Neue Sport-App, die nicht nur Hypos vermeidet
Keine anstrengende Hypoglykämie bei der Gartenarbeit, keine schwere Unterzuckerung beim Joggen, Radfahren oder danach: Vor zu niedrigen, aber auch zu hohen Werten warnt eine neue Sport-App für Menschen mit Typ-1-Diabetes – und das präzise. Entwickelt hat sie ein junges Start-up, unterstützt von Professor Dr. Othmar Moser. Der Traum: die App kostenfrei auf den internationalen Markt bringen.
(24.3.2023) - Für sein Forschungsprojekt, das Menschen mit Typ-1-Diabetes neue Möglichkeiten für risikofreie sportliche Aktivitäten eröffnet, wurde Professor Dr. Othmar Moser – an der Universität Bayreuth leitet er die Abteilung für Exercise Physiology and Metabolism – vor Kurzem von der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) in Kooperation mit deren Stiftung, der EFSD, ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit einer Förderung des Projekts mit 100.000 Euro verbunden. Die klinischen Studien, die in das Projekt integriert sind, nimmt er gemeinsam mit Professor Dr. Harald Sourij, Medizinische Universität Graz, und Professor Dr. Nick Oliver, Imperial College London, vor. Im Interview spricht Prof. Dr. Moser, der selbst Typ-1-Diabetes hat und Sport liebt, über seine Vision, Hypoglykämien beim Sport und im Nachgang möglichst für alle Menschen mit Typ-1-Diabetes zu vermeiden.
Für das tägliche Diabetes-Management gibt es schon gute Tagebuch-, Bewegungs- und Ernährungs-Apps für Tablet, Smartphone und als PC-Version. Was unterscheidet die neue App von allen anderen?
Prof. Dr. Othmar Moser: Mit der App werden Menschen mit Typ-1-Diabetes sorgenfrei Sport treiben können. Sie haben damit künftig die Chance, die gleichen Glukosewerte wie Menschen ohne Diabetes zu erreichen. Längerfristig führt dies hoffentlich dazu, dass deutlich mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes physisch aktiv sind und gesünder leben. Durch regelmäßige Bewegung sinkt auch das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen. Die App könnte damit letztlich auch zu Kostensenkungen im Gesundheitssystem führen.
Das klingt vielversprechend. CGM-Systeme machen aber heute doch schon genau das: Sie warnen vor Hypo- und Hyperglykämien. Was kann die App da besser, wo liegt die eigentliche Innovation?
Prof. Moser: Es ist klar: Sportlich aktive Menschen mit Typ-1-Diabetes erkennen heute während physischer Belastungen sofort, wenn ihr Glukosespiegel gefährlich absinkt oder auch umgekehrt, wenn er problematisch ansteigt. Dafür tragen viele von ihnen ein CGM-System, das rechtzeitig Alarm schlägt. Der wesentliche Unterschied zu unserer App und zu allen anderen Anwendungen ist: Sie kann hier noch früher und präziser eine Absenkung der Glukosewerte erkennen und gegensteuern. Die App signalisiert genau, wie viele Gramm Kohlenhydrate der Sportler oder die Sportlerin zu sich nehmen sollte, um den Glukosespiegel zu stabilisieren. Steigen die Glukosewerte zu hoch an, gibt die App an, wie viel Insulin zugeführt werden sollte. Diese Empfehlungen richten sich in beiden Fällen nach der gemessenen Geschwindigkeit, mit der sich die Glukosewerte ändern.