Nieren – Superfilter im Dauereinsatz
18.3.2019
Normalerweise verfügt der Mensch über zwei Nieren - doch Formel-1-Legende Niki Lauda hat doppelt so viele. Der Ex-Rennfahrer hatte nicht etwa von Geburt an vier Nieren. Zwei davon wurden ihm transplantiert. Nach seinem schweren Rennunfall am Nürburgring im Jahr 1976 musste Lauda Medikamente nehmen, die seine Nieren schädigten. Nach und nach stellten sie ihre Funktion ein. 1997 war eine erste Transplantation notwendig. Bruder Florian spendete ihm eine Niere. Ein paar Jahre später büßte diese ebenfalls an Funktion ein. 2005 erhielt Lauda deshalb eine neue weitere Spenderniere, dieses Mal von seiner heutigen Gattin Birgit. Seit der Transplantation wird Niki auch wegen Diabetes behandelt, wusste Bruder Florian schon vor Jahren.
Welche Faktoren fördern eine Nierenschädigung bei Diabetes?
Rund ein Drittel der in Österreich ärztlich betreuten Menschen mit Diabetes haben eine eingeschränkte Nierenfunktion, die in den meisten Fällen keine gravierenden Folgen hat. Doch zählt das Nierenversagen als Folge einer diabetischen Nierenerkrankung (Nephropathie) zu den häufigsten Ursachen für die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie (Dialyse oder Nierentransplantation). Bei etwa 40 Prozent der mit Nierenersatztherapie zu behandelnden Menschen liegt die Ursache in einer diabetischen Nephropathie.
Die ungenügende Blutzuckereinstellung scheint der wichtigste Risikofaktor für die Nierenschädigung bei Diabetes zu sein. Langzeit-Studien zeigen, dass eine anfänglich intensivierte Diabetestherapie bei Typ-1-Diabetikern mit einem HbA1c von 6,5 bis 7,5 Prozent das Risiko für eine Einschränkung der Nierenfunktion deutlich vermindert.
Nierenfunktion: Stadien 1 bis 5
Die Nierenfunktion wird anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR), also der Filterleistung der Nieren gemessen und in 5 Stadien und 6 Kategorien (G1 bis G5) eingeteilt.
Stadium G1
(eGFR ≥ 90 ml/min/1,73 m²)
Die Niere befindet sich in gutem Zustand mit einer noch normalen Nierenfunktion
Stadium G2
(eGFR 60 -89 ml/min/1,73 m²)
Die Niere hat eine milde Nierenfunktionseinschränkung. Es sollte frühzeitig damit begonnen werden, die chronische Nierenerkrankung in ihrem Verlauf zu verzögern. Start einer Therapie.
Stadium G3a
(eGFR 45 -59 ml/min/1,73 m²)
Mittelgradige Niereninsuffizienz, mild bis moderat eingeschränkt. Diagnose und Therapie der Grunderkrankung
Stadium G3b
(eGFR 30 -44 ml/min/1,73 m²)
Mittelgradige Niereninsuffizienz, moderat bis hochgradig eingeschränkt. Diagnose und Therapie der Grunderkrankung.
Stadium G4
(eGFR 15 -29 ml/min/1,73 m²)
Hochgradige Niereninsuffizienz. Prophylaxe und Therapie von Folgeerkrankungen und Herz- Kreislauf-Komplikationen. Vorbereitung einer Nierenersatztherapie
Stadium G5
(eGFR <15 ml/min/1,73 m²)
Terminales Nierenversagen. Eine Nierenersatztherapie wie Dialyse oder Transplantation ist notwendig und sollte zwischen 7 und 15 ml/min/1,73 m² abhängig von weiteren Parametern gestartet werden.
Die besten Tipps zum Schutz der Nieren
Fit und aktiv sein
als informierter Diabetiker wissen Sie: Regelmäßige Bewegung hilft, um aktiv etwas gegen Bluthochdruck und einen erhöhten Blutzuckerspiegel zu tun. Diese beiden Faktoren zählen zu den häufigsten Ursachen für Nierenversagen. Wussten Sie auch, dass über 40 Prozent aller Dialysepatienten Diabetes haben?
