Wanderwunder Wienerwald
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Das Gute liegt oft viel näher als man glaubt, denken sich die Freunde der Berge während sie über steile Stufen dem Wiener Leopoldsberg entgegenstreben. Es ist ein herrlicher, freundlicher, nicht allzu kalter Spätherbsttag, der Winter steht zwar schon vor der Türe, will aber noch nicht so richtig konsequent Einzug halten. Die Sonne lässt die bunt gefärbten Blätter in vielen Farben leuchten, über der Stadt lichten sich die letzten Morgennebel und geben so ein gewaltiges Panorama für die Wanderer auf dem Aussichtsberg frei.
Im November wissen die Freunde der Berge ja nie so recht, was sie tun sollen. Die klassische Bergsaison ist vorbei und für den Wanderspass im Schnee ist es noch zu früh. Warum nicht einmal eine Tour in Stadtnähe, fragen sich die Freunde, schließlich bietet die Bundeshauptstadt mit ihrem riesigen Wienerwald einiges an Möglichkeiten. Etwas Gescheites muss es aber schon sein, sagen die Freunde, eine echte Wanderung eben und kein Spaziergang.
Kein Problem, die Tour von Nussdorf nach Hütteldorf kann getrost als tagesfüllendes Unternehmen bezeichnet werden, immerhin führt der Weg vom Kahlenbergerdorf über einige hundert Höhenmeter und über Leopoldsberg, Kahlenberg, Hermannskogel usw. bis nach Westen, fast direkt vor die Tore des Fußballstadions zu St. Hanappi. Für einen Teil der Freunde der Berge eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Motivation. Sieben bis acht Stunden sind im brandneuen Wander-Atlas „Rund um Wien“ von Kompass dafür veranschlagt. Na, wir werden ja sehen.
Die Freunde starten in Nussdorf bei der Schnellbahnstation vorerst einmal eben neben der Donau Richtung Kahlenbergerdorf. Kurze Zeit später ist der liebliche Weinort erreicht, zahlreiche Heurige würden hier schon zur Einkehr locken, aber noch heißt es sportlich bleiben und die steilen Stufen auf den Leopoldsberg bezwingen. Von hier oben hat man eine besonders tolle Aussicht. Auf der einen Seite bietet das Panorama Blicke nach Klosterneuburg, auf der anderen Seite sieht man über weite Teile der Großstadt und die spätherbstlichen Weinhänge am Kahlenberg sorgen zusätzlich für angenehmes „Augenwellness“.
Die Freunde halten sich aber nur kurz auf und marschieren gleich hinüber zum Kahlenberg mit seiner unübersehbaren Sendeanlage. Hier geht es schon wesentlich touristischer zu. Der Parkplatz ist an diesem schönen Ausflugstag mit Autos überfüllt und der öffentliche Bus karrt zusätzlich Erholungssuchende auf Wiens wohl bekanntesten Aussichtsberg.
Gute eineinhalb Stunden haben die Freunde der Berge bis hierher gebraucht und nach einer kurzen Verschnaufpause marschieren sie gleich weiter zum höchsten Punkt dieser Wanderung, dem 542 Meter hohen Hermannskogel. Über die Sulzwiese und am berühmten Weingut Cobenzl vorbei führt der Weg nun fast immer durch den Wald bis zur Jägerwiese mit dem Ausflugsgasthaus Agnesbründl und seinem Streichelzoo samt Kinderspielplatz.
Dann steigt der Pfad durch den Wald ein wenig an und kurze Zeit später ist der höchste Berg Wiens mit der Habsburgwarte erreicht. 27 Meter ist die Warte hoch, einem mittelalterlichen Wehrturm nachempfunden und an schönen Wochenenden auch für Besucher geöffnet. Die Freunde machen hier Rast, trinken in der Mittagssonne den mitgebrachten Tee und verzehren ihre Jausenbrote. Doch allzu lang darf nicht pausiert werden, schließlich steht noch ein weiter Weg bevor. Bis hierher braucht man bei gemütlicher Gangart ungefähr drei Stunden, doch es ist noch nicht einmal die Hälfte des Weges absolviert.
Also nehmen die Freunde der Berge ihre Beine in die Hand und machen sich mit verschärfter Gangart wieder auf den Weg. Vom Hermannskogel geht es hinunter zum „Grüß-di-a-Gott-Wirt“ und dann leicht bergauf zum Gasthaus „Häuserl am Roan“. Die Aussicht und die Einkehrmöglichkeiten locken, aber die früh einsetzende Dunkelheit in diesen Spätherbsttagen mahnt zum raschen Weitergehen. Wer allerdings „aussteigen“ will, kann hier in die Buslinie 38a einsteigen und nach einem erholsamen vierstündigem Wandertag in die Stadt zurückfahren.
