Permanente Blutzuckermessung auch für Piloten mit Diabetes sicher
In den vergangenen Jahren hat sich vor allem für Typ-1-Diabetiker, die ständig auf die Zufuhr von Insulin zur Beherrschung ihres Blutzuckers angewiesen sind, die permanente Glukosemessung aus der Gewebeflüssigkeit etabliert. Laut der aktuellen Studie eines österreichisch-britisch-irischen Wissenschaftlerteams ist ein solches System auch für Berufspiloten sicher.
(11.8.2023) - Die Experten unter David Russel-Jones, Endokrinologe an der Universität Surrey, mit Co-Autoren aus Irland und Österreich (von der Austrocontrol sowie von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der MedUni Graz) haben sich einem für manche Berufspiloten besonders wichtigen Thema gewidmet: der Kontrolle des Blutzuckerspiegels im Falle einer Diabeteserkrankung. "Derzeit geben in Europa nur drei Staaten - Großbritannien, Österreich und Irland - Piloten mit Zuckerkrankheit eine volle Berufsgenehmigung im Rahmen der kommerziellen Luftfahrt", schrieb die britische Universität erst im vergangenen Frühjahr in einer Presseaussendung.
Versorgung von Diabetikern stark verbessert
Die Beschränkungen sind insofern verständlich, als Diabetiker durch zu viel Insulingabe im Vergleich zur Aufnahme von Kohlenhydraten in eine Hypoglykämie-Episode (Unterzuckerung) hineinrutschen können. Verwirrtheitszustände bis hin zu Ohnmacht können die Folge sein. Es kommt also auf eine exakte Blutzuckerkontrolle an. Hier hat sich die Situation durch die ständigen Verbesserungen der Geräte zur Selbstmessung des Blutzuckers aber stark verändert. Die Grazer Diabetologin Julia Mader wurde von der Universität Surrey so zitiert: "Die Versorgung von Diabetikern hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verbessert. Die Patienten können ihre Insulinspiegel (und somit auch die Blutzuckerkonzentration; Anm.) leicht messen bzw. unter Kontrolle halten."
Während früher die Blutzucker-Selbstmessung ausschließlich auf dem täglich mehrfachen Stich in eine Fingerkuppe und der anschließenden Messung via Teststreifen und kleinen tragbaren Geräten beruhte, hat in jüngerer Vergangenheit die Glukosemessung aus der Gewebeflüssigkeit die Lage revolutioniert. Ein kleiner Sensor wird auf die Haut, oft am Oberarm, geklebt. Der Sensor, der unter die Haut hineinreicht, misst zum Beispiel zehn Tage lang permanent den Gewebeglukosespiegel, der mit dem Blutzucker korreliert. Die Werte werden an ein kompatibles Handy gesendet und in Echtzeit dargestellt. Bei problematischen Glukosewerten schlägt das System Alarm. Dadurch entfällt die sonst mehrfach tägliche Entnahme von Blut, die einfach unangenehm und auch schmerzhaft ist.
In die aktuelle Studie, die jetzt in "Diabetes Technology & Therapeutics" (doi: 10.1093/jac/dkad143) erschienen ist, wurden insgesamt acht professionelle Piloten aufgenommen. Ihr mittleres Alter war 48,5 Jahre, sieben von ihnen hatten Typ-1-Diabetes (insulinpflichtiger Diabetes), einer einen Diabetes vom Typ 3c mit einer nicht ausreichenden Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse durch eine andere Erkrankung des Organs.