Russland: Einmal Moskau und zurück
Wunderschöne Frauen in prächtige Pelze gehüllt, plump aussehende Männer in luxuriösen Limousinen, großartige Kathedralen, extrem viel Verkehr, Gigantomanie und eisige Temperaturen – so habe ich mir Moskau im Winter vorgestellt. Ich wurde nicht enttäuscht: Russlands Hauptstadt hat gehalten, was ich mir von ihr versprochen habe.
Von Veronika Kub
Am Stadtbild fallen zuallererst die vielen großen, schönen Frauen auf, die auch bei Schneegestöber Schuhe tragen mit waghalsig hohen Absätzen. Moskauer Frauen sind nicht schön, sie sind bildschön. Die russischen Männer dagegen sind das genaue Gegenteil. Klein, grobschlächtig und nicht gerade elegant in ihrem äußeren Erscheinungsbild.
Als nächstes fällt der Blick auf die breiten Straßen – Schneisen ist wohl der passendere Ausdruck für diese acht-, manchmal zehnspurigen Hauptstraßen. Für die Edelmeile Twerskaja Uliza wurden die Häuser in den dreißiger Jahren meterweit nach hinten versetzt; die Sowjets wollten mehr Platz haben.
In Moskau ist überhaupt alles gigantomanisch, eine Nummer größer - auch der tägliche Verkehrsstau während der Rush Hour. Die Stadtverwaltung setzt im Kampf gegen die chronischen Staus auf Hubschrauber. Derzeit werden Pläne diskutiert, Top-Beamte zur Arbeit einzufliegen (!). Bislang rasten sie immer mit Blaulicht am Stau vorbei. Die schwarz getönten Edellimousinen mit Blaulicht und Signalhorn sind für Russlands Autofahrer inzwischen ein rotes Tuch. Besonders der Konvoi von Präsident Wladimir Putin, für den täglich wichtige Ausfahrt- und Einfallstraßen gesperrt werden, regt die russische Seele außerordentlich auf.
Die Alternative zur Straße ist die Metro. Sie ist schlicht ein Meisterwerk. Steile Rolltreppen führen in eine Unterwelt, die statt schmaler Röhren prunkvolle Hallen aufbietet. „Paläste fürs Volk“ wollten die Sowjets schaffen und schreckten auch nicht davor zurück, dort Marmor aus einer zuvor gesprengten Kirche zu verbauen. Und so warten die Moskauer zwischen stuckverzierten Decken und Wandreliefs, vor beleuchteten Buntglasscheiben und Mosaiken aus vielen tausend Einzelsteinchen auf ihr Transportmittel, das alle 90 Sekunden in den Stationen einfährt. Nach Tokyo ist das Moskauer U-Bahnsystem das zweitgrößte der Welt und transportiert mehr Fahrgäste als New York City und London zusammen. Täglich werden über neun Millionen Menschen befördert, es gibt 182 Stationen und ein Streckennetz von 301 Kilometern.
Luxus, Tempo und riesige Träume
Eine gewisse Gigantomanie lässt sich nicht nur in der Metro beobachten. Immer wieder stößt man auf ehrfurchtgebietend große Denkmäler wichtiger Personen. Gigantomanisch erscheinen auch die Sieben Schwestern – sieben monströse Bauten im russischen Zuckerbäckerstil, die von Stalin als Orientierungspunkte in der Stadt geplant waren. Die ehemaligen Wohnhäuser beherbergen heute unter anderem Hotels (z.B. Hotel Peking), Ministerien und die Moskauer Staatliche Universität.
Moskau ist ringförmig aufgebaut, der innerste Kreis umfasst vor allem den Kreml und den Roten Platz. Auf dem zweiten Kreis, dem Boulevard-Ring, kommt man zu wichtigen Sehenswürdigkeiten wie der Christ-Erlöser-Kathedrale oder zum Puschkin-Museum für bildende Künste. Innerhalb dieses Rings gibt es mehr als genug für eine Woche zu entdecken. Am Roten Platz sammeln sich Touristen, um vor der rot-grün-weiß-goldenen und fast orientalisch wirkenden Basilius-Kathedrale für ein Erinnerungsfoto zu posieren. Uniformierte bewachen das marmorne Lenin-Mausoleum, das vor den verzierten Kremlmauern wie ein Fremdkörper wirkt.
