„Patienten sind mehr als Laborwerte“
Von Elisabeth Schneyder
Es gibt Menschen, die weitergehen, wenn andere stehen bleiben. Solche, die mehr wissen und tun wollen, als allgemeine Standards vorgeben. Dr. Elisabeth Krippl ist so ein Mensch. Ihr Ruf als Retterin diabetischer Füße eilt der Tierliebhaberin voraus. Ihre für jeden Einzelnen penibel maßgeschneiderten Therapien tragen seit Jahren dazu bei, zahllose Amputationen zu verhindern. Doch dies ist längst nicht alles, wofür Patienten die engagierte Ärztin aus Niederösterreich loben. Dass sich die Internistin nie damit begnügt, akute Probleme zu behandeln, sondern stets auch deren Ursachen sucht und bekämpft, lässt jeden spüren, dass er mehr ist, als eine anonyme Nummer in einer Endlosschleife von Patienten, die abgefertigt oder an den nächsten Spezialisten weiterverwiesen werden.
„Es ist wichtig, über den Tellerrand zu blicken“, betont Krippl. Zu oft werde ausschließlich im Rahmen des angestammten Spezialgebietes behandelt, ohne dabei auf den ganzen Menschen und all jene Faktoren zu achten, die verantwortlich für die akute Symptomatik sind: „Ein Verband allein ist ja noch keine Therapie für eine chronische Wunde. Da spielen etwa auch Stoffwechsel, Enzyme, Ernährung, Medikamente und vieles mehr eine Rolle – und müssen Beachtung finden, wenn man einen erfolgreichen Heilungsprozess herbeiführen will“. Ähnliches gelte natürlich bei der Behandlung von Diabetes: „Es genügt nicht, den aktuellen Zuckerwert und HbA1c anzuschauen. Man muss auch prüfen, welchen Aufwand die Bauchspeicheldrüse dazu braucht“. Ein „Auto-Beispiel“ macht deutlich, was die Medizinerin damit meint: „Fährt die Bauchspeicheldrüse locker im fünften Gang, um akzeptable Wert zu erreichen, ist alles gut. Fährt sie Vollgas aber im ersten Gang, muss man etwas tun – sonst geht der Motor rasch kaputt.“
Dass dann auch der Betroffene selbst aktiv an einer Therapie mitarbeiten und beispielsweise seinen Lebensstil verändern sollte, sei mitunter ein Problem: „Das ist natürlich immer auch eine Frage des Wollens. Aber es gilt, sich vor Augen zu halten, dass es nichts Kostbareres gibt als die eigene Gesundheit.“
Die Ärztin, die sich nicht selten bis tief in die Nacht um ihre Patienten bemüht, plädiert für deutlich mehr fachübergreifendes Denken und Handeln als derzeit hierzulande in ihrem Beruf geübt wird. Damit ließen sich, so ist sie überzeugt, viele Komplikationen verhindern – auch Amputationen. Ein gutes Vorbild dafür hat Krippl im Rahmen einer ihrer vielen Zusatzausbildungen „live“ erlebt: „In Texas gibt es eine eigene Spezialklinik für diabetische Füße und Wundbehandlung. Dort wird von Gefäßchirurgie, Labor und Radiologie bis zu Ernährungswissenschaft und Spezial-Schuhwerkstatt alles geboten, was eine erfolgreiche Behandlung braucht. Knifflige Fälle werden interdisziplinär besprochen. Das ist genial!“
Wie und warum die glühende Tierfreundin, die während ihres Studiums unter anderem auch als Krankenpflegerin, Bürokraft, Schi- und Tanzlehrerin tätig war, zur Spezialistin für diabetische Füße und viele weitere Fachgebiete wurde, erklärt sie mit einem heiter-ironischen Lachen. Denn das Vorbild des Vaters, eines Internisten, war keineswegs der einzige Grund: „Ärztin wollte ich immer werden. Menschen und Tieren zu helfen ist ganz einfach mein Ding. Und irgendwie neige ich dazu, auch Dinge mit Feuereifer gut machen zu wollen, die andere eher ungern tun“. So kam es auch, dass es Krippl von 2000 bis 2006 im Krankenhaus Hietzing in die Abteilung für Stoffwechselerkrankungen verschlug: „Ein Kollege ging weg und niemand sonst wollte besonders gern tagaus tagein mit stinkenden, offenen Füßen zu tun haben."
