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Was uns Ärzte verschweigen

Oft unbewusst, manchmal jedoch mit voller Absicht. Aber warum?

Es ist ein Vertrag, dessen Gültigkeit weder eine Unterschrift noch eine mündliche Zustimmung oder einen Handschlag benötigt. Er tritt automatisch in Kraft – jedes Mal, wenn Sie das Sprechzimmer Ihres Arztes betreten. Mit dem sogenannten Behandlungsvertrag verpflichtet sich jeder Arzt dazu, seinen Patienten aufzuklären, ihn zu beraten und Schaden von ihm abzuwenden. Was jedoch kaum jemand weiß: Jeden Tag werden diese Verträge von Ärzten gebrochen. Oft unbewusst, manchmal jedoch mit voller Absicht. Aber warum? Grundsätzlich gibt es für diese Vertragsbrüche drei Gründe:

  1. Unwissenheit: Selbst bahnbrechende neue Erkenntnisse brauchen bis zu 30 Jahre (!), bis sie von allen behandelnden Ärzten berücksichtigt werden. Beispiel: Seit drei Jahrzehnten ist bekannt, dass das Beruhigungsmittel Diazepam (Valium) ebenso süchtig macht wie Heroin – dennoch wird es bis heute millionenfach verschrieben.
  2. Unehrlichkeit: „Was würden Sie tun, wenn Sie an meiner Stelle wären?“ Viele Mediziner fürchten diese Frage und antworten darauf nicht ehrlich bzw. verschweigen den Patienten ihre persönliche Einschätzung. Beispiel: Eine Umfrage der Duke University in North Carolina sollte herausfinden, ob Ärzte ihren Patienten bei einer Darmkrebs-Diagnose die Behandlung empfehlen, die sie selbst als beste erachten. Das Ergebnis alarmierte die Fachwelt: Von 500 Ärzten rieten 40 Prozent ihren Patienten zu einer Operation, die sie für sich selbst ablehnen würden, weil sie zu viele Nebenwirkungen hat.
  3. Desinformation: Fakt ist: Mehr als 50 Prozent der finanzierten Medikamenten-Studien werden von den Pharmafirmen zu ihren Gunsten beeinflusst. Auf der einen Seite hat man Studien, die meistens von den Herstellern finanziert und durchgeführt werden, und die haben damit die Tendenz, überoptimistisch zu sein. Und auf der anderen Seite werden Studien, die nicht das gewünschte Ergebnis bringen, tendenziell seltener publiziert. Für die Ärzte bedeutet das: Bei der Beratung ihrer Patienten verlassen sie sich nicht selten auf Studienergebnisse, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Auch das wird den Behandelten verschwiegen.

Es gibt allerdings eine Instanz, die diesen Missständen in der Medizin den Kampf angesagt hat: die Cochrane Collaboration – ein Netzwerk unabhängiger Mediziner und anderer Wissenschaftler, das weltweit seit 20 Jahren operiert und sich zu einer Art inoffiziellen TÜV für medizinische Produkte und Verfahren entwickelt hat. Idee und Name dieser Gruppe gehen zurück auf den Mediziner Archie Cochrane, einen der Gründerväter der „evidenzbasierten Medizin“. Ziel der Forscher ist es, die unabhängigen und aussagekräftigen Studien von denjenigen Evaluierungen herauszufiltern, die von Pharmakonzernen in Auftrag gegeben wurden, nur mit dem Zweck, das getestete Medikament in den Markt einzuführen. Um Letzteres zu verhindern, werden durch systematisches Überprüfen, Vergleichen und Zusammenfassen von verschiedenen Studien die Wirksamkeit und die Risiken eines Medikaments kontrolliert – und so die Gesundheit der Patienten gewährleistet.

Mittlerweile arbeiten für die Cochrane Collaboration mehr als 37 000 Wissenschaftler in 100 Ländern – ohne Bezahlung. Ihr Ziel: „Wir wollen das Risiko verringern, dass Ärzte ihre Patienten umbringen, nur weil sie einer möglicherweise gefälschten Studie vertraut haben“, sagt Iain Chalmers, der die Organisation gründete.

