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Wandertherapie gegen die Herbstdepression

Bevor der Winter kommt, planen die Freunde der Berge noch eine zünftige Tour auf einen schönen Gipfel im Herzen des steirischen Gesäuses. Doch daraus wird nichts. Vorbei ist die Herbststimmung mit ihrer strahlenden Vielfarbigkeit.

Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs

Von Martin Grabner

Bevor der Winter kommt, planen die Freunde der Berge noch eine zünftige Tour auf einen schönen Gipfel im Herzen des steirischen Gesäuses. Doch daraus wird nichts. Vorbei ist die Herbststimmung mit ihrer strahlenden Vielfarbigkeit. Schlagartig und mit seiner ganzen Wucht zieht der Frühwinter ins Land. An eine Bergtour in höhere Regionen ist alleine wegen der drohenden Lawinengefahr nicht mehr zu denken. Da die Freunde schon einmal am Ausgangspunkt sind, dem kleinen Ort Johnsbach, suchen sie nach einer Alternative, um wenigstens ein bisschen wandern zu können.

Das Auto wird beim Parkplatz unweit des berühmten Bergsteigerfriedhofs abgestellt, mittlerweile schneit es sehr heftig, und die umliegenden Berge sind nebelverhangen. Bei den Freunden der Berge macht sich langsam, auch verursacht durch die Nähe des Friedhofs, eine ordentliche Herbstdepression bemerkbar.

Vom Gasthaus zum Donner ausgehend, gibt es eine schöne Rundwanderung entlang des Johnsbachtals, die zuerst als sogenannter Schattseitenweg gut eine Stunde bis zum Gasthaus Kölbl führt. Die ersten zehn Minuten geht es auf der Straße dahin und dann kurz über eine Wiese leicht ansteigend in den Wald hinein.

Da die Bäume noch sehr viel Laub tragen, liegt hier auf dem Weg nicht soviel Schnee. Auf den Wiesenabschnitten stapfen die Freunde aber durch locker 20 Zentimeter tiefe weiße Pracht, und der Weg ist nicht immer leicht zu finden. Gott sei dank gibt es da die rot-weiß-roten Markierungen an den Bäumen. Weiter geht es auf einer breiten Forststraße immer in Richtung Kneippanlage und Gasthaus Kölbl. Nach einer guten Dreiviertelstunde stehen die Freunde der Berge dann vor der Natur-Kneippanlage. Im Sommer muss es hier sicher sehr reizvoll sein, auf den Holzstufen in den kalten Bach zu steigen.

Mittlerweile scheint die Depression bei den Freunden verflogen. Eigentlich ist es sehr lustig durch den inzwischen tiefen Schnee zu stapfen und die kühle saubere Luft einzuziehen.

Links von der Kneippanlage überqueren sie den Bach und eine Viertelstunde später stehen sie, nach ausgiebigem Tiefschneewaten über den Wiesenweg, vor dem Gasthaus Kölbl.

Hier wird ordentlich Mittagsrast gemacht. In der warmen Stube können die nassen Kleider ein wenig trocknen, ein herrliches Bier löscht den Durst und zum Essen gibt es Biofleisch aus eigener Produktion.

Das Gasthaus ist gleichzeitig der Wendepunkt der Wanderung. Folgt man auf dem Hinweg noch der Schattseite, so geht es jetzt auf dem Sonnseitenweg zurück. Dafür müssen die Freunde zuerst einmal ordentlich über eine Wiese, später auf Serpentinen durch den Wald oberhalb des Gasthauses bis zu einer Forststraße hinaufsteigen. Bei den mittlerweile 30 bis 40 Zentimetern Schnee keine leichte Aufgabe, und nicht wirklich für jedermann zu empfehlen.

Nach einer Dreiviertelstunde ist der rettende Forstweg endlich erreicht, nun geht es immer leicht bergab Richtung Johnsbach zurück. Zum Schluss muss noch einmal ein wenig steil auf einem schmalen Pfad durch den Wald zur Asphaltstraße abgestiegen werden, eine rutschige Angelegenheit, aber auch sie wird gemeistert.

