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Marokko - Am Platz der Geköpften

Es gibt Orte, die unsere Phantasie beflügeln. Oft genügt es schon den Namen dieser Plätze zu erwähnen, um Träume wach werden zu lassen. Für viele Menschen ist Marrakesch so eine Traumstadt.

Marrakesch, eine Traumstadt

Es gibt Städte, die unsere Fantasie beflügeln. Oft genügt es schon ihren Namen zu erwähnen, um Träume wach werden zu lassen. Für viele Menschen ist Marrakesch so eine Traumstadt.

Von Veronika Kub

Die Sonnenstrahlen erreichen die ersten Stuhlreihen des Cafés. Magere Maultiere traben vorbei. Sie sind vor Karren gespannt und ziehen riesige Ladungen Wollbündel in die Souks. Ein junger Mann schiebt einen zweirädrigen Wagen vor sich her. Er hat Orangen geladen. An seinem Standplatz angekommen, spannt er das Sonnendach auf, schraubt die Saftpresse an den Wagenrand und schlichtet die Orangen zu einer Pyramide auf. Ein Schlangenbeschwörer kommt langsam über den Platz, rollt seinen kleinen verblichenen Teppich auf und stellt einen wassergefüllten Blecheimer drauf, in den er die Schlangen steckt, wenn sie zu temperamentvoll werden. So früh am Morgen haben Kobras die Lebhaftigkeit eines Schlafpulvers und sind daher in einen Leinenbeutel gesperrt. Ein paar alte Männer sitzen beisammen, trinken Pfefferminztee und rauchen Kif. Die ersten Touristen schlendern über den Platz. Ein Wasserverkäufer klingelt mit seinem Glöckchen und rückt sich den Fransenhut zurecht. Der Schlangenbeschwörer spannt seinen Sonnenschirm auf und nimmt die Flöte zur Hand. Der Place Djemaa el Fna, der „Platz der Geköpften“, ist aufgewacht.

Auf Nordafrikas farbigsten Marktplatz geht es zu wie vor tausend Jahren. Hier ist Marokko am marokkanischsten. Der Platz gehört den Einheimischen, die Touristen sind Zierrat. Hier kann man handeln und kaufen, essen und trinken, sich die Haare schneiden oder einen Zahn ziehen lassen. 
Die meisten Menschen sammeln sich um die Herrscher des Platzes, die unumstrittenen Helden des Djemmaa el-Fna, die Geschichtenerzähler. Sie sind Schauspieler, die ihr Stück ohne Drehbuch spielen und alle Rollen der Geschichte selbst übernehmen. Ihre Gesten versetzen die Zuhörer in fast ehrfürchtiges Schweigen, wenn sie ihre Legenden aus längst vergangenen Tagen erzählen: abenteuerliche Sagen von kriegerischen Nomadenstämmen, Märchen von Herrscherdynastien und Palästen. Schaurige Geschichten von untreuen Dienern und anderen Scharlatanen, deren Köpfe abgeschlagen und auf Stangen aufgespießt, hier am Platz zur Schau gestellt wurden, solange bis nur noch der kahle Schädel zu sehen war.

Beim „Café du France“ an der nördlichen Seite des Djemaa el Fna geht es lauter zu. Ein junger Schlepper versucht Touristen zu einer Führung durch die Souks, die Marktgassen der Altstadt, zu überreden. Lautstark und gestikulierend preist er seine Dienste an.

Die Souks von Marrakesch sind die größten des Landes, und ein für Fremde undurchschaubares Labyrinth. Eine faszinierende Welt, die sorgsam gehütet wird. Hunderte von Händler bieten ihre Waren an. Alles was man sich vorstellen kann wird im Gewirr der überdeckten Gässchen, Durchgänge und Gewölbe feilgeboten. Hier die Gewürze, da die Babouches (Pantoffelartige Schuhe), dort bunte Teppiche und dahinter Keramiken. Im Souk hat alles seine Ordnung. 
Wo sich früher der alte Sklavenmarkt befand, auf dem jahrhundertelang schwarze Arbeitskräfte versteigert wurden, haben sich die Gewürzhändler und Quacksalber niedergelassen. Ein Dorado für impotente Mitteleuropäer und Liebhaber exotischer Spezialitäten. In allerlei Tiegeln und Döschen werden Aphrodisiaka, getrocknete Kröten und Echsen, Pfoten und Häute verschiedenster Kreaturen und undefinierbare bunte Pulver angeboten, deren Wirkung man getrost anzweifeln darf. Gewürze, die nach Farbschattierungen angeordnet sind, verleihen dem Viertel einen unverkennbaren Duft. Man kann hier mit der Nase sehen. Und das ist gut so, denn das Auge erfasst nicht alles. 
Ein paar Gassen weiter beginnt das Reich der Schönheit. Vom Berberlippenstift (ein roter Farbstoff, gewonnen aus Läusen), über die Augenschminke khol (wird mit einem zugespitzten Stab auf die Augenlieder aufgetragen) bis zum marokkanischen Zahnputzzeug (feine, mit Baumfasern umwickelte Zedernholzstäbchen) – alles ist im Angebot. Matronen mit imposanten Körpermaßen, verhüllt von einem Meer aus Stoff, feilschen mit dem Händler um den Preis. Die Kunst des Handelns beherrscht hier jeder und sollte jeder beherrschen, der in Marokko etwas kaufen oder verkaufen möchte.

