Spiden will Apple mit einem Blutzucker-Sensor zuvorkommen
Das Schweizer Start-up entwickelt einen Handgelenk-Tracker, der den Blutzuckerspiegel ohne Nadelstich misst. Das könnte die Behandlung von Diabetikern einfacher und günstiger machen.
(Pfäffikon, 18.8.2023) - An dieser Technologie forschen auch Apple und Samsung – bislang aber noch ohne durchschlagenden Erfolg: den Blutzuckerspiegel ganz ohne Nadelstich zu messen. Das Start-up Spiden aus dem Schweizer Ort Pfäffikon bei Zürich kommt nun dem Durchbruch näher. Spiden will den Blutzuckerspiegel mit einem optischen Verfahren messen, also mithilfe einer Lichtquelle – ähnlich wie Smartwatches von Apple oder Samsung bereits heute den Puls messen.
Die Nutzer könnten den Sensor in einem tragbaren Stück Technologie, einem sogenannten Wearable, einfach anziehen. Leo Grünstein, Gründer und CEO von Spiden, ist überzeugt: „Unser Wearable kann ein Massenprodukt werden.“ Der Markt für kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) sei ein „Multimilliardenmarkt“.
Viele Diabetiker nutzen heutzutage eine sogenannte minimalinvasive Technologie. Dabei stecken sie eine etwa einen Zentimeter lange Nadel an einem Mikrochip in die Hautoberfläche. Die Daten, die der Mikrochip erhebt, kann der Nutzer in Echtzeit per App auslesen und so seinen Blutzuckerspiegel kontinuierlich beobachten.
Um wen geht es?
Leo Grünstein hat Spiden im Jahr 2017 gegründet. Zuvor war der frühere McKinsey-Berater und Ex-Investmentbanker an mehreren Co-Gründungen und Start-up-Investments beteiligt. Zuletzt baute er das Fintech Moneypark mit auf und verkaufte es zu einer Bewertung von 150 Millionen Franken an den Versicherer Helvetia.
Für Spiden konnte er mehrere Industrie-Experten gewinnen: Chief Technology Officer Bernd Wittner hat 20 Jahre Erfahrung bei Medizintechnikunternehmen. Im Beirat sitzt unter anderem Young Sohn, Gründungspartner des Risikokapitalgebers Walden Catalyst und früherer Chef von Samsung Electronics.
Wie funktioniert die Technologie von Spiden?
Spiden will den Glukosewert im Blut mithilfe spektroskopischer Methoden bestimmen. Dabei bestrahlen sie Blut und Gewebe mit einer Lichtquelle, etwa einem Laser. Das Licht wird vom Gewebe reflektiert und dann durch einen Sensor gemessen. Die Entwickler machen es sich dabei zunutze, dass chemische Verbindungen Licht in bestimmten Wellenlängen reflektieren und ihm so ihren charakteristischen Stempel aufdrücken.
So kann der sehr empfindliche Sensor die Glukose im Blut an ihrem spezifischen Lichtspektrum im reflektierten Licht erkennen. Komplexe Computeralgorithmen, die Spiden rund fünf Jahre lang mit verschiedenen Glukose- und Blut-Messdaten trainiert hat, erlauben dann Rückschlüsse auf die Glukosekonzentration im Gewebe und schließlich im Blut.
Im Labor von Spiden in Pfäffikon füllt der Aufbau des spektroskopischen Verfahrens einen ganzen Raum. Ein Forscher-Team arbeitet daran, es deutlich zu schrumpfen, damit es in ein Handgelenk-Gerät von der Größe einer Apple-Watch passt.