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Wohin mit dem ganzen Diabetes-Müll?

Viele Menschen möchten nachhaltiger leben und Müll vermeiden. Bei der Diabetes-Therapie fällt das schwer. Hier ist vor allem die Industrie gefragt.

Nicht nur Personen mit Diabetes, sondern auch ihre Behandlungsteams ärgern sich über die Müllberge, die mit der Diabetestherapie einhergehen. Bei ihrem persönlichen Engagement für mehr Nachhaltigkeit sehen sie sich allerdings ausgebremst durch strikte Hygienevorgaben und das wenig umwelt­bewusste Design vieler Diabetesprodukte.

Kann der Patient mit einer chronischen Krankheit überhaupt etwas tun, um die Umwelt zu schonen?

Das ist leider in der Tat schwierig. Die Patienten haben wenig Handlungsspielraum, denn Diabetes-Utensilien müssen natürlich hygienisch verpackt sein, und es ist auch keine Lösung, Pen-Nadeln oder anderes Zubehör häufiger zu verwenden als empfohlen wird. Denn die Nadeln werden schnell stumpf, können die Haut verletzen oder das Insulin wird nicht mehr richtig resorbiert. Es ist auch keine gute Idee den Blutzuckerweniger oft zu messen, um Teststreifen zu sparen – auch das geht am Ende möglicherweise auf Kosten der eigenen Gesundheit. Was aber jeder einzelne tun kann, ist, den Abfall, der bei der Therapie entsteht, richtig zu entsorgen.

Eine Umfrage aus Deutschland zeigte, dass sich 90% der AnwenderInnen von Diabetestechnologie mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes Gedanken über die Abfallbelastung durch Diabetesprodukte machen. Mehr als zwei Drittel der Befragten wünscht sich mehr wiederverwendbare Utensilien bei der Diabetestherapie, und immerhin 15% der Befragten gaben an, dass die Menge des Verpackungsmülls ein Kriterium für die Auswahl des Produkts sei. Es besteht auch zunehmendes Interesse von wissenschaftlichen Gesellschaften wie der „Green Diabetes“-Initiative des Journals of Diabetes Science and Technology, die Problematik der Umweltbelastung durch Diabetesprodukte aufzugreifen und ökologisch nachhaltige Strategien zur Reduktion des „Diabetesmülls“ zu bewirken. So sollen Produktehersteller die Materialauswahl, das Produktdesign, den Herstellungsprozess, die Verpackung, den Transport und die Wiederverwendbarkeit bei der Konzeption von Diabetesprodukten berücksichtigen und nachweisen.

Auch der hohe Papierverbrauch ärgert die Befragten: „Weniger Altpapier fiele auch an, wenn Versandkartons anders dimensioniert wären: Insulinpumpen, Katheter und Sensoren werden in riesigen Paketen verschickt, die viel, viel größer sind als das verpackte Produkt. Es wäre großartig, wenn die Kartons schlicht kleiner wären.“

Batterien, Einwegpens – geht’s nicht anders?

Daneben stört viele von ihnen, dass in Blutzuckermessgeräten, Insulinpumpen und Sensoren fast nur Batterien statt wieder aufladbare Akkus zum Einsatz kommen. Ein besonderer Dorn im Auge sind Einwegpens, etwa für Insulin oder GLP1-Rezeptoragonisten.

Mehrweg – die Lösung? 

Die Ärzteschaft ist davon überzeugt, dass mit ein bisschen gutem Willen bei etlichen Produkten Mehrweglösungen möglich wären. Dazu würde der eine oder die andere auch gern aktiv beitragen – etwa durch das Aufstellen von Sammelbehältern für gebrauchte Diabetesutensilien in der eigenen Einrichtung, um den Müll dann gezielt der Industrie zur Entsorgung bzw. dem Recycling zukommen zu lassen. Bedingung wäre jedoch, dass sich der Platzbedarf dafür in Grenzen hält und dass die Rücknahme „mit einem überzeugenden Gesamtkonzept hinterlegt“ ist.

PatientInnen wiederum treffen nach Erfahrung der Befragten ihre Therapieentscheidungen nur vereinzelt nach ökologischen Kriterien: „Familien entscheiden eher danach, was am besten für ihr Kind ist (Stoffwechseleinstellung und Lebensqualität). Alles andere ist zweitrangig“, berichtet eine Kinderdiabetologin. 

Und einer ihrer Kollegen mahnt an: „Unsere PatientInnen sind häufig durch ein aufwendiges Krankheitsmanagement belastet und emotional mit der Krankheitsbewältigung beschäftigt. Sie sollten sich nicht auch noch mit Umweltaspekten ihrer Therapie belasten.“

Praktische Tipps für den Entsorgungsalltag

  • Kartons und Umverpackungen aus Pappe im Altpapier entsorgen.
  • Beim lokalen Entsorgungsunternehmen erkundigen, wie Glukosesensoren mit eingebauten Batterien korrekt entsorgt werden.
  • Diabetesmüll, der mit Körperflüssigkeiten in Kontakt war und deshalb potenziell infektiös ist (benutzte Blutzucker-, Urin- oder Ketonteststreifen, Pennadeln, Pumpen-Katheter oder Applikatoren von Glukosesensoren etc.) gehört in den Hausmüll.
  • Spitze Gegenstände, an denen man sich verletzen kann (Pennadeln, Kanülen etc.), sollten zur Sicherheit in einem Kanülenbehälter gesammelt werden. Solche Behälter sind u. a. in Apotheken erhältlich.