Vereinigte Diabetiker von Europa?
Rund 60 Millionen Menschen in Europa leben mit der Diagnose Diabetes. Das sind umgerechnet drei Viertel der gesamten deutschen Bevölkerung bzw. die siebenfache Bevölkerung Österreichs. Politisch gesehen wäre es die mit Abstand größte Fraktion im Europäischen Parlament.
In Brüssel trafen einander Ende September Diabetes-Aktivisten aus 24 Ländern, darunter auch Österreich, um über den aktuellen Status der Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen nicht nur zu diskutieren, sondern auch anstehende Probleme zu analysieren und Lösungsansätze zu finden.
Denn eines stellte sich rasch heraus: fast in allen Ländern gibt es - wie auch in Österreich - mehrere Gruppen und Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen und einander mehr oder weniger konkurrieren oder auch verschiedene Aufgaben übernommen haben.
Am Beispiel Österreich: bei uns gibt es die ÖDV (Österreichische Diabetiker Vereinigung), die Aktiven Diabetiker Austria (ADA), DIABÄR (den Verein für Diabetiker der Universitäts-Kinderklinik Graz) und last but not least uns, Diabetes Austria - die Initiative Soforthilfe für Menschen mit Diabetes. Jede dieser Gruppen vereinigt ein paar tausend Personen unter ihren Fahnen, aber es gibt keine gemeinsame Vertretung gegenüber beispielweise Politikern, Pharmafirmen oder anderen Institutionen.
Letztere tun sich damit natürlich - im schlechtesten Fall - leicht unsere Anliegen abzuwimmeln. Nach dem Prinzip: "Jeder sagt was anderes, stimmt Euch einmal ab."
In Deutschland ist es noch schlimmer: noch mehr Bundesländer, noch mehr Selbsthilfegruppen.
Und sogar auf europäischer Ebene wird über Zusammenschlüsse nachgedacht. Die Internationale Diabetes Federation (IDF) will verstärkt mit der Europäischen Diabetes Federation (EUDF) in wichtigen Frage kooperieren.
In all diesen Fällen sollen Vereine oder Organisationen keinesfalls ihre Selbständigkeit aufgeben, sondern - in wichtigen Fragen oder auch Forderungen - mit einer Stimme sprechen. Ob und wie das funktionieren kann und soll, wurde einerseits in Brüssel unter Anleitung erfahrener NOVO-Manager initialisiert und andererseits sollen die Vorstellungen, die dort erarbeitet wurden, innerhalb eines Jahres präzisiert und im Idealfall auch umgesetzt werden.
Die Vorzeichen sind günstig: selten habe ich so eine positive Energie gespürt wie bei diesem "Gipfeltreffen" so vieler Selbsthilfegruppen, andererseits stehen in einem Jahr Wahlen zum Europäischen Parlament an. Und: auch Europa-Abgeordnete wollen wiedergewählt werden und haben daher ihre Ohren für Wähler so offen wie selten.
Ich wüßte schon, was ich fordere:
1. ein europaweites Diabetes-Register,
2. Gleiche Rechte in Kindergärten und Schulen für Kinder mit Diabetes und
3. gesetzliche Bestimmungen gegen die Diskriminierung von chronisch Kranken (insbesondere Menschen mit Diabetes) in allen Bereichen.
Aber das ist meine persönliche Meinung. Einen österreichweiten Beschluß muss ein noch zu gründender Dachverband heimischer Selbsthilfegruppen und relevanter Organisationen fassen.
Diabetiker Österreichs, Diabetiker aller europäischen Länder, Diabetiker Europas vereinigt Euch! Gemeinsam sind wir 60 Millionen Menschen und haben eine starke Stimme.
Ich freue mich auf Nachrichten von jedem von Euch und bleibe mit herzlichen Grüßen
Peter P. Hopfinger
Herausgeber und Chefredakteur
Mails an: hopfinger@diabetes-austria.com