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„Mit Gefühl und Technik für jeden genau das, was er braucht“

Für Dr. Michael Resl, Internist und Stoffwechsel-Spezialist am KH Barmherzige Brüder in Linz, ist individuelle Betreuung das „A und O“ der Diabetes-Therapie.

Von Elisabeth Schneyder 

Einen Beruf mit großer Verantwortung für das Leben anderer Menschen wollte der heute 34-jährige Niederösterreicher schon als Kind ergreifen. Sein Wunsch, Pilot zu werden, scheiterte allerdings an einem einzigen der vielen Tests, die das Auswahlverfahren der Austrian Airlines vorschreibt. Zum Glück, wie Internist Michael Resl heute betont. Denn er ist mit Leib und Seele Arzt. Schließlich kann er die nötige Kombination aus Gefühl, Technik und logischem Denken, die ihn einst so für die Fliegerei begeisterte, dabei noch effizienter einsetzen – nämlich für seine Patienten: „Mein Interesse für die Medizin erwachte während des Zivildienstes, den ich beim Roten Kreuz in Gmünd absolvierte. Dort habe ich gelernt, dass genau diese Fähigkeiten auch als Arzt gefordert sind, man aber im Vergleich zum Pilotenberuf viel mehr mit seinen Mitmenschen zusammenarbeiten kann“.  
Der Sohn eines Hauptschullehrers und einer Amtsarzt-Sekretärin begann schon während des Studiums, sich mit Diabetes mellitus zu befassen. Und wiederum war es die Freude an enger Kooperation, die ihn dazu bewog: „Besonders spannend finde ich die Kombination aus regelmäßigem Austausch mit den Patienten und der dramatischen Entwicklung der technischen Möglichkeiten. Zusätzlich zur klinischen Arbeit faszinieren mich die komplexen pathophysiologischen Zusammenhänge, die sich hinter Diabetes mellitus Typ 1, aber auch Diabetes mellitus Typ 2 verbergen“. 

Was dem Vater einer vierjährigen Tochter besonders am Herzen liegt: „Es ist mir wichtig, möglichst individuell auf die Probleme der Patienten einzugehen. Zum Beispiel haben wir in unserem Krankenhaus auch die Möglichkeit, Menschen mit Diabetes im Rahmen der Diagnosestellung auf Wunsch auch psychologisch betreuen zu lassen, was viele gerade in der ersten, oft sehr schweren Phase als besonders hilfreich empfinden.“ Eine Unterstützung, die auch für den Erfolg der Therapie entscheidend ist, denn: „Positive Einstellung und sehr enge, aber auch flexible Zusammenarbeit sind hier aus meiner Sicht die maßgeblichsten Elemente.“ Weil Diabetes quasi zum „ständigen Begleiter“ wird, sei es mitunter schwierig, das Interesse dafür (und damit die Therapieadhärenz) beständig zu halten. Doch, so Resl: „Ich denke, der rasante technologische Fortschritt stellt uns regelmäßig neue Möglichkeiten zur Verfügung, die das Interesse der Diabetiker auch wieder heben. Stichworte: strukturierte Datenanalyse und deutliche Vereinfachung der Dokumentation der BZ-Werte mit Hilfe von Apps.“ 
Was den Umstieg zur „Spritze“ erleichtere, sei gegenseitiges Vertrauen, meint der engagierte Arzt. Ausführliche Gespräche und die Möglichkeit, Hilfsmittel wie Spritze oder Pumpe schon vor dem tatsächlichen Einsatz in Ruhe kennenzulernen, seien essenziell. 
  
