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Weihnachten mit einem neuen Untermieter

Ein Editorial von Peter P. Hopfinger: "Für mich war dieses Jahr 2021 mehr als durchwachsen."

 

Es ist das zweite Weihnachtsfest und auch der zweite Jahreswechsel, die wir ganz im Zeichen der Pandemie erleben.

Keine fröhlichen Firmenfeiern, nur wenige Monate im Sommer, in denen uns verantwortungslos die Rückkehr zur Normalität versprochen wurde. Gestrichene Sommerurlaube, ratlose Schüler und ihre Eltern und immer wieder Aufrufe, sich doch – gerade als chronisch kranke Menschen – die lebensrettenden Impfungen gegen das Corona-Virus zu holen.

Viele aus unseren Reihen haben das natürlich getan, aber auch bei Diabetes-Patienten gibt es eine Minderheit, die die Impfung aus verschiedenen Gründen verweigern. Mir persönlich ist das nicht plausibel, aber natürlich bin ich gegen Impfzwang, obwohl ich als kleiner Bub auch zwangsgeimpft wurde, und sich niemand damals daran gestört hat, dass mit der damaligen gesetzlichen Impfpflicht die Pocken ausgerottet wurden. Aber das war vor rund 60 Jahren.

Heute demonstrieren Zehntausende gegen die Maßnahmen, die in der Pandemie „verordnet“ worden sind. Das ist ein Grundrecht. Aber ich verstehe nicht, warum sich besorgte, schwangere oder auch allergische Menschen vor den Karren von rechtsextremen Randalierern spannen lassen.

Ich selbst bin nicht nur drei Mal geimpft sondern teste auch regelmäßig. Zum Glück immer negativ und jetzt habe ich sogar die Gurgeltests für mich entdeckt, die nur anfangs kompliziert klingen, in Wahrheit aber für alle möglich sind, die ein Smartphone bedienen können. Übrigens: die Grippeimpfung habe ich mir auch schon geholt und die Pneumokokkenimpfung liegt schon zu Hause im Kühlschrank.

Für mich war dieses Jahr 2021 auch mehr als durchwachsen. Anfang Juli habe ich mir bei einem selbstverschuldeten Radunfall das erste Mal in meinem Leben einen Knochen gebrochen. Leider war es gleich die Hüfte und seither laufe ich mit einem Titanimplantat durchs Leben, bin aber schon wieder auf meinem Fahrrad unterwegs gewesen. Lesen Sie dazu auch https://diabetes-austria.com/artikel/aus-der-huefte-geschossen

Der nächste Hammer kam im Herbst. Nach Schmerzen in der Brust, die mich ein paar Tage quälten, suchte ich einen Lungenfacharzt auf und wurde durch eine Untersuchungsstaffel geschickt, die mit einer zwar nicht ganz überraschenden, aber doch heftigen Diagnose endete: Lungenkrebs.

Das macht mir wirklich zu schaffen. Ich habe rund 18 Kilo verloren und bringe bei einer Größe von 180 Zentimetern nur noch knapp über 60 Kilo auf die Waage. Ich lebe mehr oder weniger vom Schmerzmittel Paracetamol und der Chefarzt der Krankenkasse hat mir sogar Cannabis-Tropfen als Medizin bewilligt. Sie beruhigen, fördern meinen Appetit und helfen beim Schlafen.

Mein Glück im Unglück: Ich werde von einem der europaweit besten Spezialisten OA Dr. Maximilian Hochmaier vom Krankenhaus Floridsdorf behandelt und werde natürlich – wie bei der Diagnose Diabetes oder dem Hüftbruch – weiter auf meine Kämpfernatur setzen.

Trotzdem ist mir natürlich bewusst: nach dem Untermieter Diabetes, mit dem ich mich in 26 Jahren weitgehend arrangiert habe, ist nun ein weiterer unerwünschter Gast in mein Leben eingezogen, der weitaus gefährlicher ist, als der Diabetes.

Ob und wie lange es mit unserem großen Diabetesportal weitergeht, kann ich in dieser Situation natürlich nicht verbindlich sagen, aber ich werde so lange weitermachen, so lange es irgendwie geht.

Jetzt bleibt mir nur noch Ihnen/Euch trotz aller widrigen Umstände ein frohes, ein besinnliches und vor allem ein gesundes Weihnachtsfest und einen Jahreswechsel zu wünschen, der uns alle in ein besseres Jahr 2022 führt.

Über Post freue ich mich unter hopfinger(at)diabetes-austria.com  und bleibe Ihr/Euer

Peter P. Hopfinger

Herausgeber und Chefredakteur