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Vorsicht vor verstopften Leitungen

100.000 Kilometer ist das Leitungssystem von Arterien, Venen und Kapillaren in jedem Menschen lang. Bei Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, wirken sich Probleme mit diesen verzweigten Versorgungskanälen besonders schlimm aus.

Besonders Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, müssen ihr Kreislaufsystem im Auge behalten

1.2.2019

100.000 Kilometer – 2,5 Mal rund um die Erde – ist das Leitungssystem von Arterien, Venen und Kapillaren in jedem Menschen lang. Über dieses System werden Nahrung, aber auch Vitamine, Hormone und andere Botenstoffe im Körper verbreitet. Bei Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, wirken sich Probleme mit diesen verzweigten Versorgungskanälen besonders schlimm aus.

Die Fakten sind beeindruckend:

  • Das menschliche Herz pumpt täglich rund 8.000 Liter Blut durch den Organismus
  • 100.000 Kilometer Blutgefäße sind die Leitungen für den kostbaren Stoff
  • Sechs bis acht Prozent unseres Körpers bestehen aus Blut
  • Der Lebenssaft fließt mit etwa vier km/h durch unseren Körper und
  • Die Brustschlagader hat durchschnittlich drei Zentimeter Durchmesser (2,5 – 3,5 cm)

 

So weit, so gut, wenn alles störungsfrei funktioniert. Doch bei älter werdenden Menschen und bei chronisch Kranken sind Probleme oft vorhanden. Manchmal zu Beginn oft unbemerkt, später auch mit heftigen Schmerzen verbunden.

Die „Schaufenster-Krankheit“ PAVK

In Deutschland sind 4,5 Millionen Menschen betroffen, die letzten aktuellen Zahlen aus Österreich sprechen von 300.000 Patienten. Es geht um die Periphere arterielle Verschlußkrankheit (PAVK), bei der durch Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette sich ein Gemisch aus Kalzium, Blutgerinnsel, Fett und Bindegewebe die Arterien verlegt. Durch diese Verengung kommen im Gewebe weder ausreichend Sauerstoff noch genügend Nährstoffe an. Der Sauerstoffmangel führt zu Schmerzen beim Gehen. Deshalb bleiben die Patienten alle paar Meter stehen, tarnen ihre Beschwerden oft mit einem Blick in ein Schaufenster und so bekam die Krankheit ihren Namen. Doch so harmlos der Name, so tückisch ist oft der Verlauf. Denn PAVK-Patienten – 85% sind Raucher oder Ex-Raucher – verlieren durchschnittlich acht bis zehn Lebensjahre, drei Viertel versterben an Herzinfarkt oder Schlaganfall. 80 Prozent wissen zunächst nichts ihrer Erkrankung, weil sie anfangs unbemerkt bleibt. Und gut die Hälfte aller Verschlüsse finden in den Arterien von Oberschenkel und Knien statt. Verbunden sind damit oft heftige Schmerzen in den Waden.

Was kann man tun?

Das Wichtigste ist zunächst ein Check: Der Blutdruck wird vom Arzt an Oberarmen und an den Knöcheln gemessen. Aus dem systolischen Wert vom Knöchel und dem diastolischen Wert am Oberarm lässt sich der Knöchel-Arm-Index (engl: ABI-Index) errechnen. Bei Gesunden ist er an Armen und Knöcheln gleich: 1,0. Für eine Erkrankung spricht, wenn der Wert bei den Füssen runtergeht. Je weiter unter 0,9 desto wahrscheinlicher. Der Arzt kann auch die Gehstrecken vermessen, die der Patient schmerzfrei zurücklegen kann und auch jene Strecke dokumentieren, bei der die Schmerzen nicht mehr zu ertragen sind. Weitere Untersuchungen können mit Ultraschall oder Angiographie (Röntgen mit Kontrastmittel) noch präzisere Erkenntnisse bringen.

Wer weiß, womit er es zu tun hat, kann auch richtig reagieren. Die einfachsten Maßnahmen sind wie so oft: Rauchen einstellen, weniger Stress und gesündere Ernährung mit weniger tierischen Fetten. Auch regelmäßiges Gehen hilft. Dabei werden neue Blutgefäße gebildet. Wo das zu wenig hilft, setzen Mediziner zunächst auf Tabletten gegen Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte im Blut. Bei akuten Engstellen setzen Ärzte gerne auf Ballons (Stents), die sie in Routineeingriffen einsetzen oder auch auf Bypässe, bei denen körpereigene Venen oder Kunststoffschläuche eine „Umfahrung“ für einen verstopften Blutweg bilden.

