Skip to main content

Nachlassende Sinnesleistungen: Bei Diabetes sind passgenaue Helferlein gesucht

Patientinnen und Patienten fällt es schwer Diabetestechnik – wie eine Insulinpumpe oder ein CGM-Gerät – zu nutzen, wenn ihre Fingerfertigkeit, Kognition, das Hören oder Sehen eingeschränkt ist. Die Technik muss sich verändern, mahnen Ärzte.

(22.9.2023) - Diabetestechnologie muss auch für Patientinnen und Patienten mit motorischen, Sinnes- und kognitiven Störungen passen. Dies gilt vor allem für die zunehmend älter werdenden Menschen mit Diabetes, aber auch für Patienten, die andere chronische Vorerkrankungen mitbringen oder von Geburt an blind und/oder gehörlos sind. Diese Forderung ist auch beim US-amerikanischen Diabetologiekongress 2023 im kalifornischen San Diego erhoben worden.

„Wir haben derzeit nicht genügend Lösungen“, erklärte dort Davida F. Kruger, Diabetes-Krankenschwester am Henry Ford Medical Center in Detroit im US-Staat Michigan. Zwar gebe es viele hochqualitative Produkte, aber nicht viele, die zum Beispiel für Patienten mit eingeschränkter Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit geeignet wären. Kruger und ihre Kolleginnen und Kollegen appellierten beim Kongress der American Diabetes Association (ADA) sowohl an die Adresse der Entwickler und Hersteller als auch an Ärzte, Pflegekräfte und Diabetesberaterinnen, individuelle Einschränkungen und Barrieren beim Umgang mit Diabetestechnologie zu berücksichtigen.

Arthrose erschwert Bedienung von Insulinpumpe und CGM

Kruger schilderte den Fall einer 78-jährigen Frau, die in ihrem zehnten Lebensjahr die Diagnose Typ-1-Diabetes erhalten hatte. „Seit 25 Jahren nutzt sie eine Insulinpumpe, seit zwölf Jahren ein CGM (kontinuierliche Glukosemessung)-Gerät.“ Wegen arthrotischer Beschwerden fällt es ihr zunehmend schwer, mit den Geräten umzugehen, sie möchte aber weiter autonom mit ihrem Diabetes umgehen. Manchmal ist die Rückkehr zur konventionellen Insulintherapie mit Pens eine Option – langjährige Pumpennutzer möchten dies verständlicherweise meist nicht.

Andere Patienten können etwa wegen Schultersteife („frozen shoulder“) die Arme nicht ausreichend anheben. Das macht etwa das Platzieren oder Scannen eines Glukosesensors am Oberarm unmöglich. Günstiger wäre es dann, wenn der Sensor abdominal platziert werden kann.

Ausprobieren, welches Gerät „passt“!

Periphere Neuropathie, ein Karpaltunnelsyndrom oder die Parkinson-Krankheit können weitere Ursachen sein, die die motorische Fingerfertigkeit beeinträchtigen. Dann gelte es, so Kruger, aus der Palette zur Verfügung stehender Geräte das individuell passende auszuwählen. Voraussetzung: Die Versorger kennen sich detailliert mit den Produkten aus, inklusive aller notwendigen Handgriffe, die auszuführen einzelne Patienten womöglich nicht in der Lage sind. Zweitens funktioniert die Beratung nicht ohne Ausprobieren.

Ebenfalls wichtig: Wie fit sind Angehörige und Freunde im Umgang mit der Technik? Kruger: „Neulich meldete sich bei uns telefonisch ein Patient im Alter von über 80 Jahren, der es nicht schaffte, sich mit seiner Insulinpumpe einen Bolus zu verabreichen. Wir riefen seinen Sohn an – der verabreichte dann 100 Einheiten.“ Die Notwendigkeit kontinuierlicher Schulungen von Patienten, Angehörigen und Pflegenden war ein Mantra beim ADA-Kongress – auch angesichts verbreiteter Schulungsdefizite in den USA.

HIER weiterlesen…