Skip to main content

Typ-2-Diabetes: Weniger zuckerhaltige Getränke, mehr Lebenszeit?

Wenn Erwachsene mit Typ-2-Diabetes zuckerhaltige Getränke gegen Kaffee, Tee oder pures Wasser austauschen, geht das einer aktuellen US-Studie zufolge mit einer geringeren Sterberate einher.

(Boston, 21.4.2023) - Im Jahre 2021 waren weltweit mehr als 500 Millionen Erwachsene an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Dieser erhöht bekanntlich das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und einen frühen Tod. Die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes. Aber welchen Einfluss hat die Wahl der Getränke auf das kardiovaskuläre und das Sterberisiko? Genau das hat nun eine Arbeitsgruppe um Dr. Qi Sun von der Harvard TH Chan School of Public Health in Boston in den USA untersucht (BMJ 2023; online 19. April).

Die Forschenden haben Daten von 15.486 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes aus der Nurses‘ Health Study (1980-2018) und der Health Professionals Follow-Up Study (1986-2018) in den USA ausgewertet. 74 Prozent der Studienteilnehmer waren Frauen. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden alle Teilnehmer alle zwei bis vier Jahre nach ihrem Getränkekonsum befragt. Berücksichtigt wurden dabei mit Zucker gesüßte Getränke (SSB), Getränke mit Süßstoffen (ASB), Fruchtsäfte, Kaffee, Tee, Vollmilch, fettreduzierte Milch und reines Wasser.

Follow-up von im Durchschnitt 18,5 Jahren

Die Ergebnisse: Während des Follow-up von im Mittel 18,5 Jahren wurden 3.447 kardiovaskuläre Erkrankungen und 7.638 Todesfälle registriert. Unter Berücksichtigung anderer Lebensstilfaktoren und der Anamnese der Studienteilnehmer fanden die Forschenden heraus, dass die Gesamtsterberate bei Studienteilnehmern mit dem höchsten Konsum an SSB (mehr als 1 Portion pro Tag) um 20 Prozent höher war als bei Teilnehmern mit dem niedrigsten Konsum (weniger als 1 Portion pro Tag). Ein starker Konsum bestimmter Getränkesorten (bis zu 6 Portionen pro Tag) war hingegen mit einer geringeren Mortalität assoziiert: Minus 26 Prozent für Kaffee, minus 21 Prozent für Tee, minus 23 Prozent für klares Wasser und minus 12 Prozent für fettreduzierte Milch.

Ähnliches galt auch für die Rate der kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) und die dadurch bedingte Sterberate: So war der höchste Konsum von SSB mit einer um 25 Prozent höheren CVD-Rate und einer um 29 Prozent höheren CVD-Mortalität im Vergleich zum niedrigsten Konsum assoziiert. Der höhere Konsum von Kaffee und fettreduzierter Milch war hingegen mit einer um 18 Prozent geringeren CVD-Rate und einer um 12 Prozent geringeren CVD-Mortalität verbunden.

Weniger kardiovaskuläre Erkrankungen

Eine weitere Beobachtung: Bei Personen, die ihren Kaffee-Konsum nach der Diabetes-Diagnose gesteigert hatten, war die Gesamtsterberate um 18 Prozent geringer als bei denjenigen, die ihren Kaffee-Konsum nach der Diagnose nicht verändert hatten. Ähnlich verhielt es sich auch in Bezug auf den Konsum von Tee und fettreduzierter Milch.

Außerdem: Das Ersetzen von SSB mit ASB war ebenfalls mit einer niedrigeren Gesamtsterberate und CVD.Mortalität assoziiert. Und das Ersetzen von SSB, ASB, Fruchtsäften oder Vollmilch mit Kaffee, Tee oder purem Wasser war konsistent mit einer geringeren Gesamtsterberate verbunden.

Da es sich hierbei nur um eine Beobachtungsstudie handelt, lässt sich kein Kausalzusammenhang nachweisen, räumen die Forscher ein. Außerdem könnte der individuelle Konsum von Getränken auch mit anderen Ernährungs- und Lebensstilfaktoren verknüpft sein, die das CVD-Risiko bei Diabetes-Patienten beeinflussen. Es sei jedoch eine große Studie mit einem langen Untersuchungszeitraum, hohen Responderzahlen und wiederholten Erhebungen von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren vor und nach der Diabetes-Diagnose. Die Ergebnisse stützten daher die Bedeutung der Getränkewahl für den Erhalt der Gesundheit von Diabeteskranken, resümieren die US-Forscher.

So ähnlich sieht das auch Dr. Nita Forouhi, MRC Epidemiology Unit, University of Cambridge. Es blieben aber noch Fragen zu klären, etwa welchen Effekt es habe, wenn der Kaffee oder Tee mit Zucker gesüßt werde oder welchen Einfluss andere beliebte Getränkesorten wie Milkshakes, Smoothies oder heiße Schokolade auf die Gesundheit von Patienten mit Typ-2-Diabetes haben.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/