Der Souk der Kesselschmiede ist eine Welt für sich. In Kleinst-Werkstätten wird gehämmert und gelötet, gebogen und gefeilt. Hier fertigen Handwerker Kessel, Kerzenständer, Laternen, Tabletts, Teekannen und Vasen an. In einem anderen Souk werden aus Altreifen Gegenstände des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Eimer oder Schöpfgefäße für Brunnen, hergestellt. Die leuchtenden Farben der im Souk der Färber angebotenen Wolle ziehen einen mit unsichtbaren Fäden zu sich. Die Bazare sind von oben bis unten voll mit Waren. Aber der wirkliche Reiz des Viertels sind die Menschen. Man braucht der arabischen Sprache nicht mächtig zu sein, um sie zu verstehen. Sich im Labyrinth der Gässchen zu verlieren, sich durch das Gewimmel treiben zu lassen, ist sicher die beste Art diese faszinierende Welt zu erleben.

Gegen Mittag erliegt alles Leben in Marrakesch der Hitze. Die Händler, Hausfrauen und Marktleute erledigen ihre Geschäfte, wenn möglich, schon vor dem Ruf des Muezzins und ziehen sich in den Schatten der Häuser zurück. Die Menschen stöhnen und nur die kleinen, zähen marokkanischen Esel ertragen ihr Schicksal mit Gleichmut.

Erst gegen Abend, wenn die Sonne untergeht und auch die Hitze aus den Gassen mit sich nimmt, erwacht Marrakesch wieder. Menschen strömen aus Ihren Häusern und beleben die Gassen Die letzten Sonnenstrahlen malen atemberaubende Reflexe und Lichtspiele auf die Dächer und vor allem die Koutoubia Moschee, mit ihrem 70 Meter hohem Minarett ein weithin sichtbares Wahrzeichen, wird in majestätisches Licht getaucht.

Am Place Djemmaa el-Fna sammeln sich wieder die Männer um Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer. Von den durch unzählige Lampen magisch beleuchteten Essensständen wehen verlockende Düfte herüber. Was einem Touristen als Märchen aus Tausendundeiner Nacht erscheint, wird auf dem Djema el Fna jeden Abend Wirklichkeit.

Die UNESCO hat diesen Platz im Mai 2001 in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Diese Liste wurde von der UNESCO als komplementäres Instrument zu der bekannten Welterbeliste entwickelt. 
Denn nicht nur herausragende Bauwerke sind schützenswert und für unsere Nachkommen zu bewahren. Auch kulturelle Räume und die Formen kulturellen Ausdrucks gehören zu den Reichtümern, die an folgende Generationen vererbt werden sollten. Zu den traditionellen kulturellen Ausdrucksformen gehören Sprachen, mündliche Literaturformen wie Mythen, Epen und Erzählungen. Auch Musik, Tanz, Spiele, Bräuche, handwerkliche Fähigkeiten, Architektur und andere Künste sollen als Immaterielles Erbe der Menschheit bewahrt werden.

MAROKKO

FES 
Die Älteste und vielleicht faszinierendste der Königsstädte, Zentrum des Kunsthandwerks. Bis heute gilt Fes als das religiöse, geistige und intellektuelle Zentrum Marokkos. Eindrucksvoll kann man im Gerberviertel von Fes beobachten, wie die Verarbeitung von den rohen Fellen bis zum fertig gegerbten und gefärbten Leder vonstatten geht.

 

RABAT 
Die junge und geruhsame Hauptstadt mit modernem Großstadtflair an der Atlantikküste. Hier befindet sich auch die Residenz des Königs. Der Hassanturm ist das Wahrzeichen Rabats.

 

MARRAKESCH 
Die Perle des Südens, tausend Jahre Geschichte unter Palmen am Fuße des Hohen Altlas. Die rote Stadt ist die Hauptstadt des marokkanischen Südens und wie keine andere Königsstadt von der Kultur der Berber geprägt.

 

VOLUBILIS 
Die schönste und interessanteste römische Ausgrabungsstätte Marokkos. Die ehemals zweitgrößte Stadt der römischen Provinz Mauritania Tingitanis ist heute vollständig ausgegraben. Die Ausgrabungen sind nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl gut erhaltener Mosaiken sehr sehenswert.

 

HOHER ATLAS 
Der Hohe Atlas ist der längste und höchste Gebirgszug Marokkos. Vom Atlantik nördlich von Agadir aus steigt er langsam nach Osten an und erreicht im Massiv des Jbel Toubkal südlich von Marrakesch mit 4165 Metern seine höchste Erhebung.

 

MEKNES 
Die jüngste Königsstadt, ehemaliger Herrschaftssitz des sagenhaften Sultans Moulay Ismail. Der gigantische Getreidespeicher von Meknes, "Heri Es Souani" genannt, ist das beeindruckendste bauliche Erbe aus der Zeit des Moulay Ismail. Hinter meterdicken Stampflehmmauern konnten Vorräte für zwanzig Jahre gelagert werden.

 

 

Marokko - Tipps für Diabetiker

• Landesweite Notrufnummer für Krankentransporte und Notfälle: 15 
• Arztpraxen gibt es nur in den Städten 
• Am Land muss man ins nächste Spital (ärztliche Versorgung meist unzureichend) 
• Rezeptpflichtige Medikamente am besten in den Urlaub mitnehmen 
• Auslandskrankenversicherung wird dringend empfohlen 
• Apotheken (PHARMACIE) sind in den Städten fast immer gut sortiert (oft westeuropäische, besonders französische Medikamente) 
• Im Islam sind Diabetiker vom Ramadan ausgenommen