Screening mit 10 zeigt Risiko für Typ-1-Diabetes mit 18
Ein Screening auf Insel-Autoantikörper im Alter von zehn Jahren scheint geeignet, das Risiko für Diabetes Typ 1 im Jugendalter zu erkennen: Die prädiktiven Werte sind hoch, wie eine Studie zeigt.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
(25.1.2023) - Kinder, die positiv auf mindestens zwei diabetesassoziierte Insel-Autoantikörper getestet werden, erkranken im Lauf ihres weiteren Lebens nahezu unvermeidlich an Typ-1-Diabetes. Meist findet die Serokonversion vor dem dritten Lebensjahr statt, doch rund jedes fünfte Kind entwickelt multiple Antikörper erst nach dem fünften Geburtstag. Die Früherkennung, wie sie in Deutschland etwa im Zuge der Studien Fr1da und Fr1dolin möglich ist, betrifft vor allem Kinder vor dem zehnten Lebensjahr. Eine Forschungsgruppe um Mohamed Ghalwash von der Ain-Shams-Universität in Kairo hat nun in einer prospektiven Kohortenstudie, unterstützt von der Juvenile Diabetes Research Foundation, untersucht, ob Tests zu einem späteren Zeitpunkt Auskunft über das Erkrankungsrisiko im Alter bis 18 Jahre geben.
Beteiligt waren 1890 Kinder mit erhöhtem Diabetesrisiko aufgrund ihres HLA-Genotyps. 59% hatten zudem Verwandte ersten Grades mit Typ-1-Diabetes. Sie wurden bis zum Alter von 18 Jahren bzw. bis zur Diagnose eines Typ-1-Diabetes nachbeobachtet. Insel-Autoantikörper (Autoantikörper gegen Insulin, gegen Glutamatdecarboxylase und gegen Insulinom-assoziiertes Antigen 2) wurden im Alter von zehn und 14 Jahren bestimmt. Die Daten stammten aus Finnland (Diabetes Prediction and Prevention Study), den USA (Diabetes Autoimmunity Study in the Young, Diabetes Evaluation in Washington Study) und Deutschland (BABYDIAB-Studie).
442 (23,4%) der Heranwachsenden wurden auf mindestens einen Antikörper positiv getestet, 262 (13,9%) erkrankten bis zum Alter von 18 an Diabetes Typ 1. Bei den 227 Autoantikörper-positiven Erkrankten betrug der Zeitraum vom letzten prädiagnostischen Test bis zur Diagnose median 3,6 Monate. 35 Teilnehmende entwickelten trotz negativer Antikörper Diabetes; bei ihnen dauerte es vom letzten Test bis zur Diagnose im Median 6,8 Jahre. Für jedes zusätzliche Lebensjahr, das bis zur Serokonversion verging, verlängerte sich die Zeit von der Konversion bis zur Diagnose um 7,7 Monate.
Hohe Sensitivität
Ein einzelnes Screening im Alter von zehn Jahren erkannte später an Diabetes erkrankende Kinder mit einer Sensitivität von 90%. Der positive Vorhersagewert erreichte 66%. Wurde im Alter von zehn und 14 Jahren gescreent, stieg zwar die Sensitivität auf 93%, der positive Vorhersagewert sank aber auf 55%.
Die Spezifität des einmaligen Screenings betrug 38% und des doppelten Tests 63%. Besonders wichtig war auch der negative Vorhersagewert, der immer bei 99–100% lag. Kinder, die in den getesteten Altersgruppen keine Autoantikörper aufweisen, erkranken demnach sehr wahrscheinlich nicht an Typ-1-Diabetes. Das dürfte vor allem in Familien für Beruhigung sorgen, in denen ein Mitglied an Diabetes Typ 1 erkrankt ist, wie es in einem Kommentar zur Studie heißt, den Olga Kordonouri et al. vom Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche am Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover verfasst haben.
„Ein einmaliges Screening auf Insel-Autoantikörper von Zehnjährigen mit einem Risiko für Typ-1-Diabetes hat sich als hochwirksam in der Vorhersage einer Erkrankung bis zum Alter von 18 Jahren erwiesen“, schreibt das Team um Ghalwash. Das würde es erleichtern, einer bereits zum Diagnosezeitpunkt bestehenden diabetischen Ketoazidose vorzubeugen – und auch, junge Kandidaten für neue Präventionsstudien zu gewinnen.
Das Wichtigste in Kürze
Frage: Welchen Nutzen hat ein Screening älterer Kinder auf Insel-Autoantikörper?
Antwort: Ein einmaliges Screening auf Insel-Autoantikörper im Alter von zehn Jahren geht mit hoher Sensitivität für eine spätere Erkrankung an Typ-1-Diabetes und einer hohen prädiktiven Aussagekraft einher.
Bedeutung: Es könnte sich lohnen, das Screening auf Typ-1-Diabetes in die bestehenden Vorsorgeprogramme zu integrieren und damit zu verhindern, dass bei der Diagnose bereits eine Ketoazidose besteht.
Einschränkung: Es handelte sich um selektierte Probandengruppen, die Ergebnisse etwa zum Screeningzeitpunkt lassen sich womöglich nicht auf unselektierte Adoleszenten übertragen. Zudem dürfte der positive Vorhersagewert bei einem Follow-up bis in höhere Lebensalter als 18 Jahre noch steigen