Mit Diabetes im Gepäck entspannt in den Urlaub
Auftanken, Neues erleben, auf andere Gedanken kommen oder einfach mal gar nichts tun: Den idealen Urlaub stellt sich jeder anders vor. Die meisten eint aber wohl der Wunsch, in den Ferien den Alltag hinter sich zu lassen. Gelingt das gut, wird es eine Auszeit, an die man lange mit Freude zurückdenkt.
Diabetes oder nicht, das ist für die Erholung unerheblich. Wichtig ist es lediglich, sich mit der Erkrankung so vorzubereiten, dass man mit einem sicheren Gefühl starten kann. Sorgen und Bedenken verschlechtern gesundheitliche Probleme - auch bei Diabetes. Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir hier Tipps zusammengestellt, damit die „schönste Zeit des Jahres“ wirklich die schönste wird.
Urlaub vom Diabetes? Gibt’s leider nicht. Urlaub mit Diabetes? Kein Problem. Etwas Zeit für Reisevorbereitungen nehmen und man kann später den wohlverdienten Urlaub ohne Aufregung und Stress genießen.
Wichtige Planungen vor Reiseantritt
- Recherchieren Sie die Kontaktdaten von Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern an Ihrem Urlaubsort
- Bei Pauschalreisen haben Sie in der Regel vor Ort einen Ansprechpartner des Reiseveranstalters, den Sie im Notfall kontaktieren können
Auf der folgenden Seite finden Sie wichtige Informationen zu Reise- und Sicherheitshinweisen:
https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/
Vor der Reise
Es gibt viele wichtige Dinge, die vor Reisebeginn erledigt werden müssen. Am besten hilft eine Reise-Checkliste:
- Personalausweis/Reisepass
- e-card / Auslandskrankenschein für Länder außerhalb der EU
- Impfungen/Impfpass
- eventuell private Reisekrankenversicherung
- Reiseapotheke
- Urlaubsdokumente (Flugticket, Devisen etc.)
- Reise- und Gepäckversicherung
- Bestätigung (deutsch, englisch) für Reisende mit Diabetes (HIER runterladen)
- Diabetiker-Kost bei der Fluglinie und im Hotel bestellen
- Mit dem Arzt eventuell anstehende Impfungen sowie ggf. den Spritz-/Essplan für die Reise (bei Flugreisen eine evtl. Zeitverschiebung) besprechen.
Medikamente und Ausrüstung
Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, wie Ihre Medikamente in Ihrem Urlaubsland heißen. Das gleiche Medikament hat im Ausland oft einen anderen Namen. Es ist ratsam, mindestens doppelt so viel an Medikamenten und Zubehör – also Tabletten, Insulin, Kanülen, Teststreifen etc. – mitzunehmen wie Sie für die Dauer der Reise eigentlich brauchen. Möglicherweise ist es sehr schwierig, an Ihrem Urlaubsort alles wie gewohnt zu erhalten. Informieren Sie sich außerdem bestmöglich über die Verfügbarkeit der benötigten Medikamente in Ihrem Reiseland sowie über die Voraussetzungen, diese kaufen zu können.
Die eigene Ausrüstung und Medikamente gehören mit ins Gepäck; den Teil, den Sie während der Reise benötigen, verstauen Sie im Handgepäck. Auch hier empfiehlt es sich, eine größere Menge mitzunehmen, falls Ihre Koffer verspätet ankommen. Beachten Sie, dass Insulin und die Blutzucker-Teststreifen temperaturempfindlich sind und deshalb keinen extremen Temperaturen oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden dürfen. Bei Fahrten im Auto ist beispielsweise eine Kühltasche hilfreich. Denken Sie auch an eigene Nahrungsmittel und Getränke, falls bspw. der Service im Flugzeug durch Zwischenfälle verzögert ist oder ausfällt.
Hilfreich kann eine Liste mit diabeteserfahrenen Ärzten, die am Urlaubsort ordinieren, sein. Informationen sind am Fremdenverkehrsamt des Urlaubsortes erhältlich.
Eine kleine Reiseapotheke zusammenstellen (Verbandsmaterial, Brand- und Wundsalben, Fieberthermometer, Medikamente gegen Übelkeit, Schmerzen, Magenbeschwerden, Fieber, Fußpflegemittel, Insektenschutz).
E-Card nicht vergessen: Versicherte der heimischen Krankenkassen haben zumindest in den Ländern des Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) einen Grundschutz, der als Minimalversorgung angesehen werden kann und nicht für jedes Reiseziel besteht. Die Kosten eines Rücktransports sind davon nicht abgedeckt.
