Sport bei Diabetes: Auch Krafttraining senkt den HbA1c-Wert
Nicht nur mit Ausdauersport, auch mit Krafttraining können Typ-2-Diabetiker ihren HbA1c-Wert senken. In einer Metaanalyse hing der Nutzen vom Kraftzuwachs durch die Übungen ab.
(Newcastle, 21.3.2022) - Der Nutzen von Sport und Bewegung im Management von Typ-2-Diabetes ist inzwischen sattsam bekannt. Wissen trägt aber auch hier nur Früchte, wenn man es in die Tat umsetzt, und da beginnen dann auch schon die Probleme. Sport für Diabetiker – das meint in aller Regel Ausdauertraining, und dem stehen bei vielen Patienten nicht nur die allgemeine menschliche Trägheit, sondern oft auch körperliche Gebrechen entgegen. Mit Übergewicht lässt sich Ausdauer unter Umständen nur mühevoll trainieren, Arthrosebeschwerden von Knie oder Hüfte können das Training vollends zur Qual machen.
Da mag es in vielen Ohren wie eine gute Nachricht klingen, dass es auch anders geht. Anna Jansson von der University of Newcastle in Australien und Kollegen haben 20 randomisierte Studien mit 1172 Teilnehmern analysiert, in denen erwachsene Patienten mit Krafttraining den Patienten von Kontrollgruppen gegenübergestellt worden waren. In Kontrollgruppen waren zum Beispiel Patienten auf einer Warteliste, mit Scheinübungen, mit Ausdauertraining oder mit Kombinationen von Ausdauer- und Kraftübungen (BMJ Open Diab Res Care 2022; 10: e002595).
Wöchentliches Training über mindestens acht Wochen
Für das Krafttraining fanden freie Gewichte oder andere übliche Kraftgeräte Verwendung, darunter auch elastische Bänder, die Übungen waren dabei ein- bis zehnmal mit Annäherung ans persönliche Maximum zu wiederholen. Die Gesamtdauer des Trainings betrug zwischen acht Wochen und 14 Monaten. Geübt wurde ein- bis fünfmal wöchentlich.
Das Krafttraining senkte den HbA1c-Wert im Mittel um 0,39 Prozentpunkte; die Reduktion war statistisch signifikant. Bedeutsame Unterschiede zu den Effekten eines Ausdauertrainings waren nicht erkennbar. Der Nutzen des Krafttrainings hing aber davon ab, wie hoch der Zuwachs an Muskelkraft ausfiel – je mehr, desto ausgeprägter auch die Senkung des HbA1c-Wertes. Die fettfreie Körpermasse wurde allerdings nicht bestimmt, sodass nicht klar ist, ob der Trainingseffekt eine Funktion der Muskelmasse ist. Die Dauer der Intervention beeinflusste das Ergebnis indessen nicht.
Nur in der Hälfte der untersuchten Studien war geprüft worden, ob die Probanden trainingsmäßig bei der Stange respektive bei der Hantel blieben. Das mag den Effekt des Trainings beeinflusst haben. Alles in allem ziehen Jansson und Mitarbeiter aber ein positives Fazit aus ihren Resultaten. „Krafttraining ist eine wirksame Strategie zur Verminderung des HbA1c von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes“, schreiben sie. Interventionen mit stärkerem Zuwachs an Muskelkraft seien dabei effektiver als solche, die nur mittlere oder kleine Effekte erzielten.
Quelle: https://www.aerztezeitung.de/