Lesen Sie hier, wie genau diese Studien zustande kommen, welche Informationen uns Ärzte verschweigen und wie manche Mediziner so das wichtigste Gut des Menschen aufs Spiel setzen: unsere Gesundheit…

Kosten Medikamente mehr Leben, als sie retten?

Was kaum einer ahnt: Es ist in Österreich bis zu 16-mal wahrscheinlicher, an der Einnahme verschriebener Medikamente zu sterben, als an einem Verkehrsunfall. Kein Zweifel: Arzneimittel retten Leben. Dennoch verschweigen viele Ärzte, dass jede Medikamenteneinnahme immer auch Risiken bedeutet – und gemeint sind nicht etwa die Exoten im Apothekerschrank. Ganz im Gegenteil…

Die unsichtbare Gefahr

Die häufigsten Nebenwirkungen und Komplikationen werden durch die Medikamente verursacht, die auch am häufigsten verordnet werden. Und genau hier liegt nach Ansicht vieler Experten das Problem. Denn etwas, das harmlos wirkt, in Wahrheit aber gefährlich ist, ist für den Patienten gleich doppelt gefährlich. Deutlich wird das am Beispiel von Antidepressiva. An der University of Auckland wurde herausgefunden, dass solche Psychopharmaka nur bei einem von zehn Patienten Wirkung zeigen. Trotzdem werden Hunderttausende Menschen, die in Österreich wegen Depressionen in Behandlung sind, auf diese Weise therapiert – obwohl den verschreibenden Ärzten klar sein muss, dass sie viele Patienten damit einem unnötigen Risiko aussetzen.

Denn Tatsache ist auch: Antidepressiva haben enorme Nebenwirkungen. Eine Studie zu gesundheitlichen Begleiterscheinungen von Antidepressiva zeigt, dass allein in den westlichen Ländern mit rund 1,2 Milliarden Einwohnern jährlich rund 500 000 Menschen an den Nebenwirkungen dieser Behandlung sterben.  Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI).

Wie hoch ist das Risiko wirklich?

Seit Jahren tobt in der Fachwelt ein Streit, da das Präparat im Verdacht steht, das Suizidrisiko deutlich zu erhöhen. Schuld daran ist nach Meinung vieler Experten die besondere Eigenschaft von auf SSRI basierenden Medikamenten. Sie sorgt dafür, dass depressive Menschen aktiver werden – ihre Antriebslosigkeit überwinden. Das Problem: Das Medikament verleiht jedem Vorhaben mehr Energie, und dazu gehören auch Suizidabsichten.

Besonders zu Beginn einer Behandlung kann sich „ein Patient noch depressiv fühlen und auch sterben wollen – während das Medikament bereits damit beginnt, den Antrieb zu verbessern“, erklärt Professor Meyer-Lindenberg vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Dennoch wissen selbst Kritiker der SSRI, dass es zurzeit kaum Alternativen zur Behandlung zumindest von schweren Depressionen gibt. Der Grund: Andere Antidepressiva haben noch mehr Nebenwirkungen.

Wie erfindet man eine Krankheit?

Es ist eine Volkskrankheit – und sie kam auch für Mediziner völlig unerwartet aus dem Nichts. Geschätzte 300 000 Österreicher leiden mittlerweile an den Folgen einer Gluten-Unverträglichkeit. Ärzte diagnostizieren sie fortlaufend – doch verschweigen sie den Patienten dabei oft das Wichtigste. Es gibt keinen Beweis für die Existenz einer solchen Intoleranz. Diagnosen sind bislang nur indirekt möglich. Frei nach dem Motto: Können andere Unverträglichkeiten ausgeschlossen werden, muss es Gluten sein. Und weil sich Ärzte aus diesem Grund gar nicht so sicher sind, ob dieses Leiden wirklich existiert, gilt die Gluten-Intoleranz im Gegensatz zur echten Zöliakie – einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut mit Symptomen wie Knochenschmerzen oder Blutarmut – offiziell als sogenannte Disease Mongering oder Krankheitserfindung.

