Selbstmanagement: Auf Körpersignale achten!
Viele Menschen haben bereits Bekanntschaft gemacht mit jenen kleinen, zunächst unspektakulären Signalen des Körpers, die uns warnen möchten. Ein Stechen im Kopf, unstillbarer Durst, plötzliche Rückenschmerzen in Stresssituationen – wenn unserem Körper etwas fehlt, zeigt er uns das in der Regel sofort an. Das Problem: Wir haben in Zeiten moderner Hightech- Medizin verlernt, diese uralte Sprache in uns zu verstehen. Doch: Jeder Mensch kann wieder lernen, die eigenen Körpersignale richtig zu deuten. Wir müssen uns selbst nur besser zuhören.
Die meisten Menschen lernen schon in der Kindheit: Wenn mit dem eigenen Körper etwas nicht stimmt, geht man zu einem Arzt. Und daran ist auch überhaupt nichts verkehrt. Was aber viele angesichts dieser medizinischen Rundumversorgung vergessen: Unser Körper sendet in der Regel schon warnende Signale, lange bevor wir krank werden. Jedes Symptom ist ein spezifisches Signal des Körpers, dass etwas nicht stimmt bzw. etwas unsere Aufmerksamkeit braucht.
Scheinbar instinktiv verstehen wir etwa das Körpersignal der Gänsehaut, wenn es kalt ist, als Hinweis, dass wir uns wärmer anziehen müssen. Ein Husten bedeutet uns, dass wir etwas in der Lunge haben, das zwar harmlos ist, dort aber nicht hingehört. Es kann aber auch bedeuten, dass man an einer gefährlichen allergischen Reaktion auf ein Medikament leidet. Und hier liegt das eigentliche Problem mit den Körpersignalen. Denn so schnell und zuverlässig der Körper uns auch warnt – seine Signale sind oft mehrdeutig. Forscher raten deswegen, sich bewusst mit dem speziellen Dialekt der eigenen Körpersprache auseinanderzusetzen – und sich eine Art Vokabelheft für zukünftige Gespräche anzulegen.
Lesen Sie im Folgenden über 16 Körpersignale, die man nicht ignorieren sollte - und was sie bedeuten.
1. Wenn es im Magen brennt
DAS SIGNAL: Egal, ob ein Ziehen, Drücken oder Brennen – Mediziner raten grundsätzlich dazu, Beschwerden im Bauchbereich immer ernst zu nehmen und möglichst schnell zu behandeln. Denn unsere Körpermitte bildet nicht nur etwa 80 Prozent aller Immunstoffe, sie ist über Millionen von Nervenzellen mit dem Gehirn vernetzt.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Gallensteine, Blinddarmentzündung, Sodbrennen – die Gründe für Magenbeschwerden können vielfältig sein. Wandert der Schmerz über Wochen Richtung Rücken und geht einher mit Gewichtsverlust, kann dies ein Zeichen für Darmkrebs sein.
2. Wenn das Herz nach dem Aufstehen sticht
DAS SIGNAL: Dieser Moment löst Panik aus: Wenn sich die Schmerzen wie Messerklingen in die Brust bohren, befürchten viele einen Infarkt. Doch das kann auch eine viel harmlosere Ursache haben.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Ein eingeklemmter Nerv oder Verspannungen in der Rückenmuskulatur äußern sich häufig in Brustschmerzen, die tagsüber wieder abklingen. Typisch für einen echten Infarkt sind Herzschmerzen, Übelkeit, Atemnot, Schweißausbrüche und Erbrechen. Treten diese Anzeichen zusammen auf, sofort den Notarzt rufen.
3. Wenn eine Ader im Auge platzt
DAS SIGNAL: Die feinen Äderchen im Augenweiß können wir immer erkennen. Weiten sich diese, sind unsere Augen gerötet – etwa bei Müdigkeit, Entzündungen oder Überanstrengung (etwa durch zu langes Auf-den-Computer-starren). Platzt die Ader, merken wir das gar nicht, erschrecken erst, wenn wir in den Spiegel schauen. Dann sehen wir, dass Blut hinter die Bindehaut des Auges getreten ist. Der Fleck baut sich erst nach und nach ab. Die empfindlichen Adern können bereits durch Niesen, schweres Heben oder starkes Husten platzen. Sie reagieren auf das durch die Belastung kurzzeitige Ansteigen des Blutdrucks.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Treten weitere Symptome wie Sehstörungen, Kopf- oder Augenschmerzen oder Übelkeit auf, lässt das auf eine schwere Bindehautentzündung schließen – dann sofort den Augenarzt aufsuchen.
