Zu Gast bei Familie Watzmann
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Von Martin Grabner
„Gross und mächtig – schicksalsträchtig – um seinen Gipfel jagen – Nebelschwaden“. Die ersten Takte des berühmten Liedes aus dem Alpen-Musical von Ambros, Tauchen und Prokopetz klingen aus dem Autoradio der Freunde der Berge auf der Fahrt von Salzburg nach Berchtesgaden. Zehn Minuten später steht der zweithöchste Berg Deutschlands dann in voller Größe da. Rechts die Spitzen des großen Watzmanns und links die des kleinen, der „Watzmannfrau“. Stolz und ehrerbietend erheben sie sich in den fast wolkenlosen Himmel. Dazwischen sieht man das Kar mit den Kindern, nach der Sage sollen es sieben sein, nur die einheimischen Kenner sehen aber mehr als fünf Felszacken vorwitzig zwischen den Eltern hervorlugen.
„Watzmann, Watzmann – Schicksalsberg – du bist so groß – und ich nur ein Zwerg“. Beim Aussteigen klingt noch der Refrain des Liedes im Ohr, während die Freunde die Rucksäcke schultern und auf dem breiten Forstweg Richtung Kührointalm hinaufgehen, zur gleichnamigen Hütte, der Basisstation, um der sagenumwobenen Familie einen mehrtägigen Besuch abzustatten.
Das Auto bleibt entweder bei der Wimbachbrücke in Ramsau oder am Parkplatz Schönau-Hammerstiel zurück. Kurz vor der Schapbachalm kommen die beiden Wege zusammen, durch den Wald quert man auf Abkürzungspfaden immer wieder die Forststraße und nach einer Wegzeit von zwei Stunden ist die Kührointhütte (1420 Meter) am Fuße des kleinen Watzmann erreicht.
Es ist früh am Nachmittag , also noch Zeit für eine kurze Erkundungswanderung auf den nahen Aussichtsgipfel Mooslahner. Eine Stunde geht man von der Kührointalm auf einem deutlichen, aber unmarkierten Pfad zuerst über den Almboden und bald steigt es steil bergauf zum kleinen Gipfelkreuz des Mooslahnerkopfes (1815 Meter). Beeindruckende Tiefblicke zeigen den Königsee und St. Bartholomä. Rechts erhebt sich die scharfkantige Spitze des kleinen Watzmanns. Noch weiter rechts auf dem Falzköpfl steht wie eine stolze Trutzburg das Watzmannhaus, der Hauptausgangspunkt für die Besteigung des Hochecks, der Mittelspitze oder der Überschreitung bis zur Südspitze. Gegenüber blickt man auf das steinerne Meer mit der auffallenden Schönfeldspitze. Langsam verschwindet die Sonne am Horizont, und eine friedliche und stille Abendstimmung senkt sich über das gesamte Massiv. Berauscht von dieser Schönheit treten die Freunde der Berge den Rückweg zur Hütte auf dem gleichen Pfad an.
Am nächsten Tag ist es dann soweit. Es geht endlich aufwärts zu einer Audienz beim König selbst. Früh am Morgen steigen die Freunde über den Falzsteig am Kar entlang Richtung Watzmannhaus.
Herrliche Blicke zur Watzmannfrau und zu den Kindern stimmen für den Besuch ganz oben ein. Nach ungefähr eineinhalb Stunden ist das Schutzhaus, auf 1928 Metern Seehöhe erreicht. Weiter geht der Weg zunächst in Serpentinen, dann über ein paar ganz leichte Felskletterstellen, abgesichert mit Stahlseilen, bis zum Gipfel.
Nach knapp zweieinhalb Stunden ist das Hocheck (2651 Meter) mit seinem kleinen Gipfelkreuz und der Unterstandshütte endlich erreicht. Das Wetter ist strahlend und die nahe Mittelspitze, der höchste Punkt des Watzmann-Massivs (2713 Meter), die man über einen versicherten, aber schwierigeren Klettersteig erreichen könnte, macht im Moment auch ein recht freundliches Gesicht.
Rundherum die Berchtesgadener Alpen und der Nationalpark. Die Freunde haben für diesen Tag genug mit dem Erreichen des Hochecks und der Abstieg zurück zum Watzmannhaus gestaltet sich dann außerdem als ziemlicher „Kniescheibentanz“. Am Abend wird in der Kührointhütte glücklich über die gelungene Besteigung erzählt und ordentlich gefeiert.
Am nächsten Vormittag ist es leider langsam an der Zeit, sich von der beeindruckenden Bergkulisse zu verabschieden. Unten, am Parkplatz Wimbachbrücke angekommen, bietet sich den Freunden noch eine Besichtigung der Wimbachklamm an. In einer knappen halben Stunde spaziert man auf hölzernen Treppen und Steigen durch die wildromantische, tosende Kulisse. Dieser Besuch bei Familie Watzmann war äußerst erfolgreich, denken sich die Freunde der Berge auf der Rückfahrt von Ramsau nach Berchtesgaden. Ein letzter Blick zurück. Mächtig steht der Gebirgsstock umhüllt von ein paar Wolken in der Nachmittagssonne da, und aus dem Autoradio klingt die vertraute Musik des Kultmusicals: „Wie schallt das Echo von der Höh’ – Hollarödulliöh“.