Forscher gehen sogar davon aus, dass nur jeder 20. Gluten-Gepeinigte wirklich an einer echten Unverträglichkeit leidet. Gewinner dieser Entwicklung: die Lebensmittelindustrie – die dafür eine ganze Ernährungssparte in die Welt gesetzt hat. Doch das ist noch nicht alles. Auch jenseits von verhältnismäßig harmlosen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten wird die Liste erfundener, vermeintlicher Krankheiten immer länger.

Depression: Ein Marketing-Gag?

Ein Beispiel: das sogenannte Sissi-Syndrom, eine angebliche Form der Depression. Zum scheinbaren Krankheitsbild zählen Rastlosigkeit, Sprunghaftigkeit, Hyperaktivität, Stimmungsschwankungen und Selbstwertprobleme. Der Medizin- und Wissenschaftsautor Jörg Blech fand heraus, dass die Krankheit nicht etwa in Arztpraxen entdeckt, sondern in der Marketingabteilung eines Pharmaunternehmens erfunden wurde – und zwar um das passende Leiden zu einer bereits entwickelten Pille zu konstruieren, so Blech.

Doch wieso eigentlich dieser ganze Aufwand? „Aus Sicht der Pharmaindustrie werden normalerweise die falschen Menschen krank – nämlich die armen und alten, mit nur noch kurzer Lebenserwartung“, erklärt Prof. Karl Lauterbach. Deswegen habe es für viele Pharmariesen in den vergangenen Jahren im Vordergrund gestanden, Krankheiten wieder zu den Zahlungsfähigen zu tragen – und das gelänge nun mal am einfachsten mit Erkrankungen, die man für die entsprechende Zielgruppe direkt designt. „Ärzte sind in diesem System die Erfüllungsgehilfen der Industrie“, erklärt Blech. Denn kostenpflichtige Beratungen oder bei den Versicherungen nicht erstattungsfähige IGeL-Leistungen sind für praktizierende Ärzte vor allem eines: ein lukrativer Markt. „Wer die Leute nach Hause schickt, kann daran nichts verdienen“, sagt Blech.

Die falsche Depression

Manche Krankheiten müssen gar nicht erfunden werden. Es genügt, Grenzwerte herabzusetzen oder die Krankheitsbilder neu zu definieren. Die Kriterien einer Depression beispielsweise waren vor 20 Jahren erheblich strenger. Gemäß dem Klassifikationssystem der Psychiatrie, dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders IV, darf nun bereits zwei Wochen nach einem Trauerfall eine Diagnose erstellt werden. Bislang lag diese Sperrfrist bei zwei Monaten und zuvor bei einem Jahr, da bei Trauernden sehr ähnliche Symptome auftreten wie bei depressiven Menschen. Die Folge: Menschen, die eigentlich nur Zeit bräuchten, um sich aus eigener Kraft zu erholen, werden womöglich vorschnell zu Patienten erklärt und behandelt.

Sind Diäten in Wahrheit ungesund?

Als Susi ihr E-Mail-Programm schließt, traut sie ihren Augen kaum: „Abnehm-Industrie geschockt. Wie Sie mit diesem Medikament in nur zwei Wochen Ihr Wunschgewicht erreichen!“ Die Anzeige, die auf ihrem Monitor aufgeklappt ist, sieht seriös aus. Katrin klickt auf den Link und landet auf der Webseite eines Online-Händlers für Fitness-Produkte.

Die Diät-Pille wird als Wundermittel aus den USA angepriesen. Für Susi klingt das gut. Vielleicht zu gut. Sie wird misstrauisch und geht noch am selben Tag zu ihrem Hausarzt. Seit acht Jahren behandelt er sie wegen ihres Übergewichts – abgenommen hat sie bis heute nicht. Doch als der erfahrene Arzt von der Abnehmpille hört, winkt er ab. „Davon würde ich die Finger lassen.“

Diät: Ja oder nein?

