Unser täglich Gift gib uns heute
Nagellackentferner und Reinigungsmittel werden als Ecstasy-Ersatz genutzt, Muskatnüsse und Hustensaft als legale Rauschmittel. Was sie alle gemeinsam haben: Ihre Wirkstoffe funktionieren in unserem Körper genau wie harte Drogen (Kokain, Heroin, etc.): Sie überwinden die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, eine Art Firewall im Kopf. Normalerweise schützt diese Barriere unser Denkorgan vor Fremdstoffen. Im Gehirn angekommen, manipulieren die Stoffe unsere Nervennetzwerke – und somit unsere Wahrnehmung und unser Verhalten.
Tatsächlich nimmt fast jeder Mensch täglich Drogen zu sich – ohne es zu wissen. Denn auch in unserer Nahrung sind Stoffe versteckt, die unsere Blut-Hirn-Schranke austricksen. So ist inzwischen klar: Ganz gleich ob Zucker, Salz oder Zusatzstoffe in unserem Essen – sie alle manipulieren exakt jene Sucht- und Belohnungszentren in unserem Gehirn, die auch von harten Drogen aktiviert werden.
Je mehr wir beispielsweise von salzigen Lebensmitteln essen, umso schwächer spüren wir den Belohnungseffekt. Der Körper verliert schließlich das Maß für die richtige Kochsalzmenge. Folge: Wer über Monate hinweg zu viel Salz zu sich nimmt, lässt seine Körper austrocknen und erhöht gleichzeitig den Blutdruck. Dadurch steigt das Risiko eines Herzinfarkts um ein Vielfaches.
FAZIT: Die mit Abstand meistkonsumierten Drogen der Welt sind weder illegal noch besonders teuer. Denn nicht nur illegale Substanzen machen uns abhängig oder verursachen einen Rauschzustand, sondern die Art und Dauer der Anwendung sowie die Dosis bestimmter, völlig legaler Stoffe.
Macht uns Salz so abhängig wie Kokain?
Etwa acht bis zehn Gramm Salz nimmt ein Erwachsener im Schnitt jeden Tag zu sich. Zu wenig, um eine tödliche Überdosis zu erleiden, jedoch knapp ein Drittel mehr als die von Medizinern empfohlene Höchstmenge (Beispiel: Eine Tiefkühlpizza deckt bereits den Salzbedarf eines ganzen Tages). Das hat zwei körperliche Auswirkungen: Das Salz aktiviert die gleichen Suchtzentren wie Kokain – man wird abhängig, meist ohne es zu merken. Und hoher Salzkonsum lässt unseren Körper regelrecht austrocknen. Grund: Wenn wir zu viel Salz aufnehmen, wird das vor allem durch die Nieren ausgeschieden, womit ein hoher Wasserverlust einhergeht. Der Wassermangel führt zu Gefäßverengungen, was wiederum den Blutdruck und das Herzinfarktrisiko steigen lässt. Folge: Weltweit, so schätzen Wissenschaftler, fordert der übermäßige Salzkonsum jährlich 2,3 Millionen Todesopfer – mehr als die meisten illegalen Drogen.
WIRKSTOFF: Natriumchlorid
WIRKUNG IM KÖRPER: Zu viel Salz entzieht Körperzellen das Wasser
MÖGLICHE RISIKEN: Blutdruck und Herzinfarktrisiko steigen
Was passiert bei einer Überdosis Koffein?
Energydrinks enthalten extrem hohe Magenschleimhaut und die Leber gelangen die Stoffe in den Blutkreislauf. Nach 30 Minuten passiert die Substanz die Blut-Hirn-Schranke und überwindet somit die wichtigste Firewall des Gehirns gegen eindringende Giftstoffe. Im Gehirn blockiert das Koffein, ein Purinalkaloid, die Zellen, die für das Aussenden von Müdigkeitssignalen zuständig sind. Die Folgen: Bluthochdruck und ein deutlich erhöhter Herzschlag von bis zu 130 Schlägen pro Minute. Zudem enthalten die meisten Energydrinks Taurin und viel Zucker, um den bitteren Geschmack des Koffeins zu überlagern. Diese Stoffe verstärken die giftige Wirkung des Drinks. Für einige Teenager endete der übermäßige Konsum dieser psychoaktiven Droge bereits tödlich. Nachdem die EU-Staaten Lettland und Litauen den Verkauf von Energydrinks an unter 18-Jährige verboten haben, will jetzt auch England nachziehen. In Deutschland sind die drogenhaltigen Partygetränke auch für Kinder weiterhin legal zu kaufen.
