Spritzen: So bleiben kleine Patienten angstfrei
Im Laufe ihrer Kindheit müssen Mädchen und Buben etliche Impfungen, Injektionen und medizinisch notwendige Einstiche über sich ergehen lassen.
Weil diese zu den von Heranwachsenden am meisten gefürchteten ärztlichen Handlungen gehören, hat eine Gruppe kanadischer Wissenschafter zuletzt nach Möglichkeiten gesucht, wie die Begegnung mit der Nadel weniger angsteinflößend gestaltet werden könnte. Und das Team um die Psychologin Lindsay Uman von der Dalhousie University in Halifax in Nova Scotia wurde fündig: Gleich mehrere Methoden eignen sich den Forschern zufolge, um Kindern die Angst vor dem Einstich zu nehmen – oder sie zumindest kurzfristig davon abzulenken.
Datenmaterial aus 28 Studien
Mithilfe von einfachen Methoden würde es Ärzten, medizinischem Personal und sogar den Kindern selbst gelingen, dem Pieks den Schrecken zu nehmen und mit der Situation besser zurechtzukommen, beschreibt Uman. Die Forscher analysierten die Ergebnisse aus insgesamt 28 Studien. Kinder mit pathologischer Spritzen-Phobie waren nicht einbezogen worden, die untersuchten Probanden hatten allesamt "normale" Angst vor den Nadeln gezeigt. Die durchgeführten Behandlungen umfassten neben Impfungen auch Entnahmen von Knochenmark und Liquor. Rund 2.000 Kinder und Jugendliche wurden in den Studien erfasst.
Ablenkung zeigt Erfolg
Die untersuchten Methoden zur Minderung der kindlichen Angst umfassten simple Ablenkung, Hypnose und das Wiederholen ermutigender Aussagen seitens des Kindes. Auch auf das Verhalten gerichtete Maßnahmen wie Atemübungen und verschiedene Entspannungstechniken wurden auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Manche Interventionen waren ohne Aufwand durchzuführen, andere machten den Einsatz von Videofilmen oder Audiotechnik notwendig. Allerdings zeigte die Studie, dass weniger oft mehr ist: Die kindliche Angst ließ sich den Forschern zufolge am besten mit einfachen Maßnahmen vertreiben. So schnitten Techniken zur Ablenkung neben Verhaltens-Interventionen und Hypnose am besten ab.
Langes Training nicht vonnöten
Die kleinen Patienten ließen sich von ihrer eigenen Angst oft schon dadurch ablenken, dass sie Zahlenreihen laut aufsagten, oder während der Injektion einer Geschichte zuhörten. Sehr kleine Kinder ließen sich häufig durch Seifenblasen erfolgreich auf andere Gedanken bringen. Einige Anästhesisten beherrschen Uman zufolge gar ein kleines Repertoire an Zaubertricks, um die Kinder kurzfristig abzulenken. Viele der Methoden erfordern nach Ansicht der Psychologin weder großes Können noch langes Training. Was es allerdings braucht, ist die Bereitschaft von Ärzten und Krankenpersonal, sich mit den Bedürfnissen der kleinen Patienten auseinanderzusetzen.