Stattdessen empfiehlt er ihr erneut eine normale Diät. Sie könne das auch aus eigener Kraft schaffen, wenn sie denn nur wolle. Dass er damit einige der wichtigsten Erkenntnisse der jüngeren Diät-Forschung ignoriert, verschweigt der Arzt …

Auch wenn es viele Ärzte nicht wahrhaben wollen oder weil sie es selbst anders gelernt haben, steht dennoch fest: Übergewicht ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muss. Ganz im Gegenteil. Eine Forschungsgruppe des Center for Disease Control and Prevention in Atlanta kam in einer Metaanalyse von 97 Studien mit rund 2,88 Millionen Probanden sogar zu dem Ergebnis, dass Übergewichtige und Menschen mit leichtem Hang zu Fettleibigkeit länger leben als Normalgewichtige.

Eine andere – von Ärzten kaum beachtete – Erkenntnis der Forschung lautet: Der Misserfolg einer Diät hat rein gar nichts mit dem Willen oder der Entschlossenheit des Patienten zu tun. „Diäten scheitern, weil sie gegen ein elementares Naturgesetz des menschlichen Organismus verstoßen: das Gesetz der Energieversorgung des Gehirns“, erklärt Prof. Achim Peters von der Universität zu Lübeck.

Das Gehirn startet einen Notfallplan

Einfach gesagt: Das Gehirn unterscheidet nicht, ob eine Nahrungsmittelknappheit freiwillig durch eine Diät oder unfreiwillig durch eine Hungersnot zustande kommt. Wird es nicht ausreichend versorgt, deutet es das als Notsituation – und startet einen Notfallplan: Dabei werden der Stoffwechsel und die Körperfunktionen heruntergefahren, um Energie zu sparen.

Medizinisch bedeutet das dann auch: Es kann zu Nebenwirkungen kommen – wie z.B. depressive Zustände, Muskelschwund, Knochenabbau, Gedächtnisschwäche, Müdigkeit oder Rückenschmerzen. Tatsächlich „kommt es ausnahmslos bei jeder kalorien- oder kohlenhydratreduzierten Diät – auch wenn sie von Ärzten als noch so schonend und gesund angepriesen wird – zu Nebenwirkungen. Die allerdings werden verschwiegen“, erklärt Professor Peters.

Und was spricht nun eigentlich gegen die vielversprechenden Diät-Tabletten aus der Werbung? Noch schlimmere Folgeschäden, erklärt Professor Peters. Der Grund: „Es gab tatsächlich Versuche, Abnehmpillen zu entwickeln. Die Einführung dieser Präparate scheiterte allerdings jedes Mal an den damit verbundenen enormen Gesundheitsrisiken für die Behandelten, die sich eben nicht in den Griff bekommen ließen.“ Anders gesagt: Abnehmpillen sind mit ihren zum Teil gravierenden Eingriffen in den menschlichen Stoffwechsel extrem gefährlich – und aus diesem Grund „ist es unwahrscheinlich, dass sie überhaupt jemals zugelassen werden“.

Kann mich eine Grapefruit töten?

Je älter wir werden, desto mehr Medikamente schlucken wir im Durchschnitt. Nicht immer zu unserem Vorteil, denn mit der Pillenflut nehmen auch gefährliche Neben- und Wechselwirkungen zu. Mehr Medikamente bedeuten nicht automatisch eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Das Problem: Egal, wie harmlos ein Wirkstoff ist – trifft er auf einen anderen, reagiert er chemisch mit diesem.

Tödlicher Giftcocktail

Die Folgen können gravierend sein: Medikamente verändern sich, heben sich gegenseitig auf, bewirken das Gegenteil oder verstärken sich sogar so weit, dass sie zu einem tödlichen Gift werden. Ein Russisches Roulette, vor dem Ärzte seit Jahren warnen – vor allem auch mit Blick auf Selbstbehandlungen. Was sie jedoch oft nicht erwähnen: Medikamente gehen nicht nur mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen ein – sondern mit allem, was chemischen Einfluss auf den Körper hat. Und dazu gehören auch Lebensmittel.

