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Mehr Suizide bei jungen Patienten mit entgleistem Stoffwechsel

Junge Patienten mit Typ-1-Diabetes, die stationär wegen einer Ketoazidose behandelt wurden, könnten ein erhöhtes Risiko für Suizid-Versuche haben: Das gilt besonders im Jahr nach der Hospitalisierung.

(Dijon, 16. Juli 2020) -  Ein Klinikaufenthalt wegen einer durch Typ-1-Diabetes bedingten Ketoazidose ist bei jungen Erwachsenen möglicherweise mit einem in der Folge erhöhten Suizidrisiko assoziiert, verglichen mit Typ-1-Diabetikern ohne Stoffwechselentgleisung. Das legt eine Studie nahe, in der Daten aller Franzosen zwischen 18 und 35 Jahren analysiert wurden, die innerhalb eines Jahres wegen Typ-1-Diabetes stationär behandelt worden waren (Diabetologia 2020; online 8. Juli). Bei rund neun Prozent von ihnen (1539 Personen) war eine Ketoazidose Grund des Klinikaufenthaltes.

Suizidversuche nach Ketoazidose fast dreimal so häufig

Innerhalb von neun Jahren nach dem initialen Klinikaufenthalt kamen 7,2 Prozent dieser Personen aufgrund eines Suizid-Versuchs erneut ins Krankenhaus, wohingegen es in der Gruppe, die nicht wegen Ketoazidose hospitalisiert wurde, nur 2,5 Prozent waren. Die beobachtete Assoziation nahm mit der Zeit ab und war nach fünf Jahren nicht mehr signifikant.

Die Personen mit Stoffwechselentgleisung waren jünger und hatten häufiger eine psychische Erkrankung in der Vorgeschichte. Das könnte die Beobachtungen erklären: Psychische Störungen erhöhen das Suizidrisiko, können sich aber auch negativ auf die Blutzuckerkontrolle auswirken, was wiederum das Risiko für Ketoazidose steigert.

Bezüglich des Geschlechts gab es keine signifikanten Unterschiede. In den zwölf Monaten nach der Ketoazidose war das Risiko für einen Suizid am höchsten, stellten die Forscher um Dr. Jean-Michel Petit von der Universität Burgund in Dijon fest. Die Methoden der Selbsttötung unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht signifikant. Fast 90 Prozent aller Betroffenen hatten versucht, sich zu vergiften.

Experten empfehlen Screening auf Depressionen

„Unsere Studie legt nahe, dass ein Krankenhausaufenthalt wegen Ketoazidose ein Warnsignal sein kann, das auf das Suizidrisiko von jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes hinweist. Die Ergebnisse stützen die Empfehlung, dass das Screening auf Depressionssymptome und Suizidgedanken Teil der routinemäßigen klinischen Beurteilung von Patienten mit Typ-1-Diabetes und Ketoazidose sein sollte“, resümieren Petit und Kollegen.

Die Studie sei ein wichtiger Schritt, um die Prävalenz von Suizidversuchen in dieser Risikopopulation besser zu definieren. Die Forscher halten die Ergebnisse für aussagekräftig, da sie auf einer breiten Datenbasis beruhen. Sie erwarten, dass das Identifizieren und Behandeln von Depressionen bei jungen Erwachsenen mit diabetischer Ketoazidose die Zahl der Suizidversuche reduzieren könnte. Einschränkungen waren, dass keine Informationen zu Begleiterkrankungen und früheren Selbsttötungsversuchen der Patienten vorlagen.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/