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Parkinsonmittel könnte Blutdruck bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes senken

Das in der Parkinsontherapie eingesetzte Medikament Bromocriptin senkt bei Jugendlichen mit Typ-­1-Diabetes den Blutdruck und die arterielle Steifigkeit, messbar sind die Veränderungen bereits nach einem Monat, wie eine kleine Studie im Fachblatt Hypertension zeigt (2022; DOI: 10.1161­/HYPERTENS­ION­AHA.­122.19547).

(27.12.2022) - Typ-1-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von kardiovaskulären Krankheiten, insbe­sondere, wenn sie bereits als Kinder erkrankt sind. „Wir wissen, dass sich die Anomalien in den Gefäßen rund um das Herz, die Aorta und ihre primären Verzweigungen, bei Menschen mit Typ-1-Diabetes schon in der frühen Kindheit zu entwickeln beginnen“, sagt Erstautor Michal Schäfer von der University of Colorado School of Medicine in Aurora, USA.

„Wir zeigen, dass Bromocriptin das Potenzial hat, die Entwicklung dieser Anomalien zu verlangsamen und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei diesen Patienten zu senken“, ergänzt er.

Bromocriptin erhöht die Dopaminkonzentration im Gehirn – und die Insulinsensitivität

Bromocriptin ist ein Dopaminrezeptoragonist, der die Dopaminkonzentration im Gehirn erhöht, was auch zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität führt. Die Forschungsgruppe um Schäfer untersuchte 34 Patienten, bei denen seit median 5,8 Jahren ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert war. Die 13 Jungen und 21 Mädchen wa­ren im Schnitt 15,9 Jahre alt und hatten einen HbA1c ≤ 12 %. Sie erhielten randomisiert ein Bromocriptin­präparat mit rascher Freisetzung oder ein Placebo.

Der Blutdruck nahm ab

Die Studie hatte ein Crossoverdesign und bestand aus 2 Phasen. Die erste Phase lief über 4 Wochen, darauf folgte eine 4-wöchige Auswaschphase. In der zweiten Phase wechselten die Studienteilnehmer für weitere 4 Wochen zur jeweils anderen Behandlung. Auf diese Weise dienten die Patienten als ihre eigenen Kontrollen.
Blutdruck und aortale Steifigkeit – Pulswellengeschwindigkeit und Elastizität im MRT – wurden zu Studien­beginn sowie nach Ende von Phase 1 und nach Ende von Phase 2 gemessen.

Die Aorta wurde elastischer

Es stellte sich heraus, dass der Blutdruck unter der Behandlung mit Bromocriptin signifikant abnahm. Im Schnitt sank der systolische Blutdruck um 5 mmHg und der diastolische Blutdruck um 2 mmHg. Auch die Steifigkeit der Aorta reduzierte sich durch die 4-wöchige Therapie mit Bromocriptin.

Am ausgeprägtesten war die Verbesserung in der aufsteigenden Aorta, hier nahm die Pulswellenge­schwin­dig­keit um 0,4 m/s und die Elastizität um 8 % ab. In der thorakoabdominellen Aorta war Bromocriptin mit einer um 0,2 m/s verringerten Pulswellengeschwindigkeit und einer Elastizitätserhöhung um 5 % assoziiert.

Größere Studien müssen Effekt auf die Gefäße bestätigen

„Eine steife Aorta prädisponiert Patienten für andere Gesundheitsprobleme wie Organdysfunktionen, Athero­sklerose und eine höhere Belastung des Herzmuskels“, erklärte Schäfer. „Und die Beeinträchtigung dieser großen, zentralen Arterie bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes könnte mit diesem Medikament verlangsamt werden.“

Die kleine Stichprobengröße limitiert die Aussagekraft der Studie. Die Forschenden sind aber überzeugt, dass der Effekt von Bromocriptin auf die Gefäßgesundheit weiter erforscht werden sollte. Sie planen bereits eine größere Studie mit einer größeren Zahl von Patienten mit Typ-1-Diabetes.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/