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Welches orale Antidiabetikum Diabetes-Patienten bevorzugen

Drei Therapieoptionen zur Blutzuckersenkung in Zweit- oder Drittlinientherapie testeten Patienten mit Typ-2-Diabetes in einer Studie – und berichten, welchem Wirkstoff sie den Vorzug geben.

(Exeter, 13.2.2023) - Bei chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, für die viele verschiedene Medikamente zur Verfügung stehen, hat die Patientenpräferenz für die Auswahl des verabreichten Präparates große Bedeutung. Welche Substanz dabei gut abschneidet, hängt vor allem von seiner Wirksamkeit und von potenziellen Nebenwirkungen ab. Sowohl therapeutisches Ansprechen als auch unerwünschte Wirkungen können individuell sehr unterschiedlich ausfallen.

Deshalb wurden den Teilnehmenden der randomisierten, doppelblinden Cross-over-Studie TriMaster (NCT02653209, ISRCTN12039221) unter Federführung von Beverley M. Shields von der University of Exeter, Großbritannien, hintereinander drei verschiedene orale Antidiabetika verabreicht: Pioglitazon 30 mg, Sitagliptin 100 mg und Canagliflozin 100 mg. Insgesamt 458 Probandinnen und Probanden nahmen alle drei Antidiabetika in unterschiedlicher Reihenfolge für jeweils vier Monate ein. Danach sollten die Patientinnen und Patienten angeben, welchen der drei Wirkstoffe sie bevorzugen würden (Nature Med 2022; online 7. Dezember)

Wahl des Antidiabetikums ist eine individuelle Entscheidung

Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden unterschiedliche Präferenzen für die drei Medikamente hatten. Die meisten Patientinnen und Patienten zogen den Wirkstoff vor, der ihnen den niedrigsten HbA1c-Wert und die geringsten Nebenwirkungen bescherte. Insgesamt bevorzugten 38 Prozent Canagliflozin, 35 Prozent Sitagliptin und 25 Prozent Pioglitazon.

Beim ermittelten mittleren HbA1c-Wert kamen keine Unterschiede zutage: Für Canagliflozin betrug er 60,6 mmol/mol (7,69 Prozent), für Sitagliptin 60,0 mmol/mol (7,64 Prozent) und für Pioglitazon 59,6 mmol/mol (7,60 Prozent). Die geringste durchschnittliche Anzahl von Nebenwirkungen wurde mit 1,30 für Sitagliptin angegeben. Jedoch kam es unter Sitagliptin häufiger zu Übelkeit oder Unwohlsein.

Das Körpergewicht der Patientinnen und Patienten war bei der Behandlung mit Canagliflozin am niedrigsten. Andererseits wurde damit häufiger vermehrter Durst, vermehrter Harnabsatz und Soor beobachtet. Pioglitazon war besser verträglich und die Abbruchrate war geringer, nachteilig wirkte sich unter dieser Medikation vor allem eine Gewichtszunahme aus.

Wissen über HbA1c-Wert und Gewichtsverlust entscheidend

Bei der ersten Einstufung entschieden sich 52 Prozent der Teilnehmenden für das bevorzugte Medikament, weil sie sich „besser damit fühlten“, während 38 Prozent es wegen der „geringen Nebenwirkungen“ wählten.

Nach dieser ersten Befragung wurden den Probandinnen und Probanden ihre HbA1c-Werte sowie ihr Gewicht während der Untersuchungszeiträume mitgeteilt. Daraufhin wechselten 27 Prozent ihr bevorzugtes Medikament. Die meisten (76 Prozent) wechselten aufgrund des HbA1c-Ergebnisses (55 Prozent HbA1c allein, 21 Prozent HbA1c und Gewicht), während sich 29 Prozent aufgrund eines günstigeren Gewichts umentschieden (8 Prozent Gewicht allein, 21 Prozent HbA1c und Gewicht).

Patientenzentrierter Ansatz wählen

„Es hat sich gezeigt, dass sich Patientinnen und Patienten für unterschiedliche Medikamente entscheiden. Sie bevorzugen in der Regel den Wirkstoff, der für sie den niedrigsten HbA1c-Wert und die geringsten Nebenwirkungen hat“, fassen Shields und ihre Kolleginnen und Kollegen die Ergebnisse zusammen. 70 Prozent der Befragten würden das Medikament, das im niedrigsten HbA1c-Wert resultiert, und 67 Prozent das Medikament mit den wenigsten Nebenwirkungen einnehmen. Ein unerwartetes Ergebnis für das Autorenteam war, dass die Gewichtsabnahme bei der Wahl des Favoriten weniger wichtig war. Lediglich 45 Prozent wählten am Ende das Medikament, mit dem sie am wenigsten auf die Waage brachten.

Ihre Ergebnisse unterstützen nach Meinung der Studiengruppe einen patientenzentrierten Ansatz bei Typ-2-Diabetes, bei dem die Erkrankten, die keine eindeutige klinische Indikation für eine bestimmte Arzneimittelklasse haben, kurzzeitig verschiedene Blutzuckersenker erhalten, bevor sie sich für eine Langzeittherapie entscheiden. Dieser Ansatz des vorherigen Ausprobierens könne auch für andere chronische Krankheiten wie Bluthochdruck eine Option sein.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/