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Was gibt es Neues bei der inkretinbasierten Therapie?

Die GLP1-Rezeptoragonisten (GLP1-RA) haben die Therapie des Typ-2-Diabetes wesentlich bereichert. Beim diesjährigen amerikanischen Diabeteskongress wurden neue Daten und Perspektiven für dieses Therapieprinzip vorgestellt. 

(9.9.2022) - Vorteilhaft bei den GLP1-RA wie Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®) sind neben einer effektiven Blutzuckersenkung insbesondere das fehlende Hypoglykämierisiko und die Gewichtsreduktion. Dazu kommt, dass in Studien eine kardio- und nephroprotektive Wirkung belegt werden konnte. „Die neue ADA/EASD-Guideline definiert erstmals die Gewichtsreduktion als gleichwertiges primäres Therapieziel wie die Normoglykämie“, so Prof. Jens Aberle, Hamburg.

Darüber hinaus wird empfohlen, bei Patienten mit einer kardialen und/oder renalen Begleiterkrankung die Therapie immer mit einem GLP1-RA oder SGLT2-Inhibitor zu beginnen, und zwar unabhängig davon, ob bereits eine Metformin-Therapie eingeleitet wurde. „Doch was die Wirkmechanismen betrifft, so schützt der SGLT2-Inhibitor vor einer Herzinsuffizienz, der GLP1-RA dagegen eher vor makrovaskulären Komplikationen, entfaltet also eine antiatherosklerotische Wirkung“, so Prof. Stephan Jacob, Villingen-Schwenningen. Somit wäre auch eine Kombination beider Substanzgruppen durchaus sinnvoll. 

Jetzt konnte in einer Studie gezeigt werden, dass eine Verdopplung der Semaglutid-Dosis von 1 mg auf 2 mg einmal wöchentlich zu einer stärkeren Abnahme des HbA1c-Wertes und auch des Körpergewichts führt.

Eine neue, in Entwicklung sich befindende, vielversprechende Option sind die Co-Agonisten wie die Twinkretine. „Twincretine sind Substanzen, bei denen in einem Molekül Agonisten zweier Inkretinrezeptoren eingebaut sind“, so Prof. Sebastian Meyhöfer, Lübeck. Davon erwarte man sich eine gesteigerte Wirksamkeit bzgl. Blutzuckersenkung, aber auch einen zusätzlichen Benefit im Hinblick auf Begleiterkrankungen wie z. B. die nicht-alkoholische Fettleber und die Adipositas.

Ein Twincretin, für das bereits klinische Daten vorliegen, ist der GLP1-/GIP-Agonist Tirzepatid. Die Substanz wird im SURPASS-Studienprogramm untersucht. Im Vergleich mit dem Basalinsulin Insulin glargin U100 fand sich unter Tirzepatid ein HbA1c-Abfall von 2,58 %, in der Glargin-Gruppe waren es nur 1,44 %. Nebenwirkungen (Nausea, Durchfall, Appetitabnahme, Erbrechen) traten unter Tirzepatid häufiger auf, Hypoglykämien aber seltener (9 % vs. 19 %).

Quelle: Presseveranstaltung „ADA 2022 – Live Talk Scientific Debate“; Veranstalter: Novo Nordisk