Dass sie selbst dies höchst kreativ, mit viel Herz und mit beachtlichen Erfolgen tat, belegt die Tatsache, dass Krippl schon 2007 mit dem Aufbau einer neuen Diabetesambulanz und Diabetischen Fußambulanz im Sanatorium Hera beauftragt wurde, als deren Leiterin sie bis 2014 fungierte. Und dass die engagierte Ärztin sich nie mit bereits gewonnenem Wissen zufriedengibt, beweist die lange Liste ihrer Zusatzausbildungen, die neben Wundmanagement unter anderem Intensivmedizin, ästhetische Medizin, Medizin nach F. X. Mayr, Colonhydrotherapie, Homotoxikologie, Ernährungsmedizin sowie ganzheitliche Stoffwechselstärkung und Gewichtsregulierung umfasst.
Viel Freizeit bleibt der seit einigen Jahren mit einem Flugzeugtechniker verheirateten, lebensfrohen Blondine nicht. Die wenigen privaten Stunden verbringt sie am liebsten mit ihren tierischen Schützlingen, zu denen sechs gerettete Hunde, eine aus trister Lage befreite Katze und ein Pferd zählen. Zum einst geliebten Schifahren kommt Krippl schon seit Jahren nicht mehr: „Hauptsache es geht meinen Tieren gut. Mit den Hunden spazieren zu gehen sorgt schließlich auch für Bewegung“.
Keine Frage, dass Fortbildungen, aber auch eigene Schulungs- und Vortagstätigkeiten der mehrsprachigen (Englisch, Französisch) Österreicherin immer wieder Auslandsaufenthalte bescherten (und bescheren) – ganz im Sinn der Wissbegierigen, die jede Erweiterung gewohnter Horizonte schätzt. Und oft gelingt es Krippl, auch anderen neue Weitsicht zu vermitteln. Aktuell schafft sie dies etwa mit einer therapeutischen Maßnahme, die manche ihrer Berufskollegen gern skeptisch belächeln: „Ich habe mich intensiv mit Mayr-Medizin beschäftigt und betrachte sie als wichtige Therapie-Hoffnung.“ So habe die Behandlung nach F. X. Mayr zum Beispiel erst jüngst wieder einen diabetischen Patienten binnen eines halben Jahres von einem HbA1c-Wert von 9,3 auf erfreuliche 6,2 gebracht und ihn sowohl von zuvor nötigen Medikamenten, als auch vom Insulinbedarf befreit. Krippl: „Was will man mehr als solche Erfolge?“ Sie kann viele für sich verbuchen und sieht’s als schönstes Lob für ihre Arbeit. Und als Highlight, dem viele weitere folgen sollen.
Zu guter Letzt ein kleiner Word-Rap mit Dr. Elisabeth Krippl
Was hilft Ihnen, sich vom Alltag zu entspannen?
Meine Tiere! Und Musik – von Puccini-Opern bis „Meatloaf“ oder „Sunrise Avenue“.
Was macht Sie glücklich?
Patienten, die sich wohl fühlen und keine Amputationen brauchen. Und wenn ich sehe, wie ein Tier, das ich gerettet habe, wieder unbeschwert die freie Natur genießen kann.
Ihr Lebensmotto?
Das wären drei: „Geht nicht“ gibt’s nicht. Ohne Fleiß kein Preis. Und: Man muss das Ziel kennen, um den richtigen Weg zu finden.
Ihr größtes Talent?
Schnelle Auffassungsgabe.
Ihr größter „Fehler“?
Den falschen Leuten zu vertrauen. Und mangelnder Geschäftssinn.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen besonders?
Ehrlichkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit und Tierliebe.
Was ärgert Sie am meisten?
Lügen, Unzuverlässigkeit, Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Intoleranz.
Über welche natürliche Gabe würden Sie gern verfügen?
Ich würde gerne so richtig gut singen und ein Instrument spielen können.
Was ist Ihr größter Traum?
Mehr Freizeit! Einfach etwas mehr Zeit für mich.
Welches ist Ihre größte Hoffnung für die Zukunft?
Für mich selbst ist das, dass ich gesund und arbeitsfähig bleibe. Und für die Welt im Allgemeinen hoffe ich, dass die Erde all den Missbrauch von Ressourcen übersteht – mit viel weniger Krieg, Ausbeutung und Aggression.
Info & Kontakt:
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