Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Von Martin Grabner
Wer ein richtiger Freund der Berge sein will, der nutzt jede Gelegenheit um in der Natur sportlich tätig zu sein. Es ist Oktober, das Wetter zeigt sich bereits herbstlich kühl, die hohen Berge haben mittlerweile eine ordentliche Schneehaube und für einen ausgedehnten Ausflug ist diesmal auch zuwenig Zeit. Also wird das Mountainbike aus dem Keller geholt und die nähere Umgebung erkundet, in diesem Fall der Wienerwald mit seinen toll ausgeschilderten Fahrstrecken. Alle Schwierigkeitsstufen an Radtouren gibt es hier und viele sind ganz einfach an einem Nachmittag zu bewältigen.
Die Freunde der Berge entscheiden sich für die klassische „Babenberger Strecke“, die beim Hauptplatz in Klosterneuburg startet. Dorthin kommen die Freunde von Wien aus über den Donauradweg, da sie, wie immer, sportlich sehr ambitioniert sind. Außerdem wärmt man sich in der guten halben Stunde auf der ebenen Strecke neben der Donau ordentlich auf, und das ist wichtig für die mühevollen Steigungen später im Wienerwald.
Am Hauptplatz wird zuerst einmal die Übersichtstafel genau studiert. Zwei Rundstrecken sind hier aufgezeichnet: die längere „Babenberger-Strecke“ und die etwas kürzere und leichtere „Weinbergstrecke“.
Die Freunde radeln also, top ausgerüstet mit Helm, Windjacke und langer Radlerhose, durch Klosterneuburg immer den grün-weißen Schildern nach, die zur Mountainbikestrecke führen. Die Ralph Donnergasse bringt bereits die erste leichte Steigung entlang der Friedhofsmauer. Dann geht es, immer noch auf Asphalt, steil die Weinberge hinauf. Schnell haben die Freunde den niedrigsten Gang eingelegt, doch die Oberschenkelmuskel beginnen trotzdem sehr zu schmerzen.
Das letzte Stück bis zum Erreichen der ersten Anhöhe wird dann geschoben. Ein Weinbauer bei der Arbeit beobachtet die Truppe und bemerkt mit verschmitztem Lächeln: „Jaja, wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“. Peinlich berührt, schauen die Freunde, dass sie schnell weiterkommen und bald geht es meist eben auf einem Schotterweg dahin, durch die Klosterneuburger Weinberge, vorbei an einem Observatorium bis zur Hohenauerwiese.
Hier teilen sich die Strecken und hier wird auch kurz Rast gemacht, ein Müsliriegel verdrückt und etwas getrunken. Die „Weinberg-Strecke“ zweigt links hinunter und die „Babenberger-Strecke“ führt nun rechts hinauf immer den Hinweisschildern zur Windischhütte entlang.
Da es die letzten Tage viel geregnet hat, zeigt sich der breite Forstweg durch den Wald dementsprechend quatschig und immer wieder müssen die Freunde absteigen und ihre Bikes schieben. Bei trockenem Boden ist das aber sicher nicht notwendig.
Der Anstieg bis zur Windischhütte ist dann recht gleichmäßig, nie sehr steil, also mit entsprechend kleinem Gang leicht zu schaffen. Bei dem bekannten Ausflugsgasthaus angelangt, folgt dann der Lohn für die knapp eineinhalb Stunden biken. In diesem radlerfreundlichen Gasthaus lässt es sich hervorragend Pause machen. Es gibt eine große Speisekarte und natürlich das richtige Getränk dazu. Den Radler!
Für den Rückweg ziehen sich die Freunde dann ein bisschen wärmer an, denn jetzt geht es schließlich fast immer abwärts und das in rasantem Tempo. Nein, im Ernst, man muss auf diesen Forstwegen schon sehr aufpassen, besonders auf die Schlaglöcher und vor allem auf Wanderer, Spaziergänger und Reiter Rücksicht nehmen. Die Freunde der Berge werden auf der Strecke auch immer wieder durch die zahlreichen „Biker – Fair Play“ Tafeln darauf hingewiesen.
Auf einem kurzen Stück ändert sich die breite Forststrasse in einen schmalen Weg. Die Freunde müssen an diesem Tag trotz ihrer guten Mountainbikes wegen des tiefen Bodens wieder einmal kurz schieben. Das ist auf dieser Rundstrecke auch der einzige Teil, den man mit einem Straßenfahrrad sicher nur schwer befahren kann, aber wie hat der Weinbauer so schön gesagt: „Wer sein Fahrrad liebt, ...“
Nach 40 Minuten erreichen die Freunde der Berge dann wieder Asphaltboden und damit die „Zivilisation“ in Weidling. Auf einer Nebenstrasse geht es durch diesen Ortsteil von Klosterneuburg, vorbei an alten Villen und schönen Gärten. Nun folgt noch der letzte kurze Anstieg zum Schwarzen Kreuz. Ein letztes Mal wird der kleinste Gang eingelegt und ein letztes Mal melden sich sogleich die mittlerweile schon müden Oberschenkel.
