Menorca – Großartige kleine Schwester
Mallorcas kleine Schwester ist mehr als eine Badeinsel. Dort tanzen Menschen mit Pferden, gibt es in Steinwällen Geheimnisse zu finden – und Käse wird noch mit der Hand gepresst.
Von Veronika Kub
Fangen wir mit den Steinen an: sie fallen sofort ins Auge, obwohl sie eigentlich eine Randerscheinung sind. Sie finden sich an den Rändern der Wege und Straßen. Sperrige, lose Feldsteine, kunstvoll ohne Mörtel aufgetürmt, bilden mannshohe Mauern. Wie ein Spinnennetz überziehen diese „Parets Seques“ die Insel – auf einer Länge von 15 000 Kilometern, wie Menorquiner stolz berichten. Wer Mallorcas kleine Schwester abseits der Strände entdecken will, muss sich also auf Zehenspitzen stellen und über Steinwälle spähen. Dahinter grasen schwarz-weiße Kühe, tummeln sich pechschwarze Pferde, wogen im Frühjahr Kornfelder, reift im Sommer Wein, schlägt das Herz Menorcas. Es ist das Herz einer natürlichen Mittelmeerschönheit, die sich mit einer Kette kristallklarer Buchten schmückt und viel mehr als eine Badeinsel ist.
Beim Urlaub auf Menorca wird eine Sache ganz schnell klar: Hier gibt es keine Hektik. Auf der östlichsten Insel der Balearen geht es um Ruhe. Das geht schon am Flughafen los: Das Eiland ist wesentlich weniger besucht als seine großen Schwestern. Auch die malerischen Orte sind beschaulich und an den traumhaften Stränden hat man seine Ruhe.
Mehr Strände als Mallorca und Ibiza zusammen
Trotz einer Gesamtfläche von nur rund einem Fünftel Mallorcas hat Menorca ganze 216 Kilometer Küstenlänge und bietet dabei mehr Bademöglichkeiten als Mallorca und Ibiza zusammen! Oft handelt es sich dabei um versteckte, unfassbar türkisfarbene Buchten, die sich tief ins Landesinnere schlängeln und nie überfüllt sind. Die traumhaftesten dieser kleinen „Calas“ zwischen Felsklippen und duftenden Pinien finden sich an der Südküste. An Menorcas Stränden wähnt man sich im Paradies.
Manche Strände auf der Insel sind so versteckt, dass man sie nur über das Wasser erreicht. Für das besondere Karibik-Feeling kann man eine Bootsfahrt mieten und sich die schönsten Buchten zeigen lassen. Ein paar kalte Getränke auf dem Boot genießen und zur Abkühlung einfach ins Meer springen. Kleiner Tipp: Taucherbrille und Schnorchel mit an Bord nehmen. Vielleicht schwimmt im kristallklaren Wasser der ein oder andere Fisch vorbei.
Verträumte Städte und malerische Dörfer
Wie zwei Diven im Dauerstreit um den Titel der Schönheitskönigin gehen die Städte Maó und Ciutadella am östlichen und westlichen Zipfel auf Distanz.
Spanische Designermode, ein von Künstlern bewohntes quirliges Hafenviertel und prächtige Paläste: Das ist Ciutadella de Menorca. Ciutadella, die altehrwürdige Bischofsstadt mit Kathedrale und Palästen gilt als eine der schönsten Städte in Spanien. Der einstige Reichtum der ursprünglichen Inselhauptstadt (bis ins 18. Jahrhundert) ist noch heute sichtbar – prächtige Paläste wie Salort und Vivó aus golden leuchtendem Sandstein mit reich verzierten Fassaden sind charakteristisch für das Stadtbild.
Von der Plaça des Born führt eine Treppe hinab in das lebhafte Hafenviertel, wo sich viele Künstler niedergelassen haben. An der Hafeneinfahrt thront das Castell de Sant Nicolau. Zum Shoppen und Bummeln bietet die schöne Altstadt von Ciutadella unendlich viele Angebote. Ganz entspannt kann man hier spanische Designermode, traditionell menorquinische Sandalen (Avarcas) und inseltypische Spezialitäten, wie z.B. Gin und Käse, Sobrasada, dieser köstlich würzigen Rohwurst, oder den herrlichen Rotwein Merluzo, erstehen.
Kirche, Adel, Handwerk und Bauern spielen noch heute bei den historischen Festes de San Joan eine Rolle: Als Vertreter der Stände ziehen gut 100 Reiter auf rassigen schwarzen Pferden durch die mit Sand bestreuten Gassen, um den Jaleo zu feiern, den Tanz von Mensch und Tier. Die Kapelle spielt immer dasselbe Lied, Pferde steigen zu Levaden auf, Männer greifen an die Vorderläufe, Tier und Mensch tanzen miteinander - die Menge jubelt.
