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Metformin: Einsatz außerhalb der Zulassung ist kritisch zu betrachten

Metformin hat sich gemausert. Anfangs argwöhnisch beäugt, heute Goldstandard in der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes. Allerdings: Der Einsatz außerhalb der Zulassung ist kritisch zu betrachten.

Metformin wurde Ende der 1950er Jahre als Diabetesmedikament zunächst in Frankreich eingeführt. Der Wirkstoff hatte über viele Jahre keinen guten Stand in der Diabetologie; er wurde sogar von manchen abschätzig als „Rattengift“ bezeichnet, etwa von dem leider viel zu früh gestorbenen Düsseldorfer Diabetologen Professor Michael Berger. Dieser setzte damals primär auf Insulin bei Typ-2-Diabetes. Erst 1998 mit der „UK Prospective Diabetes Study Group“ verbesserte sich das Renommee von Metformin. In UKPDS 34 wurde zum Beispiel erfolgreich der „Effect of intensive blood-glucose control with metformin on complications in overweight patients with type 2 diabetes“ geprüft (Lancet 1998; 352: 854).

Die UKPD-Studien entsprechen zwar nicht mehr den Qualitätskriterien, die heute von Endpunktstudien gefordert werden. Trotzdem bleibt Metformin der Goldstandard in der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes. In vielen Leitlinien wird sogar nach Diagnose des Typ-2-Diabetes zu einer umgehenden und lebenslangen Metformin-Therapie geraten, egal ob Lebensstil-Interventionen erfolgreich waren oder nicht.

Damit nicht genug: Metformin ist auf dem besten Weg zu einem „Allheilmittel“ zu werden. So wird es in den USA bereits beim Prä-Typ-2-Diabetes eingesetzt sowie zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Auch soll es eine Art Anti-Krebsmittel sein: Aus diesem Grund nehmen zum Beispiel in Russland breite Bevölkerungsschichten Metformin ein.

Weitgehend harmlos, doch es gibt auch Nebenwirkungen

Metformin gilt zwar weitgehend als harmlos, wenn keine gastrointestinalen Beschwerden auftreten. Der Wirkstoff hat jedoch – wie jedes potente Medikament – auch Nebenwirkungen und sollte daher nicht dem Trinkwasser zugesetzt werden. Als Kontraindikationen gilt unter anderen eine ausgeprägte Niereninsuffizienz. Die Therapie muss zudem vor Operationen oder vor Kontrastmittelgaben abgesetzt werden.

Eine aktuelle Studie wirft nun weitere Fragen zur Sicherheit auf (Scientific Reports 2021; 11: 1940). In dieser Studie wurden prospektiv Patienten mit Typ-2-Diabetes eingeschlossen, die entweder bisher nicht oder mindestens sechs Monate mit Metformin behandelt worden waren. Es zeigte sich, dass eine längere Einnahmedauer und eine höhere Dosis von Metformin mit erniedrigten Vitamin-B12-Spiegeln sowie einer ausgeprägteren peripheren Polyneuropathie assoziiert waren.

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