Ein paar Minuten später ist der Ausgangspunkt, der Klosterneuburger Hauptplatz mit dem dahinterliegenden berühmten Stift erreicht. Inzwischen scheint sogar ein wenig die Sonne auf die Freunde der Berge herunter. Sie beleuchtet quasi die deutlichen Spuren, die der Weg durch den Wald bei den Bikern hinterlassen hat. Eine breite Dreckspur zieht sich über die Hose, die Jacke und den Rucksack bis in die Haarspitzen. Das kommt davon, wenn man keine Kotschützer montiert hat, weil das auf einem Mountainbike ja sehr „uncool“ wäre, wie einer der Freunde festgestellt hat. Aber die Tour war sehr cool.
Fahrzeiten:
Für die gesamte „Babenberger-Strecke“ braucht man ungefähr 2 ½ Stunden. Bis zur Windischalm 1 ¼ bis 1 ½ Stunden. Die Rundstrecke hat eine Länge von 17,8 Kilometer. Die absolvierten Höhenmeter, also die Summe aller Anstiege beträgt 410 Höhenmeter.
2,9 Kilometer Wegstrecke sind auf Asphalt zu absolvieren und 14,9 Kilometer auf Forst- und Schotterwegen.
Besonderer Radwander-Tipp:
Wem die „Babenberger-Strecke“ zu lang und zu schwer ist, der kann die kürzere „Weinberg-Strecke“ nehmen. Sie hat eine Gesamtlänge von 14,3 Kilometern und in der Summe aller Anstiege kommt man hier auf 220 Höhenmeter. Der Ausgangspunkt ist mit dem Hauptplatz von Klosterneuburg der gleiche und der erste Teil führt auch über dieselbe Strecke. Bei der Abzweigung auf der Hohenauer Wiese geht es dann links bergab in den Rotgraben zurück nach Weidling und über das schwarze Kreuz nach Klosterneuburg zurück.
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Ein ordentlicher Fahrradhelm gehört zur Pflichtausrüstung jedes Radfahrers und vor allem jedes Mountainbikers. Daneben schaut man mit den neuen Modellen sehr cool und sportlich aus. Im kleinen Rucksack sollten bei Touren im Herbst auch nicht die schützende Windjacke, sowie trockene Wechselbekleidung für die rasanten Abfahrten im kühlen Fahrtwind fehlen.
Radlerhandschuhe wärmen die Finger außerdem auch ein wenig und man hat das Trekking- oder Mountainbike mit ihnen immer ordentlich im Griff.
Zufahrt:
Mit dem Auto über die Bundesstrasse von Wien oder von Tulln nach Klosterneuburg und am besten in der Nähe des Hauptplatzes, wo die Tour ihren Anfang nimmt, parken.
Viel besser funktioniert die Anreise aber in diesem Fall mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mit der Schnellbahn, die von Wien jede halbe Stunde von Franz-Josefs-Bahnhof über die Stationen Spittelau und Heiligenstadt fährt, bis Klosterneuburg/Kierling und dann in ein paar Minuten zum Hauptplatz.
Die ganz sportlichen können auch auf dem Donauradweg mit dem Fahrrad anreisen. Das hat den Vorteil, dass man sich beim Radeln in der Ebene, der Donau entlang, ein bisschen aufwärmt für die anstrengenden Steigungen im Wienerwald.
Einkehr und Unterkunft:
Landgasthof Windischhütte, Familie Wieshaider,
3400 Klosterneuburg Windischhütte 30
Öffnungszeiten: Ruhetage Montag und Dienstag. Feiertage geöffnet mit durchgehend warmer Küche! Sperrstunde im Sommer um ca. 21 Uhr, im Winter um ca. 18.30 und an Sonn- und Feiertagen 18 Uhr.
Tel: 02243 - 30444
Fax: 02243 - 20789
Email: windischhuette(at)aon.at
www.members.aon.at/windischhuette/
Informationen:
Tourismusverein Klosterneuburg, Bahnhof Kierling / Bahnsteig 1, Niedermarkt 4, A-3400 Klosterneuburg
Tel.: 02243/320 38
Fax: 02243/267 73
Email: tourismus(at)klosterneuburg.net
www.klosterneuburg.net/tourismus/
Genaue Informationen erhält man mit den speziellen Mountainbikekarten über das Wegenetz im Wienerwald. Das Kartenmaterial Mountainbike Wienerwald ist im Buchhandel, ÖAMTC, Intersport Eybl in Wien und Vösendorf sowie in den Filialen von Sport experts um € 10,- und über das Büro mit einem zusätzlich Versandkostenanteil € 2,54(Nachnahmegebühr) erhältlich. Weitere Informationen sind auf der Homepage abrufbar!