Britisch geprägt ist die Hauptstadt Maó, allein durch die bow windows, die Erkerfenster, die in den Jahren der britischen Herrschaft bis 1802 entstanden. Einen lohnenden Einblick in das Menorca des 18., 19. und 20. Jahrhunderts verschafft die „Col·lecció Hernández Sanz - Hernández Mora“, die in der Altstadt im luxuriösen Patrizierhaus „Can Oliver“ präsentiert wird (http://canoliver.menorca.es). Spannend ist der Mix aus Kunst, damaligem Lifestyle und historischen Dokumenten. Beeindruckend ist der Panoramablick vom Dachturm des Museums über die Stadt und den zweitgrößten Naturhafen der Welt. Er reicht wie ein Fjord fünf Kilometer ins Landesinnere. Segelyachten und Fähren laufen hier ein und aus. An der Promenade von Maó kann man die Schiffe beobachten und in den Restaurants frischen Fisch probieren oder einfach nur spazieren gehen. Mahón, auf Katalanisch Maó, wirkt noch heute sehr britisch. Die auf einem Felsplateau gelegene Inselhauptstadt mit ihrer verwinkelten Altstadt war von 1708 bis 1783 fest in englischer Hand. Erheiternd sind die Beispiele britischen Spracheinflusses: Aus dem shoemaker wurde im Menorquinischen ein xumaquer, aus der bottle die bótil.
Die Engländer haben die Stadt wegen ihres Hafens einst zum Zentrum des Insellebens erkoren. Das sieht man nach wie vor an der Architektur. Jeden Tag gibt es hier einen Markt, auf dem sich sowohl Einheimische als auch Touristen mit Lebensmitteln eindecken. Frisches Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch gibt es. Schön ist auch die Lage unter dem Kreuzgang eines ehemaligen Klosters. Immer ein schattiges Plätzchen, den Hafen und das glitzernde Meer im Blick. Übrigens: Hier wurde einst die Mayonnaise erfunden – der Name wandelt sich von „Mahonese“ ab. Wochenmarkt ist Dienstag und Samstag.
Außerhalb der beiden Städte Ciutadella und Maó wird das Bild Menorcas vor allem von Beschaulichkeit geprägt. Die Berge sind auf Menorca nur Hügel und statt Autobahnen gibt es lediglich schmale Landstraßen. Weil die Menorquiner als republikanische Bastion Spaniens dem faschistischen Diktator Franco sprichwörtlich Steine zwischen die Beine warfen, soll er sie mit Investitionsentzug bestraft haben – was hässliche Bettenburgen an den Küsten weitgehend verhinderte und sich im Nachhinein als Gewinn erweist. Landwirtschaft, Natur und Tourismus harmonieren im Großen und Ganzen, Menorca feiert dieses Jahr sein 25. Jubiläum als UNESCO-Biosphärenreservat.
Das Gesundheitswesen auf Menorca
Apotheken (farmacias) sind mit einem grünen Kreuz – meist als Neonleuchte – gekennzeichnet. Nach Geschäftsschluss ist der nächste Notdienst im Aushang genannt.
Den Zahnarzt findet man unter der Bezeichnung dentista.
Allgemeine Notrufnummer: 112
Medizinischer Notdienst: 061
Auf Menorca wird die medizinische Versorgung und Betreuung im öffentlichen Gesundheitswesen durch das Krankenhaus Hospital General Mateu Orfila in Maó, fünf Gesundheitszentren (Centros de Salud (CS), vier "Basiseinheiten" (Unidades básicas de salud (UBS) und drei ärztlichen Beratungsstellen (Consultorio) sichergestellt.
Hospital General Mateu Orfila - Maó
Ronda de Malbúger, 1
07703 Maó
Telefon: +34 971 48 70 00
Centro de Salud (CS) Canal Salat - Ciutadella
Calle Antoni Mª Claret, s/n
07760 Ciutadella
Telefon: +34 971 480 112
Centro de Salud (CS) Verge del Toro - Maó
Calle Barcelona, 1
07701 Maó
Telefon: +34 971 356 942
Unidad Básica de Salud (UBS) Es Castell
Calle Pl. Constitució, 1
07720 Es Castell
Telefon: 971 356 411
Centro de Salud (CS) Dalt Sant Joan - Maó
Calle Fornells, 107
07701 Maó
Telefon: +34 971 353 255
Unidad Básica de Salud (UBS) Sant Lluis
Calle c/ Pedro Tudurí, 65
07710 Sant Lluis
Telefon: +34 971 156 792
Consultorio de Sant Climent
C/ Sant Gabriel, 16
07712 Sant Climent
Telefon: 971 153 203
Centro de Salud (CS) Es Banyer - Alaior
Calle Mestre Duran, s/n
07730 Alaior
Telefon: +34 971 372 931
Unidad Básica de Salud (UBS) Es Mercadal
Calle C/ Metge Camps, 17
07740 Mercadal
Telefon: +34 971 154 187
Consultorio de Fornells
Calle c/ Ses Escoles, 6
07748 Fornells
Telefon: +34 971 376 420
Consultorio de Cala en Porter
Calle Av. Central, 52
07730 Cala en Porter
Telefon: +34 971 377 392
Centro de Salud (CS) Ferreries
Calle Bisbe Sever, 3
07750 Ferreries
Telefon: +34 971 373 670
Unidad Básica de Salud (UBS) Es Migjorn Gran
Calle c/ Major, 95
07749 Es Migjorn Gran
Telefon: +34 971 370 221