WIRKSTOFF: Purinalkaloid
WIRKUNG IM KÖRPER: Aufmerksamkeit und Konzentration steigen
MÖGLICHE RISIKEN: Panikattacken, Kreislaufkollaps, Nierenversagen Herzrhythmusstörungen
Wie legen Kartoffelchips unser Kontrollzentrum lahm?
Glutamat ist die Allzweckwaffe unter den Geschmacksverstärkern und in fast allem enthalten, was haltbar und salzig ist: Soßen, Wurst, Chips. Dazu sollte man wissen: Bei dem chemischen Zusatzstoff handelt es sich – neurologisch betrachtet – um einen Gehirn-Manipulator. Es ist eine suchterzeugende Aminosäureverbindung, die über die Schleimhäute ins Blut geht, und von dort direkt in unser Gehirn gelangt – und dort einen Befehl aussendet: Iss etwas! Folge: Egal, wie viele Chips wir gegessen haben, wir greifen zur nächsten Kalorienbombe – und werden zum Chips-Junkie.
WIRKSTOFF: Mononatriumglutamat
WIRKUNG IM KÖRPER: schaltet das Sättigungszentrum im Gehirn aus
MÖGLICHE RISIKEN: Magenschmerzen, Migräne, Gewichtszunahme
Trickst Diät-Cola mein Gehirn aus?
Aspartam ist u. a. in Diät-Softdrinks und Kaugummi enthalten. Der Zuckerersatzstoff funktioniert im Gehirn wie eine Droge. Er enthält so viel Energie wie Zucker – doch ein Getränkehersteller benötigt nur etwa ein Zweihundertstel davon, um die gleiche Süße zu erzielen. Das Problem: Verschiedene Studien nähren den Verdacht, dass Aspartam Übergewicht fördert. Der Grund: Das Gehirn geht beim Verzehr der gesüßten Nahrung von Zucker aus, der dem Körper in Wahrheit aber fehlt. Unser Körper regt infolgedessen den Appetit an. Gleichzeitig glaubt unser Bewusstsein, dass wir durch ein Diät-Lebensmittel ja Kalorien „eingespart“ haben und daher ohne Bedenken weiter essen oder trinken können.
WIRKSTOFF: Aspartam
WIRKUNG IM KÖRPER: Appetitsteigerung
GESUNDHEITLICHE RISIKEN: Übergewicht
Kann Petersilie wie Ecstasy wirken?
Petersilie ist eines der am häufigsten genutzten Kräuter Europas. Sie hat allerdings nicht nur einen besonderen Geschmack, sie wirkt auch erregend, berauschend und halluzinogen. Verantwortlich dafür ist der Stoff Myristicin. Er wird bei der Verwertung im Körper zu einer Substanz mit halluzinogenen Effekten, die aufputschend wirken wie die Droge Ecstasy. Allerdings müsste eine ganze Petersilien-Plantage verzehrt werden, um den Effekt der Droge zu erreichen.
WIRKSTOFF: Myristicin
WIRKUNG IM KÖRPER: Halluzinationen, leichte Rauschzustände
MÖGLICHE RISIKEN: keine langfristigen negativen Auswirkungen bekannt.
Wie manipuliert Käse das Gehirn?
Was kaum jemand weiß: Käse enthält das Protein Casein. Wird dieses verdaut, entstehen Casomorphine. Sie sind mit Morphin vergleichbar und wirken schmerzlindernd und leicht betäubend. Wie Drogen und Alkohol überwindet auch Käse mit Leichtigkeit die Blut-Hirn-Schranke, unser Gehirn-Schutzsystem – allerdings sind die Folgen aufgrund der geringen Dosis bei Weitem nicht so verheerend.