Thrombose: Verstopfung kann tödlich enden

Fast jeder kennt sie, aber keiner will sie haben. Die Rede ist von Blutgerinnsel, Thrombus oder schlicht Pfropfen aus geronnenem Blut, die ein Gefäß verschließen. Schon vor mehr als 160 Jahren erkannte Rudolf Virchow von der Berliner Charité die Auslöser einer Thrombose: mangelnde Bewegung, Verletzungen, Medikamenten oder Hormone können ebenso nahe Verwandte können das Risiko für eine Thrombose oder eine Lungenembolie dramatisch erhöhen.

Wird ein Gerinnsel diagnostiziert, heißt es rasch handeln: Gerinnungsmittel (oral oder injiziert) stoppen das Wachstum des Thrombus und verhindern die Neubildung. Besonders gefährlich wird es, wenn Teile des Thrombus in die Lungen wandern. Dort löst der Pfropfen Brustschmerz, Abgeschlagenheit und Atemnot aus. Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn ein angeschwollenes Bein und Atemnot zusammenkommen. Dann kann nur noch der Arzt rasch helfen.

Rund um Thrombosen ranken sich einige Mythen. Alternativ dazu gibt es auch echte Fakten. Die Risikofaktoren lassen sich in fünf Gruppen einteilen:

Knochenbrüche oder Operationen beschädigen oft die Gefäßwände. Damit erhöht sich oft die Gefahr.

Unbeweglichkeit – wie lange Bettlägrigkeit, aber auch Langstreckenflüge verlangsamen die Blutfluss und steigern das Risiko

Hormone – wie vor allem die Pille, aber auch Präparate, die während der Wechseljahre eingenommen werden, ändern die Zusammensetzung des Blutes, dass dann eher gerinnt.

Der Lebensstil spielt wie immer eine große Rolle. Übergewicht, Bewegungsarmut und Rauchen wirken sich auf die Zusammensetzung des Blutes aus, es fließt langsamer und die Gefäßwände werden in Mitleidenschaft gezogen.

Wenn in der Patientengeschichte bereits einmal eine Thrombose registriert wurde, ist besondere Aufmerksamkeit gefragt. Vernarbte Venen sind auch für eine Neuerkrankung anfälliger.

Und hier die gängigen Mythen rund ums Thema

Falsch ist, dass nur ältere Menschen eine Thrombose bekommen.

Richtig ist hingegen, dass sich Thrombosen meist in den Beinen entwickeln. Dort fließt Blut durch die Schwerkraft langsamer.

Falsch ist auch, dass Lungenembolien meist harmlos sind. Pro Jahr sterben in Europa eine halbe Million Menschen daran, in Deutschland sind es rund 100.000 und in Österreich etwa 10.000.

Falsch ist auch die Meinung, dass eine Thrombose quasi immun gegenüber Neuerkrankungen macht. Das Gegenteil ist wahr. Wer einmal eine hatte, bleibt sein Leben lang gefährdet.

Richtig ist allerdings, dass größere Zeitgenossen ein höheres Risiko für einen Venenverschluss haben. Es steigt proportional mit der Körpergröße an.

Zu guter Letzt die Pflege-Tipps für 100.000-Kilometer Gefäße

Beim Essen:

Vollkorn und Hülsenfrüchte verzögern die Aufnahme der Nährstoffe und verhindern so einen raschen Blutzuckeranstieg.

Knoblauch enthält Allicin und das soll Ablagerungen in den Arterien verhindern.

Raps- und Walnussöl enthalten Omega-3-Fettsäuren. Sie wirken entzündungshemmend und beugen Arteriosklerose vor.

Auch Fische und andere Meerestiere enthalten Omega-3-Fettsäuren und helfen, das Gewicht zu reduzieren oder zu halten.

1,5 bis 2 Liter Wasser oder Tee (ungesüßt) täglich sind ideal.

Beim Bewegen

3 mal pro Woche eine halbe Stunde gehen, garteln, Gassi gehen oder auch tanzen weiten die Gefäße, Risikowerte wie Blutzucker, Blutdruck oder Blutfette sinken. Der Kreislauf kommt in Schwung, die Durchblutung nimmt zu.

Noch besser ist Joggen, Schwimmen oder Radfahren. Dabei wird die Zellalterung gebremst und Venen und Arterien bleiben elastisch. Zusätzliches Krafttraining ist optimal.

Stress lässt sich auch mit Yoga, Qigong oder Tai Chi bekämpfen. Stress ist vor allem für Kalkablagerungen in den Gefäßen verantwortlich.

Sauna, Wassergymnastik, Güsse oder Wassertreten regen durch den Wechsel von warm und kalt die Durchblutung an und machen Gefäße elastisch.

Sportstrümpfe oder auch medizinische Kompressionsstrümpfe unterstützen den Rückfluss des Bluts zum Herzen. (red/pph)