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TEIL 4: Infos, Ezzes, Emotionen

Hüft-Lockdown – der lange Weg ins normale Leben

Von Peter P. Hopfinger

Ich befinde mich zweifellos im Hüft-Lockdown, das ist Covid mal persönlich eingeschränktem Aktionsradius von rund 500 Metern. Also Maske plus Krücken und maximale Tragerlaubnis von 1,5 Kilo. Erfreulich und wohltuend: ich bekomme nicht nur hunderte Genesungswünsche, sondern auch wertvolle Ratschläge, interessierte Nachfragen und habe Begegnungen der besonderen Art.

Mehr als drei Wochen ist mein Unfall her, ich bin seit 14 Tagen zu Hause und sehe den unglaublich langen Weg bis zur vollständigen Genesung vor mir – drei Monate Minimum, vielleicht auch ein halbes Jahr. Eine Familienpackung Paracetamol dämpft den permanenten, manchmal mehr, manchmal weniger pochenden Schmerz. Besonders schlafen ist eine Tortur, weil man nur am Rücken, am Bauch oder auf der unverletzten Seite liegen kann.

Wann kann ich wieder mit dem Rad fahren? Baden ist im heurigen Sommer ohnedies gestrichen (weil ich mich weder auf einer Wiese niederlassen, geschweige denn wieder aufstehen kann) und auch Gasthausbesuche sind nur eingeschränkt möglich, weil die meisten Sessel beim Wirten zu niedrig sind.

Auch Einkäufe sind auf Kleinstmengen beschränkt. Erstens, weil man nicht weit gehen kann und zweitens, weil man nichts bis maximal 1,5 Kilo tragen darf. Dazu kommt das Herumgewurschtl mit den Krücken, denn eigentlich sind ja damit bereits die Hände voll.

Dabei gibt’s am Weg von und zum Supermarkt durchaus bemerkenswerte Begegnungen. Etwa wenn ich bei meinem ersten Ausgang nicht nur von einem Kollegen Krückengeher sondern auch von einer Dame am Rollator überholt werde.

Oder wenn mir freudig wedelnd ein junger Labrador entgegenkommt und sein Besitzer leutselig meint: „Er liebt alle Krüppeln, egal ob Rollstuhl, Rollator oder Krücken…“

In Wien hat man´s gut. Da gibt´s neben Freunden, die einem Besorgungen erledigen, auch den Fond Soziales Wien, der hilft, das neue Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Ein Besuchsdienst, der nicht nur (bei mir theoretisch) bei der Körperpflege hilft, sondern auch Einkäufe oder einfache Reinigungsarbeiten im Haushalt übernimmt. Je nach Bedarf zwei bis dreimal pro Woche. Bei mir reichen zwei dieser Besuche.

Neben einige Anfragen von Bekannten und Freunden, die eine derartige Hüftoperation vor sich haben, bekomme ich auch wertvolle Tipps von solchen, die das Prozedere bereits überstanden haben.

Michaela ist da besonders hilfreich. Sie hat mir nicht nur einen Folder mit Übungen übermittelt, sondern mir auch den Physiotherapeuten Mathias Prohaska empfohlen. Er hat nicht nur am gleichen Tag wie ich Geburtstag sondern verströmt auch erfrischenden Optimismus: „Dich kriegen wir schon wieder hin“, meint er, nachdem er mich bei einem ersten Termin durchgecheckt hat.

Ich bekomme einige Übungen „aufgebrummt“: Auf Zehen gehen, vor und zurück OHNE Krücken gehen, leichte Kniebeugen – all das um den Gluteus maximus zu stärken. Wir haben acht Termine vereinbart und ich werde natürlich vom Fortschritt berichten.

Eine große Frage bleibt noch offen: Ein Reha-Aufenthalt?

Michaela und der Physiotherapeut Mathias meinen: Unbedingt!

Andere sagen: Nicht notwendig, so fit, wie Du bist.

Ich bin unschlüssig. Vor allem deshalb, weil ich nicht weiß, wann so ein Reha-Aufenthalt anzutreten ist. Im Herbst ist viel für Diabetes zu tun und im Winter mag ich in keine Reha-Zone.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

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Fragen, Ihre Erfahrungen oder anderes erreichen mich unter hopfinger(at)diabetes-austria.com