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Sex: Eine Wortschatz-Suche

Wofür das neue Jugendwort des Jahres steht und warum der derbe Charme des österreichischen Dialekts in punkto Erotik immer noch für ein Schmunzeln sorgt.

Von Gabriele Kuhn*

Alle Jahre wieder wird das Jugendwort des Jahres gewählt, alle Jahre wieder behaupten junge Menschen, dass sie dieses Wort noch nie benützt hätten. Zumindest in meinem „Jugend-Umfeld“ (Tochter, Sohn) sorgt die Wahl immer auch für ein bisschen Amüsement. Was haben wir über „Smombie“, „I bims“ oder „fly sein“ gelacht.

Doch nun, so heißt es, kommt endlich ein „populäres Wort“ zu Ehren, das seit Jahren verwendet wird – auch im anzüglichen Sinn. „Smash“ ist das Jugendwort 2022. Ein Anglizismus, wie so oft – der im Englischen für „zerschlagen“, „zerschmettern“ oder aber „zerbrechen“ steht. Das passt gut zum „Smash“ im Tennis, zum Beispiel. Man kennt den Begriff auch in Form des „Smash-Hits“.

Bei Jugendlichen hingegen hat er neuerdings eine erweiterte Bedeutung, indem er als Verb eingesetzt wird: smashen. Womit wir auch schon beim Thema „Sex“ wären. In diesem Kontext heißt es nämlich so viel wie: mit jemandem etwas anfangen, jemanden abschleppen oder auch mit jemandem Sex haben. Der „Smash“ selbst kann das Objekt der Begierde sein oder aber ein Date. Entwickelt habe sich diese Begrifflichkeit aus dem Datingspiel „Smash oder Pass“, das - so heißt es in der Aussendung dazu - ans Flaschendrehen aber auch die Datingapp Tinder erinnert. Dabei werden potenzielle Partner als „Smash“ angenommen oder als „Pass“ abgelehnt.

Ein guter Moment, über gute, alte Zeiten nachzudenken, als die Thematik „Koitus“ & Co noch diesen österreichisch-schlurfigen Charme hatte – ein bisserl ordinär, doch jeder wusste, worum es geht und was gemeint sein könnte. Frei nach einem Gedanken des Dichters Josef Weinheber: „Sprach, des is Bluat, und Schrift is Papier.“

Also hatte man ein „Pantscherl“ und in der „Ansapanier“ einen „Aufriss“, bandelte an und war im „Aufzwickn“ hoffentlich ein Weltmeister. Mit der Absicht, möglichst zügig zu pempern, zu schustern, zu tupfen, eine Nummer zu schieben, zu bumsen, zu pudern, zu knallen, zu nageln, zu schnackseln, zu schustern oder zu wetzen. Von „L’amour-Schmäh“ ist im Buch „Wiener Witz“ da die Rede, in etwa so: „Bei de zwaa hot’s gleich g’schnackelt – und daunn haum s’aa glei g’schnackselt.“ Oder so: „Querbrod’n – guat und schee: Owa beim Querpudern heat si da Spaß auf.“ A so a Hetz! Derbe Deftigkeit, nicht vom Feinsten – aber erfrischend echt und authentisch. Und wenn sie nicht gestorben sind, haben zwei dann auch noch „an Gschrapp‘n baut“ (Kind gezeugt).

*Gabriele Kuhn ist seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressortleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin der Lebensart. Seit 2017 Autorin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Und damit's nicht fad wird, schreibt sie seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox - Szenen einer Redaktionsehe" gemeinsam mit ihrem Mann Michael Hufnagl, ebenfalls Journalist. Außerdem: Autorin dreier Bücher.

Für Diabetes Austria schreibt sie Kolumnen rund ums Thema Liebe, Sex und Diabetes.