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Strahlende Feiertage

Peter P. Hopfinger: Nach meinem Editorial über den neuen Untermieter Krebs erreichten mich eine unglaubliche Menge an Zuspruch, aufmunternden Worten und Durchhalteparolen.

Von Peter P. Hopfinger

Nach meinem Editorial über den neuen Untermieter Krebs erreichten mich eine unglaubliche Menge an Zuspruch, aufmunternden Worten und Durchhalteparolen. Ich bedanke mich an dieser Stelle für jede einzelne Nachricht, weil es mir nicht möglich war, jede zu beantworten. (Eine Auswahl ist HIER  zu finden).

Der neue Untermieter birgt ja selbst für erfahrene Patienten eine Menge Überraschungen, die man – wenn überhaupt – nur aus Beobachtungen von Freunden oder Verwandten oder deren Erzählungen kennt.

Die erste ist ohne Zweifel der Schmerz, der in meinem Fall die rechte Hälfte der Lunge an gleich zwei Stellen beeinträchtigt.

Die zweite ist der radikale Gewichtsverlust, der in meinem Fall rund 18 Kilo ausmacht und die dritte ist zweifellos die Warterei bis es endlich zu therapeutischen Maßnahmen kommt.

Letzteres erklärt sich nicht nur mit den aktuellen personellen Engpässen, die durch die Corona-Pandemie in Spitälern entstanden sind. Denn bevor heilende Maßnahmen wie etwa eine Bestrahlung eingesetzt werden können, muss abgeklärt werden, ob und welche Art von Untermieter sich in der Lunge und auch in anderen Körperregionen angesiedelt hat.

Ich durchwandere also zwei CT-Untersuchungen, eine Bronchienbiopsie und eine Darmspiegelung bevor es kurz vor Weihnachten zu einer ersten Strahlenbehandlung in der Strahlenonkologie bei Primaria Dr. Irene Wedrich im Wilheminenspital kommt.

Kurios: bei einer Voruntersuchung dort werde ich mit drei „Fadenkreuzen“ in der Mitte und auf beiden Seiten meines schmal gewordenen Brustkorbs bemalt.

Dreizehn und mehr solcher Bestrahlungen sind bis ins neue Jahr hinein geplant, weshalb die Bezeichnung strahlende Feiertage für mich eine völlig neue Bedeutung bekommt. Das Prozedere selbst ist relativ unspektakulär und dauert nur wenige Minuten. Freilich: An- und Abreise sowie Warten hinterlassen den Eindruck, dass von der vermutlich verkürzten Lebenszeit etliche Stunden abgezwackt werden. Was soll´s, wenn´s hilft.

Ich lasse mir von Primaria Wedrich erklären, was genau passiert: hochdosierte Röntgenstrahlen werden punktgenau auf die beiden Tumore abgefeuert und sollen im optimalen Fall das Wachstum nicht nur zum Stillstand bringen, sondern das Tumorgewebe auch zerstören und damit auch weiteres Wachstum verhindern.

Verstanden hab ich jetzt auch den dramatischen Gewichtsverlust von rund 18 Kilo. Das aggressive Wachstum der Krebszellen fordert auch jede Menge Energie und die holt sich der Krebs aus meinen Reserven. Aber damit sollte jetzt bald Schluss sein.

Gegen Ende der strahlenden Feiertage bekomme ich dann einen Termin, bei dem durch eine (oder mehrere) Infusion(en) meine Immunabwehr gestärkt und aufgepäppelt werden soll. Ich halte Euch/Sie weiter informiert.