Wenn Medikamenten-Cocktails krankmachen
Meist lässt der Gesundheitszustand den Betroffenen keine Wahl. Dennoch lohnt es sich, die einzelnen Tabletten genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine Untersuchung hat zum Beispiel gezeigt, dass bis zu 25 Prozent der verordneten Medikamente für Senioren nicht geeignet sind, etwa weil sie nicht auf den Stoffwechsel älterer Menschen abgestimmt sind. Zudem werden eine Menge Pillen sinnlos geschluckt, weil sie nach abgeschlossener Behandlung versehentlich weiter eingenommen werden oder der Patient bei verschiedenen Ärzten in Behandlung ist und diese sich nicht abstimmen. Derartige Medikamenten-Cocktails sind gefährlich: Die Zahl möglicher Wechselwirkungen erhöht sich mit jedem zusätzlichen Wirkstoff. Und steht dieselbe Nebenwirkung auf mehreren Beipackzetteln, ist es möglich, dass sie entsprechend stärker auftritt und ein Klinikaufenthalt notwendig wird.
Ärzte greifen schnell zum Rezeptblock
Tabletten sind bei Medizinern oft nicht der letzte Ausweg, sondern der erste Schritt, der weiterhelfen soll. Nach einer Studie wissen Hausärzte bei der Mehrzahl ihrer Patienten nicht genau, was diese alles für Medikamente nehmen. Im Zweifelsfall wird ein weiteres verschrieben.
Cholesterinsenker, Blutdruckpillen und Blutverdünner stehen ganz oben, gefolgt von Betablockern, Kopfschmerz- und Grippemitteln sowie Vitaminpräparaten, kunterbunt zusammengewürfelt. Mit jedem zusätzlichen Wirkstoff steigt das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen steil an. Bei drei Medikamenten sind es drei potentielle Interaktionen, bei sechs Medikamenten bereits fünfzehn.
Jeder vierte Patient, der sechs oder mehr Tabletten schluckt, leidet nicht nur an seinen Krankheiten, sondern an unerwünschten Nebenwirkungen seiner Pillen-Cocktails. Zu den riskanten Folgen eines Tablettenmix gehören Magenblutungen, Nierenschäden, Schwindel oder Verwirrtheit. Besonders chronisch kranke und ältere Menschen nähmen häufig viele Medikamente ein, deren Kombination sie nicht vertragen.
Als vorsorgliche Maßnahme empfehlen Experten, den Arzneischrank gemeinsam mit dem Hausarzt einmal pro Jahr einer Generalinventur zu unterziehen.
Die gute Nachricht gibt´s zum Schluss: mit der in Österreich verwendeten E-Card können Ärzte und Apotheker alle Verschreibungen überprüfen. Chronisch Kranke sollten sich daher auf keinen Fall aus dem System abmelden und im Zweifelsfall bei Arzt oder Apotheker nachfragen!