und nachdem man einen Obolus von vier Euro entrichtet hat, darf man ins Bad des Adonis eintreten, wo ein aus Alabaster Aphrodite-Adonis-Pärchen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vor allem Adonis, der mit einem durchaus stattlichen Gemächt ausgestattet ist. Aber dazu später.
Das Bad entpuppt sich als echtes Geschenk der Götter: ein knapp 20 Meter im Durchmesser und sechs Meter tiefer Teich, in den sich aus fünf Meter Höhe ein Wasserfall ergießt. Wilde, ursprüngliche Natur. Im Sommer stürzen sich hier Tollkühne ins kühle Nass, weniger Mutige können an einem Seil, das an uralten Platanen befestigt ist, wie Tarzan übers Wasser schwingen und sich dann gefahrlos fallen lassen. Krokodile gibt´s hier keine.
„Bis 1950“, so erzählt Theodor gerne, „ war das hier die einzige wasserbetriebene Mühle in diesem Teil der Insel – von weit und breit kamen die Leute hierher, um von meinem Großvater das Mehl mahlen zu lassen. Und dieser mein Großvater hatte mit zwei Ehefrauen sage und schreibe 20 Kinder. Als ich nun Jahrzehnte später die Mühle restaurierte und wiederbelebte, ist mir die Geschichte mit Adonis eingefallen. Seither werden sowohl das Bett von Großvater Pampos als auch ein Stein der Adonis´ Ruhestatt am Ufer des Teichs gewesen sein soll, als Fruchtbarkeitssymbole unters Volk gebracht.
„Im Lauf der Jahre waren bei uns viele Frauen zu Gast, die Stein und Bein schworen, dass sie entweder bei uns gebadet oder auf der Ruhestätte Adonis Platz genommen haben und bald danach schwanger waren. Einige haben sich dem Bett meines Großvaters nur bis auf einen halben Meter genähert und waren drei Monate später guter Hoffnung.“
Wir schmunzeln und wenden uns einer anderen Attraktion Zypern zu. Sie wird „Königsgräber“ genannt, obwohl dort nachweislich nie Könige, sondern hohe Beamte, Reiche oder auch Priester begraben wurden. Trotzdem ist die Totenstadt mit ihren Wohnhäusern, Patien und verschiedenen Stilen faszinierend. Vor allem mit einem deutschsprachigen Guide kann hier sehr viel über Geschichte gelernt werden. Erfreulich: es sind einige sehr gut informierte österreichische Historiker als Fremdenführer im Einsatz.
Nachdem ich letztendlich doch mehr einen Erholungs- als einen Bildungsurlaub in Zypern verbrachte, gelang es erst zum Schluss, die Städte Nicosia und Larnaca näher zu betrachten. In beiden fällt auf, dass schon einige EU-geförderte Projekte das Stadtbild beherrschen. In Nicosia hat man die alte Agora ziemlich verfallen lassen, und dafür moderne Shoppingcenters neben die ebenso modernen Häfen gebaut. Die alten wehrhaften Forts werden noch als Museen genutzt, aber um die alten Markthallen ist es tatsächlich sehr schade. In Larnaca hat man eine teure Promenade mit Springbrunnen und Bogenlampen an den Strand gebaut. Den Jachtbesitzer in der benachbarten Marina freut´s, aber ich wurde ein bisschen wehmütig, als ich durch die zerbröckelnden alten Markt- und Hafenviertel spazierte.
Was solls?
Mein Fazit aus zwei Wochen Zypern:
Die größte griechisch beeinflusste Insel, mit einer unglaublichen Vielfalt an Fauna und Flora
Jede Menge Möglichkeiten für Sport und körperliche Betätigung – vom Surfen. über Wandern und Radfahren bis hin zum Schifahren
Durch die geographische Lage (Naher Osten und Afrika) sehr mildes Klima, das sogar in unserer Wintersaison maximal ein wenig Regen und Wind, aber auch täglich Sonne bringt (350 Sonnentage im Jahr)
Wer den touristisch mehr als erschlossenen Süden mit unzähligen unfertigen Ferienhäusern, Ressorts oder Wohnungen nicht will, sollte sich unbedingt in den Norden begeben. Dort gibt es noch ein Urlaubserlebnis wie vor drei oder vier Jahrzehnten.
Spezial-Tipps für Diabetiker
Engländer haben schon immer auf ihren Komfort geachtet. Deshalb gibt es auch heute noch Kliniken und dank der noch immer großen britischen Urlauberkolonie auch ausreichend Ärzte, die durchaus auf mitteleuropäischem Niveau agieren.
Im Klartext: alle gängigen Medikamente (orale und natürlich auch Insulin) sind in der gewohnten Qualität erhältlich. Schwierig wird es wie immer bei Blutzucker-Messstreifen, aber das liegt mehr an den Herstellern als am Land. Wie aus vorigen Berichten bekannt, sind etwa griechische Messstreifen nicht mit deutschen Geräten kompatibel und umgekehrt. Aber das wird sich im Verlauf der nächsten Jahrzehnte in der EU möglicherweise auch noch verbessern.