Risiken genauer einschätzen, Diabetes besser behandeln
Präzise Prävention und Therapie bei Diabetes – diesem Ziel sind Forschende einen Schritt nähergekommen: Sie klassifizierten unterschiedliche Diabetes-Subtypen und können so das Risiko von Begleiterkrankungen besser einschätzen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und ihrer Partner am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und der Universität Lund in Schweden haben die unterschiedlichen Krankheitsverläufe des Typ-2-Diabetes nun mittels einer großangelegten Studie neu klassifiziert. Dies ermöglicht in Zukunft eine bessere Risikoabschätzung sowie eine gezieltere Prävention und Behandlung der Patienten.
Die Teilnehmenden wurden beispielsweise anhand ihres Alters bei der Diagnosestellung, ihres Body-Mass-Indexes und bestimmter Marker für Glukose- und Insulinspiegel den unterschiedlichen Subgruppen zugeordnet. Zwei dieser neuen Subtypen zeichnen sich durch weniger schwere Krankheitsverläufe aus: der milde adipositasbedingte Diabetes und der milde altersbedingte Diabetes. Zwei weitere Untergruppen weisen hingegen bereits nach der Diabetes-Diagnose ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen auf: Patienten mit schwerem insulinresistenten Diabetes haben vermutlich ein höheres Risiko für Erkrankungen der Leber und Nieren, während jene mit einem schweren insulindefizitären Diabetes eher an Netzhautschäden und einem gestörten Schmerzempfinden wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl an Händen und Füßen leiden. Der fünfte Subtyp ist der schwere autoimmune Diabetes, der dem klassischen Typ-1-Diabetes entspricht.
Wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin
Die Forscher werten ihre Arbeit als wichtigen Schritt in Richtung Präzisionsmedizin bzw. personalisierte Medizin, denn eine gezielte Prävention und passgenaue, individuelle Therapieansätze können dazu beitragen, Folgeerkrankungen zu verzögern oder sogar zu vermeiden. „Die neuen Sub-Typen werden dazu beitragen, präzise Präventions- und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die jeweiligen Hochrisikogruppen zu entwickeln“, erklärt Professor Michael Roden, Vorstand des DDZ und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Roden bezieht sich auf aktuelle Erkenntnisse aus der deutschen Diabetes-Studie (GDS), die Menschen mit diagnostiziertem Diabetes seit mehr als zehn Jahren begleitet. Die GDS wird bundesweit an acht Standorten im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung unter der Leitung des DDZ durchgeführt. Sie untersucht den Einfluss einzelner Faktoren und deren Zusammenspiel, um gezielte Empfehlungen geben zu können und neue Behandlungskonzepte zu entwickeln.