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Niemand prüft genau, ob Apps auf Rezept überhaupt wirken

(Deutschland) - Diabetes, Depressionen, Herzrasen: Deutsche Kassen sollen bald Gesundheitsapps gegen alles Mögliche bezahlen. Ob sie wirken oder riskant sind, wird kaum kontrolliert.

"Dagegen gibt's eine gute App – ich schreib Ihnen die mal auf." – Wer künftig zur Ärztin geht, bekommt womöglich ein kleines Programm verschrieben und die Kasse zahlt. Ab 2020 sollen Ärzte nämlich Rezepte für Apps ausstellen dürfen, so plant es die große Koalition. Ab kommenden Freitag berät der Bundestag über den Gesetzentwurf dazu: das Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation, kurz Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG).

App Store statt Apotheke und anstelle des gelben Scheins die elektronische Krankschreibung – unsere Medizin wird immer digitaler, längst nutzen Diabetikerinnen Gesundheitsapps, die helfen, den Blutzuckerspiegel zu tracken, Depressive oder Angstpatienten machen parallel zur Psychotherapie in der Praxis unterwegs Onlineübungen am Smartphone oder stehen via App in Kontakt zu ihrer Selbsthilfegruppe. Vieles davon ist sinnvoll. Im Alltag helfen solche Apps Menschen dabei, an ihre Tabletten zu denken, das eigene Gewicht im Blick zu haben oder die Gymnastik, die der Physiotherapeut für Zwischendurch empfohlen hat, auch wirklich dreimal am Tag zu machen. Einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge nutzen bereits zwei von drei Menschen, die ein Smartphone haben, irgendeine Gesundheitsapp.

Doch gerade in der Therapie von Angsterkrankungen, Depressionen, Zwangsstörungen oder ähnlichen psychischen Dingen sind Fachleute dem üppigen Angebot von digitalen Helfern gegenüber skeptisch: "Einen systematischen Überblick, welche davon wissenschaftlich getestet sind und wirklich wirken, gibt es bisher nicht", sagt Dietrich Munz. Er ist nicht nur promovierter Physiker, Psychologe und Psychotherapeut, sondern auch Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Deren Mitglieder bezweifeln, dass das geplante Gesetz Ärztinnen wie Patienten bei der Orientierung helfen wird, einzuschätzen, welche Apps sinnvoll und wirksam und welche vielleicht sogar riskant sind.

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