WIRKSTOFF: Casomorphine
WIRKUNG IM KÖRPER: wohltuend, beruhigend
MÖGLICHE RISIKEN: keine langfristigen negativen Auswirkungen bekannt
Wie viel Mohn ist zu viel?
Mohn ist vor allem zur Weihnachtszeit als Gebäck sehr beliebt. In den kleinen, schwarzen Samen steckt mehr, als man denkt: Teilweise weisen sie eine hohe Morphinkonzentration vor. Morphin ist ein wesentlicher Bestandteil der gefährlichen Droge Heroin. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher eine tägliche Verzehrmenge von nicht mehr als 50 Gramm. Eine berauschende Wirkung des Morphins ist allerdings erst bei mindestens 200 Gramm spürbar – ein ganzer Mohnkuchen wäre dafür wohl nötig. Wichtig zu wissen: Nach ein bis zwei großen Stücken Mohnkuchen ist bereits eine erhöhte Morphinkonzentration im Urin festzustellen. Für unseren Körper ist das absolut ungefährlich, in einer Drogenkontrolle allerdings problematisch.
WIRKSTOFF: Morphin
WIRKUNG IM KÖRPER: schmerzlindernd und entspannend
MÖGLICHE RISIKEN: Übelkeit, Schwindel und Halluzinationen
Ab wann wirkt Safran narkotisch?
Schon im Altertum wurde Safran nicht nur als Gewürz oder Färbemittel verwendet, sondern auch als Beruhigungsmittel für Kinder. Das in ihm enthaltene Crocin wirkt krampflösend in Lunge und Darm, schmerzlindernd und stimmungsaufhellend. Safran wird daher auch als „Opium für Kinder“ bezeichnet. Aber Vorsicht: Schon ab einer geringen Dosis wird die pflanzliche Droge auch für Erwachsene gefährlich: Bei einem Verzehr von mehr als 1,5 Gramm können bereits Vergiftungserscheinungen auftreten. Nur fünf Gramm reichen für eine narkotische Wirkung, und zwölf Gramm können bereits zum Tod führen.
WIRKSTOFF: Crocin
WIRKUNG IM KÖRPER: beruhigend, schmerzlindernd
MÖGLICHE RISIKEN: Nasenbluten, Schwindel
Macht Marmelade kaloriensüchtig?
Cyclamat ist eines von zehn in der EU zugelassenen Süßungsmitteln. Es kommt – mit der Obergrenze von 1 mg/kg – unter anderem in Diät-Drinks, Desserts und Brotaufstriche wie Marmeladen und Gelees. Für Speiseeis, Bonbons und Kaugummis ist es verboten. Das Problem: Süßstoffe machen ähnlich abhängig wie Zucker, sie aktivieren im Gehirn die gleichen Belohnungsareale. Die Folge: Das Verlangen nach Nachschub steigt, man verzehrt immer mehr. In den USA ist Cyclamat übrigens seit 1970 wegen des Verdachts auf krebserregende Wirkung verboten.
WIRKSTOFF: Cyclohexylsulfaminsäure
WIRKUNG IM KÖRPER: Stimulation der Stimmung, Appetitsteigerung
MÖGLICHE RISIKEN: hohe Abhängigkeit, Übergewicht
Kann eine Nuss mich in Koma bringen?
Nicht mal einen Esslöffel geriebene Muskatnuss braucht es, um in einen euphorischen Zustand mit Halluzinationen zu geraten, der bis zu zwölf Stunden anhalten kann. Grund: Eine Muskatnuss enthält gleich drei psychoaktive Substanzen, die den Wirkstoffen von Ecstasy und Meskalin ähneln. Doch zwischen einem euphorischen Rauschzustand und einem fatalen Höllentrip liegen nur wenige Gramm. Bereits die Einnahme von drei Muskatnüssen kann zur tödlichen Überdosis führen.
WIRKSTOFF: Elemicin, Myristicin und Safrol
WIRKUNG IM KÖRPER: euphorische Zustände, Halluzinationen, Übelkeit
MÖGLICHE RISIKEN: Delirium, Herzstillstand