Teil 5: Zwei Wochen bis zum Radfahren – alles wird gut
„Nur noch zwei Wochen“, freut sich Physiotherapeut Mathias Prohaska* mit mir, „dann kannst Du auch wieder auf´s Rad steigen“, verspricht er mir und steigert damit meine Motivation fit zu werden gewaltig. Nur zwei Monate sind dann insgesamt vom Unfall bis zum Neustart am Rad vergangen.
Von Peter P. Hopfinger
Das wird bis auf weiteres der letzte Teil des Blogs „Aus der Hüfte geschossen“, der sich mit den Befindlichkeiten und Folgen meines Radunfalls beschäftigt, bei dem ich mir Anfang Juli die Hüfte gebrochen hatte und in der Folge ein Teil aus Titanium implantiert bekam. Dank günstiger Voraussetzungen (wenig Gewicht und seit 25 Jahren vermehrt sportlich unterwegs) der Kunst der Chirurgen und der optimalen Betreuung durch Physio Mathias werde ich bald wieder per pedes und Rad durch die Stadt unterwegs sein.
Man lernt ja Einiges in solchen Ausnahmesituationen, abgesehen von seltsamen, aber sehr effektiven Turnübungen. Ein Beispiel: Titanium, jenes Metall, aus dem nun meine rechte Hüfte besteht.
So weiß Wikipedia: Titan ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Ti und der Ordnungszahl 22. Es gehört zu den Übergangsmetallen und steht im Periodensystem in der 4. Nebengruppe (4. IUPAC-Gruppe) oder Titangruppe. Das Metall ist weiß-metallisch glänzend, hat eine geringe Dichte, ist dehnbar, korrosions- und temperaturbeständig.
Titan wird heute üblicherweise zu den Leichtmetallen gezählt. Mit einer Dichte von 4,50 g/cm3 bei Raumtemperatur ist es deren schwerstes, liegt nahe an der heute meist verwendeten Grenze zwischen Leicht- und Schwermetallen von 5 g/cm3, sowie genau an der früher üblichen von 4,5 g/cm3.
In der Erdkruste gehört Titan zu den zehn häufigsten Elementen, kommt jedoch fast ausschließlich chemisch gebunden als Bestandteil von Mineralien vor. Aus mehreren Lagerstätten ist jedoch das Auftreten von elementarem Titan nachgewiesen.
Titan wurde 1791 in England von dem Geistlichen und Amateurchemiker William Gregor im Titaneisen entdeckt. 1795 entdeckte es der deutsche Chemiker Heinrich Klaproth im Rutilerz ebenfalls und gab dem Element – angelehnt an das griechische Sagengeschlecht der Titanen – seinen heutigen Namen.
Es gelang jedoch erst im Jahre 1831 Justus von Liebig, aus dem Erz metallisches Titan zu gewinnen.[12] Zu 99,9 % reines Titan stellte 1910 erstmals Matthew A. Hunter (1878–1961) mit dem Hunter-Verfahren her, indem er in einer Stahlbombe Titantetrachlorid (Titan(IV)-chlorid) mit Natrium auf 700 °C bis 800 °C erhitzte.
Erst Ende der 1930er Jahre konnte William Justin Kroll ein für die Technik geeignetes Verfahren, den sogenannten Kroll-Prozess, entwickeln, das 1940 patentiert wurde.[13] In der Folge konnte durch Einführung der großtechnischen Reduktion von Titantetrachlorid mit Magnesium das Titan für kommerzielle Anwendungen erschlossen werden.
Reines Titan kommt in der Erde kaum vor und wird aus Titaneisenerz (Ilmenit) oder Rutil gewonnen. Der dabei verwendete Herstellungsprozess ist sehr aufwendig, was sich im hohen Preis für Titan niederschlägt. Es ist 35-mal teurer als verbreitete Stahllegierungen bzw. 200-mal teurer als Rohstahl (Stand 2013). So kostete im Jahre 2008 eine Tonne Titanschwamm durchschnittlich 12.000 Euro.