Blutzucker gut einstellen
Eine gute Blutzuckereinstellung hilft, Gefäßschäden, die durch den Diabetes verursacht werden können, vorzubeugen. Das gilt insbesondere für die Niere. Dieses Organ besteht aus vielen kleinsten Gefäßen und arbeitet in unserem Körper wie ein Filter. Lebenswichtige Substanzen bleiben durch die Arbeit der Niere erhalten, gefährliche Giftstoffe werden über den Urin ausgeschieden. Sind die Gefäße erst einmal geschädigt, hat das auch Auswirkungen auf die Nierenfunktion: Ihre Leistung nimmt ab.
Regelmäßig Blutdruck messen
Bluthochdruck gilt als zweithäufigste Ursache für ein Nierenversagen. Sind die Gefäße über einen längeren Zeitraum einem hohen Druck ausgesetzt, führt das zu Schädigungen. Regelmäßige Blutdruckmessungen helfen, gefährlichen Hochdruck rechtzeitig zu erkennen und dagegen anzugehen. Diabetespatienten, die Bluthochdruck haben, sollten gemeinsam mit ihrem Arzt besprechen, was man dagegen tun kann, ggf. durch Einnahme blutdrucksenkender Medikamente.
Gesunde Ernährung
Eine gesunde Ernährung ist das A und O, um Übergewicht zu vermeiden bzw. abzunehmen. Übergewichtige Menschen haben häufig Bluthochdruck – und dieser kann sich negativ auf die Nierenfunktion auswirken (vgl. Punkt 2 und 3). Beim Essen sollten Sie auch darauf achten, nicht zu viel Kochsalz zuzuführen. Denn zu viel Salz erhöht den Blutdruck.
Auf eine ausreichende Trinkmenge achten
Jeden Tag sollte man als gesunder Mensch etwa 1,5 Liter trinken. Liegt ein erhöhter Flüssigkeitsverlust vor, ist noch zu mehr Flüssigkeit zu raten. Die Empfehlung für eine tägliche Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern gilt jedoch nicht für Dialysepatienten: Sie müssen ihre Trinkmenge stark einschränken (zirka ein halber Liter pro Tag).
Sofortiger Rauchstopp
Rauchen ist der „Gefäß-Killer“ Nummer 1. Nikotinkonsum gilt insbesondere für die Nieren und ihre Kleingefäße, die für die Filterfunktion des Organs zuständig sind, als „Gift“ (siehe Punkt 2).
Schmerzmitteleinnahme nicht über einen längeren Zeitraum
Sollten Sie Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum einnehmen, besprechen Sie dies unbedingt mit Ihrem Arzt! Sind die Nieren vorgeschädigt, kann eine längere Einnahme freiverkäuflicher Schmerzmittel (Analgetika) und „nichtsteroidaler Antirheumatika“ (NSAR) ein akutes Nierenversagen auslösen. Informieren Sie also Ihren Arzt, wenn Sie dauerhalft Schmerzmedikamente schlucken. Ob Ihre Nieren vorgeschädigt sind, kann Ihr Arzt prüfen und Ihnen ggf. nierenfreundliche Arzneimittel verschreiben.
Nierenfunktion mindestens jährlich prüfen
Patienten mit Diabetes sollten ihre Nierenfunktion mindestens einmal pro Jahr von ihrem Arzt prüfen lassen, insbesondere bei Bluthochdruck, Übergewicht, höherem Alter (über 60 Jahre) und wenn ein Familienangehöriger ersten Grades an einem Nierenversagen erkrankt ist. Durch einen regelmäßigen Nieren-Check (Blut- und Urintest) kann Ihr Arzt eine abnehmende Nierenleistung frühzeitig erkennen. Die Mitbehandlung durch einen Nierenarzt (Nephrologen) kann dann das Fortschreiten der Nierenerkrankung stoppen oder zumindest verzögern.
Fazit: Ein langjähriger, schlecht eingestellter Diabetes in Kombination mit Bluthochdruck kann schwere Nierenschädigungen hervorrufen, die nicht wieder rückgängig zu machen sind und bis an die Dialyse führen können. Das muss aber nicht sein. Wird eine Nierenerkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich deren Fortschreiten meist stoppen bzw. hinauszögern.
Quellen: