Zuckerfalle am Frühstückstisch: 283 Müsli-Produkte im Check
Von Seite der Wissenschaft ist klar: Wer leistungsfähig und konzentriert lernen, arbeiten und sich dabei wohlfühlen will, der genießt täglich ein gesundes Frühstück. Auch Getreideprodukte gehören hier dazu. Der neue Müsli-Check von SIPCAN zeigt jedoch auf, dass viele Müslis, Schokoflakes & Co enorme Zuckerfallen sind. Die Expert*innen appellieren für eine bewusste Auswahl am Frühstückstisch.
Frühstück: wichtige Mahlzeit mit langer Tradition
Das Frühstück ist Teil der österreichischen Esskultur. Jahrhundertelang wurden Breie oder Suppen mit Schwarzbrot als erste Mahlzeit des Tages gegessen. Erst im 18. Jahrhundert fanden Tee, Kaffee und heiße Schokolade am kaiserlichen Hof Einzug. Zu den früheren Luxusgetränken genießen wir heute mit Selbstverständnis verschiedenste süße oder pikante Brote, Gebäck sowie auch Müslis und andere Cerealien.
Für ideale Leistung und Konzentration
Besonders für Kinder und Jugendliche im Schulalter rückte die Relevanz des Frühstücks in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung. Studien belegen, dass die Aufmerksamkeit und die schulischen Leistungen maßgeblich davon abhängen, ob regelmäßig ein Frühstück konsumiert wird oder nicht. „Der Hintergrund hierzu ist, dass ein Frühstück die nächtliche Nahrungskarenz beendet. Da unser Gehirn auf die laufende Zufuhr von Energie und Nährstoffen angewiesen ist, liegt der Einfluss der ersten Mahlzeit auf die kognitive Leistungsfähigkeit auf der Hand. Umso erschreckender ist, dass jede*r dritte österreichische Schüler*in im Alter zwischen 11 und 17 Jahren zuhause kein Frühstück isst.“ erklärt Prim. Univ.-Prof. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Vorstand von SIPCAN und Ärztlicher Direktor des öffentlichen Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Salzburg.
Nur ein gutes Frühstück zählt
Natürlich sollte die Zusammensetzung des Frühstücks auch „gesund“ sein, damit unser Gehirn optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Eine Mahlzeit aus Vollkorn- und Milchprodukten sowie Obst bzw. Gemüse ist ideal, dazu Flüssigkeit bzw. ein Getränk. Müslis und ungesüßte Flakes können eine wertvolle Alternative zu Brot und Gebäck sein. Gerade die bei vielen Kindern beliebten süßen Cerealien-Produkte geraten jedoch immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. „Der Zucker- bzw. Fettanteil vieler Knuspermüslis, Schokoflakes & Co erinnert eher an Süßigkeiten als an gesunde Getreideprodukte – also weniger Brainfood als vielmehr ein potentieller Beitrag zu einer überhöhten Energiezufuhr.“ mahnt Internist Hoppichler.
283 Müsli-Produkte und Cerealien im Check
Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN ist seit langem für sein Engagement zur Zuckerreduktion bekannt. Seit 2010 recherchieren die Expert*innen den Zucker-, Süßstoff bzw. Fettgehalt in Getränken und Milchprodukten am österreichischen Markt, um diesen für Konsument*innen transparent und vergleichbar zu machen. „Nun wurde der Müsli-Check in die Reihe der SIPCAN-Lebensmittel-Checks integriert und 283 Müslis und andere Cerealien-Produkte genau unter die Lupe genommen, um auch am Frühstückstisch die gesündere Wahl zur leichteren zu machen.“ erklärt Studienleiter Dr. Manuel Schätzer. Sämtliche Produkte und die jeweiligen Informationen dazu stehen auf www.sipcan.at/muesli-check zur online Suche oder zum Download kostenlos zur Verfügung.