Ein Teil der Freunde zählt ja bekanntlich zu den „Kampfgehern“ und aus diesem Grund wird an diesem Tag noch weitermarschiert, allerdings in verschärftem Tempo, quasi Nordic-Walking ohne Stöcke. Über den Hameauweg bis zu einer Wiese mit einem kleinen Teich und dann scharf links bergab durch den Schwarzenbergpark bis zur Marswiese ist es so nur ein Katzensprung.
Hier kann man übrigens auch bequem „aussteigen“ und die nur ein paar hundert Meter entfernte Straßenbahnlinie 43 nehmen. Der weitere „Lauf“ der Freunde führt am Hanslteich vorbei bis zum Gasthaus Schottenhof, dann hinauf auf den Gallitzinberg um hier die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Auf der letzten Etappe durch das Rosental und den Dehnepark wird es dann schon richtig dämmrig und bei der Straßenbahnhaltestelle der Linie 49 in der Linzerstrasse ist bereits die Straßenbeleuchtung eingeschalten.
Knapp drei Stunden haben die Freunde vom „Häuserl am Roan“ bis nach Hütteldorf gebraucht, gemütliche, entspannte Wanderer sollten sicherheitshalber eine Stunde mehr einplanen, vielleicht ein wenig früher am Morgen weggehen, denn als Gesamttour ist der Weg von Nussdorf nach Hütteldorf nicht zu unterschätzen. Apropos einschalten und unterschätzen. Als die Freunde der Berge mit der Straßenbahn an St. Hanappi vorbeifahren, ist zufällig gerade das Flutlicht eingeschalten und alle sind sich sicher, dass die Heimmannschaft die Gäste nicht unterschätzen würde. Was sich zwei Stunden später in den Fernsehnachrichten mit einem 4:0 Sieg der Rapid über Mattersburg eindrucksvoll bestätigt.
Gehzeiten:
Nussdorf – Kahlenbergerdorf 30 Minuten. Kahlenbergerdorf – Leopoldsberg 45 Minuten.
Leopoldsberg – Kahlenberg 45 Minuten. Kahlenberg – Hermannskogel 1 Stunde. Hermannskogel – Häuserl am Roan 1 Stunde. Häuserl am Roan – Marswiese 1 ½ Stunden.
Marswiese – Hütteldorf (Linzer Strasse, Straßenbahnlinie 49) 1 ½ Stunden.
Besonderer Wander-Tipp:
Man muss diese Tour wirklich nicht an einem Tag durchmarschieren. Der erste Teil bis zum Weingut Cobenzl oder bis zum „Häuserl am Roan“ bietet schon viel ausgiebiges Wandervergnügen. Von dort kann immer problemlos mit der Buslinie 38a in die Stadt zurückgefahren werden. Der Schwarzenbergpark, der mit der Straßenbahnlinie 43 (Endstation Neuwaldegg) auch problemlos öffentlich erreichbar ist, zeigt sich als eigenes großartiges Naherholungsgebiet für alle „Stadtwanderer“. Vom Westen, also von Hütteldorf sind Dehnepark, Gallitzinberg oder die Steinhofgründe auch schnell erreichbar und erwanderbar.
Der Wanderweg „Rundumadum“ bietet auf 120 Kilometern rund um Wien in 24 leicht zu bewältigenden Etappen entspannte Touren nahe der Stadt. Die Strecke Nussdorf ist ein Teil dieses Weges durch den Wiener Grüngürtel.
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Die tägliche Bewegung in der frischen Luft ist besonders für Diabetiker sehr wichtig. Je nach körperlicher Voraussetzung und Vorliebe lässt sich dabei in den Wiener Naherholungsgebieten jede Menge Sport betreiben. Der an die Stadt grenzende Wienerwald bietet für Mountainbiker, Wanderer, Läufer, Nordic-Walker oder einfache Spaziergänger vielfältige Möglichkeiten ihre Fitness zu verbessern und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr bequem erreichbar.
Das Outdoorvergnügen liegt sozusagen immer vor der Haustür und das gilt für jede Jahreszeit.
Zufahrt:
Mit der Straßenbahnlinie D bis Nussdorf oder mit der Schnellbahn vom Bahnhof Heiligenstadt eine Station bis Bahnhof Nussdorf. In Hütteldorf steigt man dann bequem in die Straßenbahnlinie 49 oder beim Bahnhof Hütteldorf in U-Bahn oder Schnellbahn.
Rückfahrmöglichkeiten währen der Tour: Buslinie 38a und Straßenbahnlinien 43.
Einkehr:
Die Einkehrmöglichkeiten sind auf der Strecke äußerst zahlreich und auch sehr verlockend.
Stellvertretend seien hier das Gasthaus Agnesbründel auf der Jägerwiese, das „Häuserl am Roan“, der Schottenhof und das kleine Schutzhaus im Rosental erwähnt.
Informationen:
www.natuerlichwien.at/rundumadum/dergruenguertel/