4. Wenn mein Durst nicht zu stillen ist
DAS SIGNAL: Der Mund ist trocken und bleibt es auch – obwohl man viel trinkt.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Geht das andauernde Durstgefühl einher mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel, Abgeschlagenheit und Müdigkeit, kann dies auf Diabetes hindeuten.
5. Wenn meine großen Zehen immer wieder taub werden
DAS SIGNAL: Ein relativ weit verbreitetes Körpersignal, das bei den Betroffenen oft spontan und überraschend auftritt, sind taube große Zehen.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Taube Zehen tretenauch deswegen verhältnismäßig oft auf, weil es viele Auslöser dafür gibt. In den meisten Fällen ist einfach falsches Schuhwerk der Grund. Ist es zu eng oder hat es zu hohe Absätze, führt das schnell zu einer Reizung der Nerven in der Fußmuskulatur. Doch auch eine sogenannte Nervenwurzelreizung kommt als Ursache in Frage. Studien zeigen zudem, dass auch seltene Stoffwechselerkrankungen taube Zehen auslösen können. In jedem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn die Beschwerden länger anhalten.
6. Wenn ich plötzlich ständig schwitzen muss
DAS SIGNAL: Das Herz rast wie verrückt, man fühlt sich immer schwächer und bricht in Schweiß aus.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Das können Anzeichen für eine Hypoglykämie sein, eine Unterzuckerung, die als Nebenwirkung bei einigen Medikamenten auftritt. Auch bei Diäten oder bei schlecht eingestellten Diabetikern tauchen diese Symptome auf. Erste Hilfe: ein Glas Orangensaft trinken oder einen Löffel Honig essen. Falls sich die Symptome danach nicht bessern, muss ein Arzt eventuell eine intravenöse Glukosezufuhr veranlassen.
7. Wenn meine Arme und Beine häufig einschlafen
DAS SIGNAL: Wir sitzen weitgehend bewegungslos vor dem Fernseher oder einem Buch, und merken plötzlich, dass wir nichts mehr spüren von unserem Bein oder dem Arm, auf den wir den Kopf abstützen. Durch den ungewohnten Druck hat sich ein Nerv eingeklemmt, der erst einmal SOS an das Gehirn funkt (es kribbelt) und dann den Dienst ganz einstellt – das Körperteil wird taub. In der Regel hilft schon eine einfache Lageveränderung und Bewegung, um den Nerv wieder „aufzuwecken“.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Hinter hartnäckigen Taubheitsgefühlen kann aber auch ein Bandscheibenvorfall oder – oft zusammen mit Blässe und Müdigkeit – ein Vitamin-B12-Mangel stecken.
8. Wenn das Herz in der Brust hämmert
DAS SIGNAL: Das bewusste Wahrnehmen des eigenen Herzschlags ist eine normale und harmlose Erscheinung. Herzklopfen bemerken wir z.B. deutlicher, wenn wir auf der linken Seite liegen. Angst und Anspannung können den Herzschlag beschleunigen, ebenso wie übermäßiger Koffeinkonsum.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Es kann aber auch ein Anzeichen von Fieber, niedrigem Blutzucker oder einem Kaliummangel sein. Zudem ist andauerndes Herzklopfen ein Signal für verschiedene, mitunter harmlose Formen von Herzrhythmusstörungen, die von einem Arzt abgeklärt werden müssen.
9. Wenn die Nase ständig blutet
DAS SIGNAL: Wie aus dem Nichts erscheint das Nasenbluten. Doch in den meisten Fällen ist dies kein Grund zur Sorge.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Es kann an einem harmlosen geplatzten Äderchen, am trockenen Raumklima oder einer bevorstehenden Verkühlung liegen. Bei älteren Menschen kann es jedoch auch ein Hinweis auf Bluthochdruck oder Arteriosklerose sein. Ärzte raten: Ab 60 Jahren sollte häufiges Nasenbluten ein Fall für den Facharzt sein.
10. Wenn der Geruchssinn schwächelt
DAS SIGNAL: Die naheliegende Möglichkeit ist eine Erkältung. Ärzte warnen jedoch davor, den nachlassenden Geruchssinn nicht ernst zu nehmen.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Eine der häufigsten Ursachen: Zinkmangel. In diesem Fall tritt der Verlust des Riechvermögens allmählich ein und ist nur vorübergehend. Mit zunehmenden Alter gehen Atemwegsinfektionen mit einer irreparablen Schwächung des Geruchssinns einher. Experten empfehlen vor allem dann einen Arztbesuch, wenn Gerüche nicht mehr voneinander unterschieden werden können. Dann müssen ein Tumor oder eine Demenz ausgeschlossen werden. Auch eine COVID-19-Infektion kann spontane Riechstörungen verursachen.
