Neue Diabetesform durch Corona?
Was war zuerst da, COVID-19 oder Diabetes? Diese Frage stellt sich beim Blick auf die Begleiterkrankungen von Coronatoten und Menschen mit Diabetes.
Diabetes mellitus geht mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe einher: 20–30 % der mit COVID-19 Verstorbenen hatten zugleich einen Diabetes. Auf der anderen Seite zeigen viele bislang stoffwechselgesunde Coronapatienten Anzeichen eines neu auftretenden Diabetes, bei bereits bestehender Krankheit kommt es zu teils lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen, schreibt ein internationales Team von Diabetologen.
Das Coronavirus SARS-CoV-2 bindet an den Rezeptor des Angiotensin-konvertierenden Enzyms 2 (ACE2). ACE2-Rezeptoren finden sich u.a. in Organen und Geweben, die Teil des Glukosemetabolismus sind. Auf diesem Weg könnte das Virus möglicherweise in den Stoffwechsel eingreifen – und einen bestehenden Diabetes verschlechtern oder das Auftreten eines neuen Diabetes triggern.
Ähnliche Mechanismen hat man bereits bei anderen Coronaviren beobachtet. Somit wäre ein diabetogener Einfluss von SARS-CoV-2 zumindest nicht abwegig. Ob der Effekt nach überstandener COVID-19-Erkrankung fortbesteht, muss noch untersucht werden, so die Autoren.
Um diese und weitere Fragen zu klären, haben sie ein globales Register erstellt, in dem jeder Fall eines neu aufgetretenen Diabetes im Rahmen einer Coronainfektion erfasst werden soll. Dieses ist unter covidiab.e-dendrite.com abrufbar.
Quellen: https://www.medical-tribune.de/
1. Rubino F et al. NEJM 2020; DOI: 10.1056/NEJMc2018688
2. Pressemitteilung – King’s College London