Ob Pen, Spritze oder Pumpe die jeweils beste Lösung bieten, beantwortet Resl entsprechend seines Grundsatzes, dass das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse das „A und O“ erfolgreicher Behandlung ist: „Jeder muss mit seiner Therapie zufrieden sein. Dann wird sie auch angewendet. Die Insulinpumpe empfehle ich Menschen jeden Alters mit dynamischem Lebensstil, die an einer weiteren Therapieoptimierung interessiert sind. Die heute verfügbaren, technologischen Möglichkeiten geben sehr viel Raum für eine deutlich effektivere, aber auch sichere Therapie. Bei geplanter Schwangerschaft, vielen oft unbemerkten Hypoglykämien, oder bei sehr sportlichen Menschen rate ich ebenfalls häufig zu dieser Variante. Aber: Der Patient steht klar im Zentrum. Ich sehe mich hier als Berater. Entscheiden muss schließlich der Patient.“ 

Neue Entwicklungen, die Menschen mit Diabetes weiterhelfen, behält der bereits mit einem Abstract Preis der Österreichischen Diabetes Gesellschaft ausgezeichnete Spezialist ständig im Auge: „Da gibt es beispielsweise ein in den USA bereits zugelassenes Hybrid Closed Loop System, das hoffentlich bald auch in Europa zur Verfügung stehen wird. Dieses ermöglicht tatsächlich eine autonome Anpassung der Insulinabgabe der Pumpe durch die über einen Sensor gemessenen Daten. Und bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 konnte durch die leitliniengerechte Therapie in zahlreichen epidemiologischen Studie eine beachtenswerte Reduktion von kardiovaskulären Komplikationen beobachtet werden.“ 
Pilot oder Mediziner: Die Begeisterung für Technologien, die Leben schützen und bewahren, ist Resl nie abhandengekommen – ebenso, wie seine positive Einstellung zur Zukunft. So meint der mit einer Berufskollegin verheiratete Arzt auch: „Wir erleben eigentlich täglich kleine und große Revolutionen, sowohl aus technologischer, als auch aus therapeutischer Sicht. Und davon können unsere Patienten oft enorm profitieren.“ 

Zu guter Letzt ein kleiner Word-Rap mit Dr. Michael Resl: 

Was tun Sie für die eigene Gesundheit? 
Ich bemühe mich, die meisten Wegstrecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Gelegentlich geht sich auch eine Laufrunde aus, wobei es mir hier um Entspannung, nicht um Leistung geht. 

Was hilft Ihnen, sich vom Alltag zu entspannen? 
Meine kleine Tochter und gemeinsame Familienausflüge in die Natur. Allerdings sehe ich den Alltag, den ich möglichst bewusst zu erleben versuche, als etwas sehr Positives. 

Ihre liebste Freizeitbeschäftigung? 
Spielen mit meiner Tochter (von Playmobil bis malen – ALLES!), Sport mit Freunden und Fotografieren. 

Was macht Sie glücklich? 
Meine Familie und die Arbeit. 

Ihr größter „Fehler“? 
Mein fehlendes Organisationstalent. 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen besonders? 
Ehrlichkeit, Freundlichkeit 

Was ärgert Sie am meisten? 
Sehr wenig. Und sehr selten. Ich bin eher traurig, wenn etwas nicht gut läuft. 

Über welche natürlich Gabe würden Sie gern verfügen? 
Über mehr analytisch-mathematisches Verständnis. Ich würde die Algorithmen hinter unserer Arbeit gern besser verstehen. Dann könnte ich Patienten vielleicht noch besser helfen, weil ich mehr Einblick hätte, wie ihre Werte ausgewertet werden können. 

Ihr größter Traum? 
Ein glückliches, langes Leben, das viel Spielraum für konstruktive Entwicklung gibt – privat und beruflich. 

Ihr größter Wunsch für die Zukunft? 
Generell hoffe ich, dass man Menschen mit Diabetes durch die Technologie und gute Zusammenarbeit das Leben und den Alltag deutlich erleichtern kann. Ich hoffe, dass eines Tages eine vollautomatische Therapie möglich wird, die von den Patienten „nur mehr“ überwacht werden muss. 
Globalgesehen würde ich mir einen Ausgleich des aktuell sehr großen Ungleichgewichts wünschen. Der Wohlstand unserer Welt basiert maßgeblich auf dem Rücken armer Gesellschaften. Eigentlich nutzen wir unsere Mitmenschen in ärmeren Ländern aus, ohne dies aktiv wahrzunehmen.