Grenzwerte für Zucker und Fett zur besseren Orientierung
Der Müsli-Check macht nicht nur Produkte vergleichbar, sondern gibt den Konsument*innen eine praxistaugliche Hilfestellung für die Produktauswahl. Die Expert*innen von SIPCAN haben deshalb – in Anlehnung an die entsprechenden Kriterien der WHO und der DACH-Referenzwerte – folgende leicht zu merkende Orientierungskriterien festgelegt:
- max. 20 g Zucker pro 100 g (inkl. natürlich enthaltenem Zucker)
- max. 20 g Fett pro 100 g
- keine Süßstoffe und/oder Zuckeraustauschstoffe
Knuspermüslis sind die Verlierer
Die Ergebnisse des Müsli-Checks zeigen, dass nur jedes zweite Produkt (53,7 %) die SIPCAN-Kriterien erreicht. Immerhin drei von vier Früchtemüslis (75,5 %) und Porridges (78,3 %) erfüllen die Kriterien, in der Kategorie der verschiedenen Cerealien Produkte sind es jedoch nur knapp die Hälfte (48,6 %). Am schlechtesten sieht das Ergebnis für die Gruppe der Knuspermüslis aus: Nur jedes dritte Produkt (37,5 %) erfüllt die Orientierungskriterien. „Knuspermüslis waren auch die einzige Produktgruppe, in der Süßstoffe bzw. Zuckeraustauschstoffe zu finden waren, wobei der Anteil mit 6,7 % relativ gering ist. Gleichzeitig hatten hier aber auch die meisten Produkte (17 %) einen Fettgehalt von über 20 g / 100 g.“ so Ernährungswissenschafter Schätzer.
Mehr als jedes dritte Produkt ist zu süß
Betrachtet man nur den Zuckergehalt, so liegen 109 der 283 Produkte (38,5 %) über der 20-g-Grenze. Besonders süße Cerealien schneiden hier schlecht ab – jedes zweite Produkt (51,4 %) dieser Kategorie fällt hinsichtlich des Zuckergehaltes durch. Fast so viele sind es auch bei den Knuspermüslis (47 %). Dagegen ist nur jedes vierte Früchtemüsli (24,5 %) zu süß und nicht einmal jeder fünfte Porridge (17,4 %). „Die Spannweite des Zuckergehaltes reichte von 1,7 g bis 45 g pro 100 g Produkt. Wobei sich in den süßesten 10 % aller Produkte durchschnittlich 30,2 g Zucker pro 100 g versteckten.“ erklärt Schätzer
Langfristige Zuckerreduktion als Ziel
Wie bei Getränken und Milchprodukten verfolgt SIPCAN auch bei den Müslis und Cerealien das langfristige Ziel die Süße schrittweise zu senken. „Dies gelingt nur durch einen guten Austausch mit der Industrie und dem Handel, besonders auch mit den engagierten Mitgliedern der von SIPCAN wissenschaftlich begleiteten zucker-raus-initiative.at. Wir appellieren aber nicht nur an die Produzenten, sondern auch an die Konsument*innen: Genießen Sie täglich ein ausgewogenes Frühstück, kontrollieren Sie bewusst die Nährwerte und Zutatenliste bei Ihrer Produktauswahl und achten Sie ganz gezielt auf eine moderate Portionsgröße.“ betont Mediziner Hoppichler.
Online Müsli-Check und praktische APP
Alle Produkte des Müsli-Checks können online oder mit Hilfe einer App gesucht und die Ergebnisse verglichen werden. Umfassende Download-Dokumente listen alle Produkte nach dem Namen oder Zuckergehalt auf und beinhalten umfassende Hintergrundinformationen und Empfehlungen. Alle Infos finden sich auf www.sipcan.at/muesli-check.
Über SIPCAN
SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) wurde als Initiative für ein gesundes Leben im Jahr 2005 gegründet. Als unabhängiges, wissenschaftliches Vorsorgeinstitut wird SIPCAN von einem nationalen, wissenschaftlichen Expertengremium aus medizinischen und angrenzenden Fachbereichen (Internisten, Kardiologen, Ernährungswissenschafter, Sozialmediziner usw.) unterstützt. Die Schwerpunkte von SIPCAN liegen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Forschung und Wissenschaft.