In der Medizin findet Titan zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
Als Biomaterial für Implantate in der Medizintechnik und Zahnheilkunde (Zahnimplantate, jährlich ca. 200.000 Stück allein in Deutschland) wegen seiner sehr guten Korrosionsbeständigkeit im Gegensatz zu anderen Metallen.
Eine immunologischeAbstoßungsreaktion (Implantatallergie) gibt es nicht. Auch bei Zahnkronen und Zahnbrücken wird es wegen der erheblich niedrigeren Kosten im Vergleich zu Goldlegierungen verwendet.
In der Unfallchirurgie und chirurgischen Orthopädie ist es heute das Standardmaterial für Endoprothesen (Hüftgelenksersatz, Kniegelenksersatz, Schultergelenksersatz) und Osteosynthesen (Platten, Nägel, Schrauben). Die Titan-Oxidschicht ermöglicht das feste Anwachsen von Knochen an das Implantat (Osseointegration) und ermöglicht damit den festen Einbau des künstlichen Implantates in den menschlichen Körper.
- In der Mittelohrchirurgie findet Titan als Material für Gehörknöchelchenersatz-Prothesen und für Paukenröhrchen bevorzugte Verwendung.
- In der Neurochirurgie haben Titan-Clips für Aneurysma-Operationen wegen ihrer günstigeren NMR-Eigenschaften solche aus Edelstahl weitgehend verdrängt.
Zurück zum Hüftschuss: ganz schmerzfrei bin ich freilich noch nicht. Meist ist es ein Druck auf der rechten Seite, aber nur noch selten kämpfe ich mit Paracetamol dagegen.
Die Krücken sind außer Haus noch immer meine Begleiter. Sie geben mir nicht nur Sicherheit beim Gehen, sondern auch bei der Begegnung mit Mitmenschen. Die Autofahrer stoppen, wenn ich komme, in Öffis wird mir sofort Platz angeboten und selbst die hartnäckigsten Smartphone-Gucker weichen liebevoll aus, wenn ich komme.
Und die anderen kleinen nützlichen Dinge, die ich nach dem Unfall angeschafft habe?
Der Greifarm hat sich als wirklich nützlich erwiesen, weil ich noch nicht wirklich ganz beweglich bin und man mit ihm wirklich gut Dinge vom Boden aufheben kann.
Die Sitzpolster kommen ebenso noch zum Einsatz, wie der erhöhte Toilettensitz und auch das Badewannen-Brett liegt noch über der Wanne und hilft. Wäre doch zu blöd, wenn ich beim Duschen ausrutsche.
Die kommenden zwei (oder auch drei) Wochen sind spannende und sicher auch mühsame Arbeit an mir und für mich. Damit ich in einem hoffentlich herrlichen Herbst noch ein paar Runden mit dem Radl fahren kann.
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TEIL 1: Aus der Hüfte geschossen
TEIL 2: Diabetes und andere Spitalsgesellen
TEIL 3: Willkommen zu Hause in einer verflixten neuen Welt!
TEIL 4: Infos, Ezzes, Emotionen
Fragen, Ihre Erfahrungen oder anderes erreichen mich unter hopfinger(at)diabetes-austria.com
*MATHIAS PROHASKA
Über mich
Durch viele Jahre Leistungssport (Volleyball) bin ich bereits in jungen Jahren sehr intensiv in Kontakt mit der Physiotherapie gekommen. Aufgrund mehrerer Verletzungen habe ich durch nachhaltige Physiotherapie alle Phasen der Rehabilitation am eigenen Körper erfahren dürfen. Die Möglichkeiten einer optimal eingesetzten Kombination an aktiven und passiven Maßnahmen haben mich seither fasziniert. Diese „gesunde“ Mischung versuche ich auch in meinem Tun als Physiotherapeut umzusetzen. Das breite Spektrum an Möglichkeiten der Physiotherapie erachte ich als das gewisse „Extra“ und macht die Physiotherapie für mich so spannend.