Wie sehr Ärzte dieses Risiko ignorieren, zeigt ein Blick in den täglichen Praxisbetrieb. Dort werden Essgewohnheiten in der Regel nicht abgefragt, obwohl der Einfluss von Nahrungsmitteln auf den Stoffwechsel – den körpereigenen Chemiekasten – unbestreitbar ist. Ähnlich verhält es sich mit den standardisierten Patientenbögen. Die Ärzte erkundigen sich hier lediglich nach Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme oder Schwangerschaften. Nahrungsmittel? Fehlanzeige!

Die Mischung macht‘s

Dabei wissen Ärzte, dass selbst Obst schnell gefährlich werden kann. So beeinflusst beispielsweise Furanocumarin, ein Inhaltsstoff von Zitrusfrüchten wie Grapefruits, den Abbau von Medikamenten im menschlichen Körper. Aus einer harmlosen Dosis kann so leicht eine gefährliche werden. Einen 29-jährigen Amerikaner kostete diese Wechselwirkung das Leben: Er nahm ein Antiallergikum gegen Heuschnupfen und wollte mit einem Glas Grapefruitsaft seine Abwehrkräfte stärken. Daraufhin erhöhte sich die Konzentration des Wirkstoffs Terfenadin im Blut um das 30-Fache, was seinen Kreislauf kollabieren ließ.

Ähnlich gefährlich können z.B. Bier, Salami oder reifer Käse sein. Der Grund: Werden sie länger gelagert, enthalten sie große Mengen des blutdrucksteigernden Stoffes Tyramin. Nimmt man gleichzeitig sogenannte Monoaminoxidase-Hemmer zu sich – z.B. zur Behandlung von Angstzuständen oder Depressionen – wird der Abbau von Tyramin gestört. Die Folgen: Kopfschmerzen und ein starker Anstieg des Blutdrucks.

Ein anderes Beispiel betrifft die Asthmatiker in Österreich. Denn einige Asthmamedikamente enthalten Theophyllin. Wird der Stoff in Kombination mit schwarzem Pfeffer eingesetzt, reagiert das Medikament mit Piperin – einer im Pfeffer natürlich vorkommenden chemischen Verbindung aus der Gruppe der Alkaloide – und sorgt so dafür, dass der Theophyllin-Spiegel im Körper ansteigt. Mögliche Symptome: Sodbrennen, innere Unruhe und Herzrhythmusstörungen.

 

 

Leserbrief von Frau Dr. Christine KÖNIG

Sehr geehrter Hr. Hopfinger!

Ich bin regelmäßige Leserin Ihres Newsletters. Vorausschicken möchte ich, das ich kritischen Journalismus durchaus schätze und  nicht leugnen möchte, dass es auch unter uns Ärzten “schwarze Schafe” – sowie in jeder anderen Berufsgruppe auch gibt.

Trotzdem muss ich Ihnen mitteilen, dass ich die Ausführungen in diesen beiden Ausgaben für sehr bedenklich halte.

Aus zeitlichen und fachlichen Gründen möchte ich nur das Thema “Depression” herausgreifen:

In den letzten Jahren gab es einen Rückgang bei den Suizidraten, was z. T. auf die verbesserte Früherkennung/Diagnose bzw.

Behandlung (u. a. mit den von Ihnen verteufelten SSRI´s ) zurückzuführen ist.

Natürlich wäre es besser, Betroffene (auch) einer Psychotherapie zuzuführen, was sich in der Praxis aber leider oft als schwierig erweist.

Ebenso wie Lernen funktioniert auch Behandlung über Beziehung; damit meine ich keinesfalls, dass Patienten “blind” unseren Anweisungen folgen, sondern dass sich ein entsprechendes Vertrauensverhältnis aufbauen lässt, in dem auch Nachfragen möglich ist.

Seit einigen Jahren leite ich eine Balintgruppe, in der Kollegen an “ihrer” Arzt-Patientenbeziehung arbeiten und dafür Freizeit und Geld opfern; denn die meisten von uns haben diesen Beruf gewählt, um den Menschen zu helfen.

Schade, dass mit solchen Artikeln das Arzt-Patienten Verhältnis belastet wird!

Hochachtungsvoll

Dr.med. univ. Christine König, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutische Medizin,  Balintgruppenleiterin

 

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