Gehzeiten:
Aufstiege zur Kührointhütte:
Von Ramsau/Wimbachbrücke oder Schönau-Hammerstiel auf Forstwegen zur Schapbachalm (hier kommen die beiden Wege zusammen) und weiter auf Weg Nr. 442 bis zur Kührointhalm (2 Std).
Von Königssee auf Weg Nr. 443 bis zur Hütte (2 Std.)
Von St. Bartholomä über den Rinnkendlsteig (Nr. 443) an der Archenkanzel vorbei bis zur Kührointalm. (Nur für Geübte, 2 ½ - 3 Std.)
Aufstiege zum Watzmannhaus:
Von Ramsau/Wimbachbrücke auf dem Weg Nr. 441 an der Stubenalm vorbei bis zur Falzalm, dann Aufstieg auf das Falzköpfl (3 ½ - 4 Std.)
Von Königssee über die Kührointalm (Weg 443) auf dem Falzsteig (Weg 442) bis zum Watzmannhaus(3 ½ - 4 Std.)
Auf den Gipfel:
Kührointhütte – Watzmannhaus (über Falzsteig Weg Nr. 442, 1 ½ -2 Std.) – Hocheck (Weg Nr.441, 2 ½ Std.) – Mittelspitze (nur für schwindelfreie, trittsichere, geübte Bergsteiger ½ Std.) Gesamte Gehzeit hin und zurück bis Kühroint 8 Stunden.
Auf den Aussichts- und Hausberg:
Kührointhütte – Mooslahner (1 Std. auf unmarkiertem Weg, gesamt 1 ¾ hin und zurück)
Der Klassiker:
Wimbachbrücke – Watzmannhaus ((3 ½ - 4 Std.) – Hocheck (2 ½ Std.), hin und zurück insgesamt gut 10 Stunden
Besonderer Wander-Tipp:
Ein besonderes Erlebnis ist ein Besuch im Kar. Dafür muss man ein Stück Richtung Falzsteig gehen, dann links ins Kar abbiegen und durch ein Latschenwäldchen höher steigen. Nach einer Geländekante zeigen sich mit einem Male die Felszacken der Kinder. Sorgsam behütet von Frau Watzmann an der linken Seite, stehen sie der Reihe nach da, wie die Orgelpfeifen. Kleiner Watzmann (2307 Meter), erstes (2247 Meter) und viertes Kind (2270 Meter), auch „Jungfrau“ genannt, sie erfordern alle ordentliche Kletterkenntnisse, zweites (2230 m), drittes (2165 m) und fünftes Kind (2225 m) sind relativ unschwer zu besteigen. Besonders lohnend ist der Aufstieg auf das Dritte Kind, seine besondere Form erinnert auch an einen gigantischen Schiffsbug. Zweieinhalb Stunden braucht man von der Kührointhütte auf dem unmarkierten Weg und wird mit einem herrlichen Blick auf den Königsee und St. Bartholomä belohnt.
Gehzeiten: Kührointhütte – Drittes Kind (2 ½ Std. zuerst auf Weg 442, dann unmarkiert ins Kar hinauf, insgesamt 4 Std. Gehzeit)
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Auch Diabetiker trinken gerne einmal das eine oder andere Bier und recht haben sie. Mäßig genossen sollte das auch kein Problem sein, aber Alkohol weist nach Fett den zweithöchsten Kaloriengehalt auf. Er hat außerdem die Eigenschaft, den Blutzucker kurzfristig zu senken, um ihn dann wieder ansteigen zu lassen. Werden große Mengen Alkohol getrunken, besteht die Gefahr einer Unterzuckerung. Beim Bier passiert das durch den hohen Kohlehydratanteil aber nicht so leicht. Ein Seidel Bier hat 1 BE und ein Krügerl oder in die in Bayern übliche halbe Weissbier ungefähr 1 ½ BE.
Anreise:
Von Salzburg nach Berchtesgaden und weiter nach Schönau, Königssee oder Ramsau.
Parkmöglichkeiten finden sich entweder beim Parkplatz Schönau-Hammerstiel oder Wimbachbrücke.
Einkehr:
Watzmannhaus (1928 m) auf dem Falzköpfl nordnordostseitig unterhalb des Watzmann-Hochecks. Bewirtschaftet von Mitte Mai bis Mitte Oktober. 46 Zimmerlager, 164 Matratzenlager.
DAV-Sektion München, Pächter Anette und Bruno Verst, Gebirgsjägerstr. 51, 83489 Strub, Tel.: 0049/8652/97 94 44, Fax: 0049/8652/65 75 23
Kührointhütte (1420 m) auf der Kührointalm am Nordostausläufer des Kleinen Watzmanns.
Bewirtschaftet von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Private Hütte, Pächter Ralf Voss, 10 Zimmerlager, 18 Matratzenlager
Tel.:0049/171-353 33 69, Fax: 0049/8652-88268