Ihm gegenüber liegt das Luxuskaufhaus GUM. Ein Prachtbau mit Kultstatus und zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten der Premiumklasse. Statt Schaukasten sozialistischer Marktwirtschaft ist das GUM heute ein Einkaufstempel für kapitalistische Luxusmarken: Louis Vuitton, Christian Dior, Prada, Burberry, Omega, Mandarina Duck, sie alle haben hier ihre Flagship Stores.
In den Kreml kommt nur, wer Eintritt bezahlt und eine Sicherheitskontrolle passiert hat. Wie in vielen öffentlichen Gebäuden werden die Taschen durchleuchtet und Besucher gecheckt. Schon beim Eintritt sollte man sich überlegen, ob auch Rüstkammer und Diamantenfonds mit ihren Schätzen zur Besichtigung gehören sollen. Denn dafür wird ein Extra-Ticket notwendig, und die Museen öffnen nur viermal am Tag ihre Türen. Als Regierungssitz sind weite Teile des Kremls für Besucher gesperrt. Das Ensemble aus dem achteckigen Glockenturm „Iwan der Große“, der Erzengel-Michael-, Mariä-Himmelfahrts- und Mariä-Verkündungs-Kathedrale gibt aber auch so genug her. Letztere war die Krönungskirche aller Zaren und ist mit ihren vergoldeten Kuppeln das berühmteste Bauwerk.
Was jeder Besucher der russischen Hauptstadt am eignen Geldbeutel sofort spürt: Moskau ist wahnsinnig teuer, ist derzeit sogar die teuerste Stadt der Welt. Ein Beispiel: Ich wollte am ersten Abend meines Besuches im Gorki-Park eislaufen gehen, habe es aber dann doch gelassen als man mir 70,- Euro für Eintritt und Leihschuhe abknöpfen wollte. Das monatliche Einkommen in Russland liegt im Durchschnitt bei 840,- Euro - also kein Wunder, dass der Eislaufplatz ziemlich verwaist war. Pekuniäre Probleme haben die Superreichen nicht - Schätzungen zufolge gibt es in Russland zwischen 100 000 und 400 000 Dollarmillionäre. Und die Stadt mit den meisten Milliardären der Welt ist MOSKAU.
Sicherheit:
Moskau ist sicherer als sein Ruf. Die Kriminalitätsrate ist tiefer als in manchen größeren Europäischen Städten. Der öffentliche verkehr mit Metro und Bussen wird von Polizei und Militär gut bewacht und ist sicher bis spät in die Nacht. Wegen der vielen Kontrollen ist es unerlässlich, dass Sie immer Ihren Reisepass oder eine Kopie bei sich tragen. Abgeraten wird von unbegleiteten Abendspaziergängen in Parks sowie Fahrten mit nichtautorisierten Taxis.
Notrufe:
• Feuerwehr 01
• Polizei 02
• Ambulanz 03
Medizinische Versorgung:
Nebst den Russischen Spitälern mit akzeptablem Standard gibt es auf zahlreiche Westeuropäische Spitäler:
- European Medical Center (Spiridonievskiy Per. 5, dom 1), Tel. 933 66 55
- American Medical Center (1 Grokholsky Pereulok), Tel. 933 77 00
- International SOS Clinic Assist 24 (Prospekt Mira 69), Tel. 937 64 50, und ZAO International Medical Clinic (Polyclinic No 1, 31 Grokholsky Pereulok), Tel. 937 57 60
Stellen Sie sicher, dass Ihre Versicherung (Europäische Reiseversicherung ist zwingend!) die Kosten für einen allfälligen Spitalaufenthalt deckt.
Für kürzere Besuche in Moskau und Russland sind keinerlei Impfungen notwendig. Für Aufenthalte von mehr als 3 Monaten wird bei der Einreise ein AIDS -Test verlangt.
Diplomatische Vertretung in Moskau:
Österreichische Botschaft
Starokunjuschennyj pereulok 1,
Tel. 2 01 73 07 und 2 01 73 17.