Reisekrankenversicherungen können in der Regel ohne Gesundheitsprüfung und für geringe Beiträge abgeschlossen werden. Diese gilt in der Regel nur für Reisen mit einer Dauer von maximal sechs Wochen. Beim Abschluss einer Reisekrankenversicherung sollte darauf geachtet werden, dass sie auch die Notfallbehandlung für Diabetes einschließt.
Gute Reise mit dem Flugzeug
Bei Flugreisen mit Zeitverschiebungen ist die nötige Vorbereitung das Wichtigste. Bei Reisen ins Ausland sollte man ein ärztliches Attest, ein „Medical Certificate“ und den Therapieplan mitnehmen. Das Attest sollte in englischer Sprache oder besser noch in der Landessprache verfasst sein. Erfragt werden sollte das Mahlzeiten-Serviceangebot der Fluggesellschaften, bitte beachten, dass bei Turbulenzen, Flugausfällen und -verzögerungen der Essen-Service entfallen kann.
Bei jeder Flugreise kann Gepäck verloren gehen, deshalb: Wichtiges gehört unbedingt in das Handgepäck. Bei Flugreisen das Insulin auf mehrere Handgepäckstücke verteilen. Ein ausreichender Traubenzucker und Not-BE/KE Vorrat kann in den Koffer gepackt werden.
Behälter dürfen maximal 100 ml einer Flüssigkeit enthalten und müssen in einem verschließbaren durchsichtigen Plastikbeutel von 1 l Volumen vorgelegt werden! Eher leicht erhöhte Blutzuckerwerte durch Zusatz-BE/KE oder Verringerung der Insulindosis anstreben. Dies gilt sowohl am Flugtag als auch an den ersten drei Tagen am Zielort. Korrekturen erst bei Blutzucker von 10-12 mmol/l oder 180 bis 200 mg/dl.
Für die Insulinpumpen-Therapie
Die Insulinpumpe passt sich im Normalfall automatisch an den veränderten Kabinendruck an. Weil die Luftfeuchtigkeit unter 10 % liegt, kann das Blutzucker-Messgerät die Werte niedriger anzeigen, als sie tatsächlich sind.
Sonnenschutz: Herausforderung diabetische Haut
Wenn die Haut ohnehin schon zu Trockenheit neigt, tun Wind, Sonne, warme Luft und Wasser ihr Übriges dazu. Vor allem die neurodermitische und diabetische Haut leiden dann zusätzlich.
Regierungs-Service für Reisende: App des Ministeriums hilft
Pass verloren, Medikamente weg? - Ohne App geht gar nichts mehr, auch nicht auf Reisen. Die Applikation „Auslandsservice“ kann gratis heruntergeladen werden und bietet Reiseinformationen über 197 Länder sowie Tipps für Notfälle samt Kontaktdaten zu Botschaften und Konsulaten. Mehr auf www.auslandsservice.at
Antritt der Reise
Das sollte im Handgepäck, d.h. für den kurzfristigen Diabetesbedarf (2-3 Tage) mitgenommen werden:
- Ausreichend Insulin, Tabletten. (in der Originalverpackung, inkl. Beipackzettel)
- Spritzen, Pen mit ausreichend Nadeln, Pumpe bzw. U-100-Einmalspritzen als Ersatz
- Stechhilfe mit ausreichenden Lanzetten
- Blutzuckermessgerät mit genügend Teststreifen bzw. Sensoren
- Reservebatterien für Pumpe bzw. Messgerät
- Not-BEs wie z. B. Traubenzucker oder Flüssigzucker zur Behandlung leichter Unterzuckerungen
- Glukagon-Notfallset (bitte informieren Sie Mitreisende über die Handhabung)
- Bestätigung für Reisende mit Diabetes (HIER runterladen)
- Diabetikertagebuch
- Evtl. BE-Tabelle
Das sollte im Hauptgepäck (für den längerfristigen Bedarf) mitgenommen werden:
- Spritzen bzw. Ersatz-Pen, Kanülen
- U-100-Einmalspritzen (für Pen- oder Pumpenausfall)
- Ein zweites Blutzuckermessgerät als Ersatz, sowie Ersatzbatterien und zusätzliche Teststreifen und Sensoren
- Ärztliches Rezept für Insulin, Tabletten, Glukagon-Notfallset
Am Urlaubsort
Ärztliche und Notfall-Versorgung klären.
Telefonnummern von Arzt, Rettungswagen, Apotheke und Klinik erfragen.