11. Wenn der Husten zum Dauerzustand wird
DAS SIGNAL: Trockener Reizhusten kann auf eine bevorstehende Erkältung hinweisen oder als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten (z.B. ACE-Hemmer) auftreten.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Bei Hustenanfällen im Frühling und im Sommer, vor allem zwischen vier und fünf Uhr morgens, liegt in 70 Prozent aller Fälle eine bisher nicht erkannte Pollenallergie vor. Klarheit bringt ein Test (Allergologe). Experten-Faustregel: Bei Husten, der länger als drei Wochen andauert, sollten Lunge und Blut vom Arzt untersucht werden.
12. Wenn die Haare weniger werden
DAS SIGNAL: Jeden Tag bis zu 100 Haare zu verlieren, ist ganz normal und Teil des ständigen Erneuerungskreislaufs auf unserem Kopf. Doch was, wenn sich gerade im Bereich um den Scheitel die Haare merklich lichten? Im Gegensatz zum androgenen Haarausfall, der genetisch festgelegt ist – und der auch die meisten von Haarverlust betroffenen Menschen betrifft – gehören beim sogenannten diffusen Haarausfall Stress, Hormonumstellungen, Wechseljahre oder radikale Ernährungsumstellungen zu den Ursachen.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Bei anhaltendem Haarausfall (Verlust von mehr als 100 Haaren täglich über mehrere Wochen), sollte ein Internist aufgesucht werden, der sich über einen Bluttest die Schilddrüsen-Werte ansehen wird. Das Organ produziert Hormone, die u.a. das Wachstum der Haare steuern – bei einer Unterfunktion kommt es zu einem Mangel dieser Stoffe.
13. Wenn es plötzlich im Kopf sticht
DAS SIGNAL: Wahrscheinlich kennt jeder das Gefühl, wenn es hinter der Stirn plötzlich zu stechen beginnt oder der Kopf sich anfühlt, als würde er gleich platzen.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Die Ursachen können aus medizinischer Sicht sehr unterschiedlich sein. In vielen Fällen kündigt sich das unangenehme Stechen (oft auch als „Ziehen“ beschrieben) eine harmlose Erkältung an. Aber auch eine Erkrankung an den Zähnen oder eine Muskelverspannung kann hinter den Körpersignalen stecken. Auf die leichte Schulter sollte man das Symptom jedenfalls nicht nehmen. Hält der Schmerz an. Könnte auch ein Tumor oder eine Hirnhautentzündung als Ursache infrage kommen.
14. Wenn ich plötzlich Sommersprossen bekomme
DAS SIGNAL: Plötzlich zeigen sich dunkle Sommersprossen auf der Nase – was erst einmal kurios und harmlos klingt, kann eine ernste Ursache haben.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Dieses Körpersignal, gepaart mit starker Müdigkeit, meist auch mit Schwindel, kann auf eine Erkrankung der Nebennierenrinde hindeuten. Ausgelöst wird sie durch Cortisolmangel, der zu niedrigem Blutdruck und Stoffwechselstörungen führt. Verursacht wird die Erkrankung durch eine akute Infektion nach einer Verletzung – oder durch starken Salzverlust.
15. Wenn die Mundwinkel ständig eingerissen sind
DAS SIGNAL: Gerade im Winter setzt trockene Heizungsluft den empfindlichen Lippen zu: Sie trocknen aus, werden rau. Versorgt man sie mit Feuchtigkeit, bekommen die Mundwinkel häufig am wenigsten davon ab. Folge: Sie reißen ein, werden empfindlich und wund, im schlimmsten Fall nisten sich dort Pilze oder Bakterien ein.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Auch eine Abwehrschwäche begünstigt die Entstehung von sogenannten Mundwinkelrhagaden, ebenso wie ein Mangel an Eisen, Zink oder Vitamin B2. Dauern die Beschwerden länger an, kann ein Bluttest beim Arzt die Ursache klären. Die Hautbeschwerden können meist mit rückfettenden Lippenpflegestiften oder selbst angerührten Pasten aus Honig und Olivenöl gelindert werden.
16. Wenn der Schluckauf nicht aufhört
DAS SIGNAL: Meist passiert es, wenn wir etwas sehr Kaltes, etwas mit Kohlensäure oder Alkohol trinken. Auch wenn man sehr scharf oder zu hastig gegessen hat und dabei viel Luft schluckt, kann man einen Schluckauf bekommen – weil es den Magen ungewöhnlich dehnt oder reizt. Sollte der Schluckauf jedoch über einen Zeitraum von mehr als 48 Stunden anhalten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
WAS ES BEDEUTEN KANN: Ein chronischer Schluckauf kann darauf hindeuten, dass der Nerv, der die Atmung zwischen Kopf und Brustraum kontrolliert, irgendwo gestört ist.