LDL-Cholesterin senken – the lower, the better
Von Mag. Christopher Waxenegger*
Diabetes ist, unabhängig davon ob ein Typ-1 oder Typ-2 Diabetes vorliegt, mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen assoziiert. Ursächlich daran beteiligt ist der zu hohe Zuckerspiegel im Blut. Vor allem wenn dieser über einen längeren Zeitraum besteht, können sich die Zuckermoleküle mit körpereigenen Eiweißstoffen verbinden, an den Gefäßwänden ablagern und sie in ihrer Funktion einschränken. Bei der Messung des Hba1c-Wertes zum Beispiel, wird eine spezielle Art solcher Zucker-Eiweißaggregate bestimmt.
Weniger bekannt ist, dass ebenso wiederholt zu niedrige Werte negative Auswirkungen auf den Körper haben. Neben einer Steigerung des kardiovaskulären Risikos sind Hypoglykämien in der Lage Nervenschäden zu verursachen und Depressionen zu begünstigen. Die Lebensqualität kann hierunter, insbesondere bei häufigen und schwer ausgeprägten Unterzuckerungen, stark eingeschränkt sein.
Es gibt daneben jedoch noch einen dritten großen Einflussfaktor, welcher in der Behandlung von Diabetikern auf keinen Fall übersehen werden sollte: Schlechte Fettwerte. Ähnlich dem Blutzuckerspiegel merkt man es nicht, wenn die Werte zu hoch sind. Die europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und die europäische Gesellschaft für Diabetes (EASD) haben erst Ende 2019 neue Richtlinien für Diabetiker formuliert. Diese unterstreichen die Wichtigkeit von niedrigen Fettwerten, im Besonderen bei gleichzeitig vorliegender Zuckerkrankheit.
LDL – je älter und je länger Diabetiker, umso niedriger sollte es sein
Von allen Fettwerten hat das LDL (low density lipoprotein) den schlechtesten Einfluss auf unser Herz-Kreislaufsystem. Dies betrifft nicht nur Diabetiker, sondern Menschen im Allgemeinen. Der Grenzwert bei Personen mit kurzer Diabetesdauer liegt bei höchstens 100mg/dl. Bei einer Krankheitsdauer von mehr als zehn Jahren sind es schon weniger als 70mg/dl und bei mehreren Risikofaktoren (Alter, Raucherstatus, erhöhter Blutdruck etc.) sollte der LDL-Spiegel sogar auf 55mg/dl gesenkt werden. Grund für diese drastische Reduktion sind neuere Studien die gezeigt haben, dass niedrige LDL-Werte das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen nachhaltig reduzieren. Tatsächlich wurde für diese Beobachtung keine untere Grenze festgestellt, was zum Ergebnis hat: Je niedriger der LDL-Wert abgesenkt werden kann, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu bekommen.
LDL senken – Herzinfarktrisiko reduzieren
Die Höhe des LDL im Blut wird zu etwa 90% von unseren Genen bestimmt. Dennoch haben ein Rauchstopp, die Ausführung einer aeroben Tätigkeit, wie spazieren gehen für mehr als 150min pro Woche und eine Ernährungsumstellung einen positiven Einfluss darauf. Die vermehrte Zufuhr von ungesättigten Fettsäuren aus Fisch, Nüssen und pflanzlichen Ölen wird empfohlen. Besonders vorteilhaft in der Hinsicht sind kaltgepresste Öle, darunter Leinöl, Walnussöl, Olivenöl und auch das modernere Chiasamenöl. Gesättigte Fettsäuren aus Wurst, verarbeiteten Lebensmitteln, fettem Fleisch sowie Palm- und Kokosöl sollen hingegen vermieden werden. Wenn diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen, kommen in erster Linie, die als „Cholesterinsenker“ bekannten Statine zum Einsatz. Trotz ihres Namens senken Statine in erster Linie den LDL-Spiegel im Blut und erst sekundär gesamt Cholesterin und Triglyzeride. Den gefürchteten Muskelproblemen bei der Einnahme kann sehr gut mit Vitamin D und Magnesiumgabe vorgebeugt werden (Zielwert Vitamin D: >30ng/ml und Magnesium: >0,9mmol/l). Beides Stoffe bei denen Diabetiker oftmals sowieso einen Mangel haben.
Erhöhte Triglyzeride vermeiden
Erhöhte Trigylzeride können in nahezu allen Fällen auf eine falsche Ernährung und/oder schlechte Blutzuckereinstellung zurückgeführt werden. Hinzu kommt, dass Diabetes insgesamt den Triglyzeridspiegel im Blut nachteilig beeinflusst. Ausgesprochen oft sind davon Typ-2 Diabetiker mit moderat oder stark erhöhtem Übergewicht betroffen. Empfehlenswert sind eine Optimierung der Blutzuckereinstellung und der Verzicht auf rasch resorbierbare Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index. In Kombination mit körperlicher Aktivität kann so jeder einzelne seinen Triglyzeridspiegel effektiv senken und zwar ganz ohne medikamentöse Hilfe.
Fazit
Eine der wichtigsten Säulen einer nachhaltigen Diabetestherapie ist und bleibt der LDL-Spiegel. Dies wird umso mehr durch die neuerlichen Änderungen der Zielwerte in den Leitlinien der europäischen Diabetes- und Kardiologie-Gesellschaften unterstrichen. Die Umsetzung dieser Empfehlungen wird einerseits durch die individuelle Lebensführung, andererseits durch medikamentöse Therapien erreicht. Beide ergänzen sich gegenseitig in ihrer Wirkung, weshalb für eine Behandlung beide Ansätze immer Hand in Hand gehen sollten.
*Christopher Waxenegger ist Pharmazeut, Fach-Autor und Typ-1 Diabetiker.
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