Veränderte Verhaltensweisen im Urlaub
Der Urlaub stellt an einen Diabetiker andere Anforderungen als an das Leben zu Hause. Je routinierter man schon zu Hause mit seinem Diabetes umgeht, desto leichter wird die Bewältigung neuer Situationen im Urlaub gelingen. Denn im Urlaub ist man mehr unterwegs, man bewegt sich mehr, schläft morgens länger oder auch die Essensmahlzeiten verschieben sich. Aus diesem Grunde ist es ganz wichtig, den Blutzucker häufiger als gewohnt zu kontrollieren und die Therapie dementsprechend anzupassen. Folgende Faktoren führen beim Blutzucker zu veränderten Werten:
Bewegung: Im Urlaub bewegt man sich häufig mehr als zu Hause. Dies kann zu Blutzuckerschwankungen und somit zu einem veränderten Insulinbedarf und einem anderen Tagesablauf führen. Körperlich anstrengende Touren nie alleine unternehmen. Eventuell auch fremde Begleiter über die Krankheit und geeignete Maßnahmen im Notfall informieren.
Hitze: Große Hitze mit intensiver Sonneneinwirkung oder ein heißes Thermalbad beschleunigen die Insulinwirkung, da die Haut bei hohen Temperaturen besser durchblutet und das Insulin schneller aufgenommen wird. Dies kann schnell zu einer Unterzuckerung führen. Des Weiteren steigt durch das vermehrte Schwitzen der Flüssigkeitsverlust. Die ohnehin eingeschränkte Nierenfunktion kann weiter sinken.
Durch das Weglassen von Mahlzeiten, das Essen zu ungewohnten Zeiten oder Alkoholkonsum kommen die Blutzuckerwerte durcheinander.
Ernährung: Im Urlaub kann man unter Berücksichtigung des normalen Kostplans und mit einer Austauschtabelle wie gewohnt essen. Hilfreich ist es, sich über landesüblichen Gerichte und deren Gehalt an Kohlenhydraten über entsprechende Reiseführer oder landesspezifische Kochbücher zu informieren. Entsprechende Tabellen, die immer dabei sein sollten, besorgen. Gut eingespielte und routinierte Diabetiker können auf jeden Fall landestypische Gerichte probieren. Sie sollten dann aber bei einem ungewohnten Essen kurz vorher und zwei Stunden nachher Blutzuckertests durchführen. Teilweise kann man sich den Kohlenhydratgehalt dieser Mahlzeiten aus bekannten Lebensmitteln ableiten: Bulgur in der Türkei hat denselben Kohlenhydratgehalt wie Weizen, also kann man ihn wie Weizen berechnen: 15 bis 20 Gramm pro BE.
Man sollte auch Erkundigungen einholen, wie und wo man sich mit entsprechenden Zwischenmahlzeiten versorgen kann (Hotel oder Supermarkt).
Traubenzucker in festen, insektensicheren Behältnissen aufbewahren.
Ganz wichtig: Etwa 1,5 bis 2 Liter ALKOHOLFREIE Flüssigkeit am Tag trinken! In wärmeren Reisegebieten muss man sogar 3 bis 4 Liter alkoholfreie Getränke zu sich nehmen. Alkohol ist eigentlich "Gift" für den Körper eines Diabetikers. Man sollte alkoholische Getränke im Urlaub nur dann trinken, wenn dies ohne Gefahr für die Gesundheit ist und die Blutzuckerwerte unter Kontrolle sind. Auch dann den Alkohol nur in vernünftigen Mengen und nie auf leeren Magen trinken.
Insulinlagerung am Urlaubsort
Egal, wohin die Urlaubsreise geht – ob in den sonnigen Süden oder in den Tiefschnee der Alpen –, die Aufbewahrung der Diabetiker-Utensilien, und hierbei speziell des Insulins, gehört in die Hände des Diabetikers. Die Insulinpatronen sollten bei einer Temperatur von circa 2°C bis 8° C gelagert werden.
Diabetes-Utensilien vertragen keinen Sand
Feiner Sand setzt sich überall rein. Wer den Zucker misst, sollte sich vorher die Hände waschen und vom Sand befreien. Messgerät-Teststreifen oder Pens sind in einem Gefrierbeutel mit Zippverschluss vor Sand und auch vor Wasserspritzern sicher.
Mit dem Sensor zum Schwimmen
Die Glukosesensoren und -transmitter sind limitiert mit 30 Minuten und bis zur Tiefe von einem Meter wasserdicht. Beim Duschen, Baden und Schwimmen müssen sie daher nicht entfernt werden. Da sich die Pflaster im Wasser leichter lösen können, wird eine zusätzliche Fixierung des Sensors mit einem wasserdichten Pflaster empfohlen.