Typ-1-Diabetes: Sport verbessert Time in Range
(9.5.2023) - Laut einer großen Studie im Real-World-Setting fällt die Blutzuckerreaktion innerhalb der einzelnen Trainingsarten unterschiedlich aus. Die Time in Range jedoch verbesserte sich bei allen Bewegungstypen in den 24 Stunden nach dem Training um den gleichen Prozentsatz.
Kein Sport aus Angst vor Hypoglykämien
Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes günstig auf zahlreiche Gesundheits- und Fitnessparameter, wie die Glukosekontrolle, den Blutdruck oder das Gewicht, aus. Doch nur 30% der Menschen mit der Stoffwechselerkrankung erreichen die pro Woche empfohlenen 150 Minuten an kumulierter mäßiger bis starker körperlicher Betätigung. Grund hierfür ist unter anderem die Angst vor Hypoglykämien.
Viele Faktoren beeinflussen glykämische Reaktion
Die glykämische Reaktion auf eine sportliche Betätigung wird wahrscheinlich durch viele Faktoren wie z. B. die Art der sportlichen Betätigung sowie die Kohlenhydratzufuhr beeinflusst. Unklar ist zudem wie sich z. B. das Geschlecht, das Fitnessniveau, die Art der Insulinabgabe oder die aktuelle Blutzuckerkontrolle auswirken. Licht ins Dunkle sollte die Beobachtungsstudie „Type 1 Diabetes Exercise Initiative“ (T1DEXI) zum häuslichen Training von Michael C. Riddell und Team bringen und bei der Entwicklung von Richtlinien für das Bewegungsmanagement bei Typ-1-Diabetes für Erwachsene helfen [1]. Eine Pilotstudie zu diesem Thema hatten die kanadischen Wissenschaftler bereits im Jahr 2021 veröffentlicht [2].
Knapp 500 Menschen nahmen an der Diabetes-Studie teil
Für ihre Beobachtungsstudie hatten Riddell und Team knapp 497 in den USA ansässige Personen mit Typ-1-Diabetes im Alter von ≥18 Jahren nach dem Zufallsprinzip einer von drei videogestützten Aktivitätstypen (Aerobic (n=162), Intervall- (n=165) oder Widerstandstraining (n=170)) zugeordnet, von denen sie sechs Trainingseinheiten innerhalb von vier Wochen absolvieren sollten. Die Selbstauskunft über die Nahrungsaufnahme, die Diabetes-Anamnese (aktueller HbA1c-Wert, Art der Insulinverabreichung usw.), die Schlafqualität, das Bewegungsverhalten etc. erfolgte über ein Online-Portal.
Es zeigte sich, dass bei aerobem Training der Blutzuckerspiegel am stärksten sank, gefolgt von Intervall- und Widerstandstraining. Die Art der Insulingabe (Hybrid-Closed-Loop-System, Standardpumpe oder Dosieraerosol) hatte hier keinen Einfluss.
Herzfrequenz beeinflusst glykämische Reaktion
Ebenfalls sehr unterschiedlich fielen auch die Blutzuckerreaktionen innerhalb der einzelnen Trainingsarten aus. Der Grund hierfür scheint in den verschiedenen Merkmalen auf Teilnehmer- und Ereignisebene, wie z. B. dem Geschlecht, der Tageszeit der sportlichen Betätigung sowie der Ausgangsglukosekonzentration, zu liegen. So führte beispielsweise ein niedrigerer Ausgangswert der Herzfrequenz zu einem stärkeren Absinken des Blutzuckerspiegels während des Trainings. Das selbst angegebene körperliche Aktivitätsniveau und die Schlafdauer beeinflussten die glykämische Reaktion während des Sports nicht.
Durch Sport verbessert sich die Time in Range
Obwohl sich das mittlere Absinken des Blutzuckerspiegels bei den drei Bewegungstypen unterschied, verbesserte sich die Time in Range in den 24 Stunden nach der 30-minütigen strukturierten Übungseinheit im Vergleich zu einem Tag ohne Trainings im Allgemeinen um etwa 6% – und zwar unabhängig vom Aktivitätstyp, dem Alter, der Krankheitsdauer, dem Ausgangs-HbA1c-Wert, dem Ausgangs-Aktivitätsniveau, der Ausgangs-Schlafdauer oder der Art der Insulingabe. Die Zeit, in der der Blutzuckerspiegel unter dem Normbereich lag, könnte allerdings leicht erhöht gewesen sein.
Limitationen der Diabetes-Beobachtungsstudie
Eine der Einschränkung der Beobachtungsstudie ist, dass die Kohorte möglicherweise nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung von Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes ist. Beispielsweise trieben die Studienteilnehmer regelmäßig Sport, hatten eine gute Blutzuckereinstellung und verwendeten ein kontinuierliches Echtzeit-Glukosemesssystem (Echtzeit-CGM). Personen, die Dosieraerosole verwendeten, waren dagegen unter- und Frauen überrepräsentiert. Des Weiteren wurde nicht untersucht, ob ein erhöhtes Bewegungsvolumen die tägliche Time in Range bei den ursprünglich sitzenden Teilnehmern verbesserte.
Quellen:
- Riddell et al. (2023): Examining the Acute Glycemic Effects of Different Types of Structured Exercise Sessions in Type 1 Diabetes in a Real-World Setting: The Type 1 Diabetes and Exercise Initiative (T1DEXI). Diabetes Care, DOI: 10.2337/dc22-1721
- Riddell et al. (2021): More Time in Glucose Range During Exercise Days than Sedentary Days in Adults Living with Type 1 Diabetes. Diabetes Technology & Therapeutics, DOI: 10.1089/dia.2020.0495