Nach insgesamt fast zwei Stunden Gehzeit wieder am Parkplatz beim Gasthaus zum Donner angelangt, statten die Freunde der Berge dem berühmten Bergsteigerfriedhof von Johnsbach einen kurzen Besuch ab. Der Friedhof, der rund um die barocke Bergkirche angelegt wurde, ist ein bekanntes Mahnmal für die Gefahren des Alpinismus, und die zum Teil historischen Gräber erinnern an die im Gesäuse verunglückten Bergsteiger.

Wer nur den Friedhof besuchen will, und dabei einen kurzen Spaziergang machen möchte, findet mit dem Johnsbacher Bibelweg und einer Gehzeit von einer halben Stunde genau das richtige Auslangen. Direkt hinter dem Friedhof führt der kurze Meditationsweg immer leicht ansteigend bis zu einer Plattform, von der man bei entsprechendem Wetter schöne Blicke in das Johnsbachtal hat. Bildstöcke des Malers Helmut Witte illustrieren am Wegesrand Gleichnisse aus der Bibel.

Die Freunde der Berge bilanzieren bei der Heimfahrt über diesen Tag sehr positiv. Eigentlich war es ein richtiges Abenteuer, diese Schneetour, und der drohenden Herbstdepression konnte im wahrsten Sinne des Wortes „davongewandert“ werden.

Gehzeiten: 
Für die besprochene Rundwanderung braucht man ungefähr 3 Stunden. Ausgehend vom Parkplatz unterhalb des Bersteigerfriedhofs 1 gute Stunde auf dem Schattseitenweg (Weg Nr. 75) bis zum Gasthaus Kölbl und gute 1 ½ Stunden zurück auf dem Sonnseitenweg (Weg Nr. 77).

Bibelweg: Ausgangspunkt direkt hinter dem Friedhof. Gehzeit insgesamt 30 Minuten.

Besonderer Wander-Tipp: 
Johnsbach liegt im Herzen des Nationalparks Gesäuse. Eine besonders geschichtsträchtige, lehrreiche Wanderung ist der Rauchboden-Naturerlebnisweg vom Bahnhof Johnsbach ausgehend bis zum Nationalparkzentrum Gstatterboden. Auf 3,5 Kilometer Wegstrecke

sind verschiedene Erlebnisstationen eingerichtet, wie zum Beispiel Klapptafeln zur Bestimmung von Pflanzen, Visierstäbe zum Anvisieren markanter Geländepunkte und eine Wanderkarte mit den Gipfeln der Hochtorgruppe. Der Weg ist auch mit Kinderwagen oder mit dem Rollstuhl befahrbar.

Der besondere Diabetiker-Tipp: 
Wenn es draußen schön langsam kalt wird, sollte der vorbildliche Diabetiker beim Wandern auf jeden Fall zu einem wärmenden Paar Handschuhe, einer ordentlichen Haube und gescheiten warmen Schuhen greifen. Das Kälteempfinden ist bei manchem vielleicht ein wenig eingeschränkt, Erfrierungen sind deswegen zwar nicht gleich zu befürchten, aber es reicht ja oft schon der Schmerz in Fingern und Zehen, wenn sie in der Wärme wieder auftauen müssen. Über den Kopf lässt der Körper zudem am meisten Wärme entweichen, deswegen schützt beispielsweise eine Fleecehaube gegen drohende Verkühlungen.

Zufahrt: 
Von der A9, der Pyrnautobahn, bei Liezen Richtung Admont/Gesäuse abfahren. Im Ort Admont Richtung Johnsbach/Nationalpark Gesäuse und kurz vor dem Bahnhof Johnsbach rechts ins Johnsbachtal abbiegen

Einkehr: 
Gasthof Kölblwirt, Familie Berghofer-Wolf, A-8912 Johnsbach, Tel.Nr.: 03611-216 
www.koelblwirt.at 
Gasthof zum Donner, Familie Stadlauer, A-8912-Johnsbach 5, Tel.Nr.: 03611-218 oder 269 
www.donnerwirt.at

Informationen: 
www.johnsbach.at 
www.nationalpark.co.at