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Madeira - Wilde Schönheit im Atlantik

Wenn man über den Luftweg nach Madeira kommt, braucht man starke Nerven. In den Flugzeugen wird es beim Anflug auf diese abgelegene Insel im Atlantik meistens sehr still, denn Santa Catarina, der Flughafen auf Madeira, gilt immer noch als einer der schwierigsten in ganz Europa.

Von Veronika Kub

Wenn man über den Luftweg nach Madeira kommt, braucht man starke Nerven. In den Flugzeugen wird es beim Anflug auf diese abgelegene Insel im Atlantik meistens sehr still, denn Santa Catarina, der Flughafen auf Madeira, gilt immer noch als einer der schwierigsten in ganz Europa. In einer atemberaubenden Rechtskurve senkt der Pilot die Maschine in Richtung Landebahn, die nur ganze 2.780 m lang ist und auf 180 Stützpfeilern weit ins Meer hinaus ragt, um kurz darauf mit quietschenden und rauchenden Reifen das Flugzeug zu landen. Die meisten Passagiere haben ihre Trekkingschuhe bereits im Flugzeug an und das ist auch vernünftig so: Denn von der Landebahn einmal abgesehen, scheint es auf Madeira keinen einzigen Meter zu geben, der nicht 45 Grad Steigung hat.

In früheren Zeiten kamen die Menschen über den Seeweg, was zumindest genauso aufregend gewesen sein muss. 1814 wurden die zwei jungen Schiffskapitäne, João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira auf ihrer Reise entlang der afrikanischen Küste vom Wind stark abgetrieben und trafen nach mehreren Tagen auf See auf eine kleine Insel, die sie Porto Santo nannten. Man könnte annehmen, dass die Reize der goldenen Sandstrände von Porto Santo sehr betörend waren, denn es dauerte fast noch ein ganzes Jahr, bis die Seeleute die Insel Madeira von Porto Santo aus entdeckten.

Die Kapitäne berichteten von einer dunklen Wolkenmasse, die am südlichen Horizont zu sehen war. Daraufhin wurden sie aufs Meer geschickt, um diese verheißungsvolle Masse zu erkunden. Damals bestand noch die Theorie, dass die Erde flach war, und es bedurfte eines starken Glaubens, um diese Überfahrt zu wagen. Als sie sich näherten, wurden die Bedenken der abergläubischen Seeleute beim Anblick der grossen Brecher des aufgewühlten Atlantiks und der wilden Strömungen an der Ponta São Lourenço mit Sicherheit nicht geringer. Als sie endlich um die Ostspitze herumkamen, erblickten Sie die Bucht von Machico auf einer reich bewaldeten Insel, die sie Madeira (Holz) nannten. Bald darauf kamen die ersten Familien vom rund 1.000 km entfernten portugiesischen Festland, um die Insel zu besiedeln.

Das Eiland selbst erkundet man heutzutage am besten mit dem Mietauto. Über das neue Autobahnnetz gelangt man schnell überall hin, jedoch führt ein Großteil durch diverse längere Tunnel, wo man natürlich von der traumhaften Insel nicht viel sieht. Viel schöner ist es, die alten Serpentinen zu "erfahren" und teilweise hunderte Meter über dem Atlantik auf den engen Bergstrassen das grandiose Panorama zu genießen.

An der Nordküste zeigt sich Madeira von seiner ungestümen, herben Seite. Die Berge fallen steil ins Meer ab und nur an wenigen Stellen haben Menschen genügend Platz gefunden, um Siedlungen zu bauen. Eine schwindelerregende, in den Fels geschlagene Straße war bis vor Kurzem die einzige Möglichkeit von einem Ort zum anderen zu gelangen. Vor 1950 gab es überhaupt nur Bergpfade oder Boote als Verbindung zwischen den wenigen Siedlungen.

Scheinbar am Ende der Welt liegt Porto Moniz. Ganz gleich auf welchem Weg man sich diesem Ort nähert, der Blick vom Bergrücken über die rebenbepflanzten Hänge hinunter auf die leuchtend weiße, winzige Siedlung am tobenden Atlantik ist einfach überwältigend. Dass es den Bewohnern dieser Gemeinde dem stetig pfeifenden Wind zum Trotz gelingt, Wein anzubauen, ist symptomatisch für die Beharrlichkeit, mit der Madeiras fruchtbare Böden genutzt werden. In mühevoller Kleinarbeit wurden hier Terrassenfelder angelegt. Schwer haben es auch heute noch die Fischer, deren Boote mit Winden an den Strand gezogen werden, damit sie nicht in der starken Brandung zerschellen.

Ein Geschenk der Natur sind die in Porto Moniz durch stetige Erosion durch Wind und Wasser entstandenen Naturschwimmbecken im Lavagestein, in denen man, von kalten Duschen der atlantischen Brecher überspült, baden kann.

Fährt man weiter die Nordküste Richtung Sao Vicente, durch zahlreiche, von den Madeirensern genannten „Autowaschanlagen“ (Wasserfälle, die über die Straße ins Meer stürzen), vorbei an von Farn und Efeu überwucherte Felsvorsprünge, durch abenteuerliche, in den Berg geschlagene Tunnels, kommt man nach Arco de Sao Jorge. Dort erwartet einem ein besonderes Sinnerlebnis aus Formen, Farben und Düften: Das Rosarium der Quinta do Arco.

Spätestens hier versteht man, warum Madeira „die Blumeninsel im Atlantik“ oder auch „Eiland des ewigen Frühlings“ genannt wird. Auf 8.000 Quadratmetern kann man über eintausend verschiedene Rosenarten bestaunen und bewundern. Von antiken Sorten, die aus vergilbten Samt gemacht scheinen, über Rosenblüten, die so groß wie ein Menschenkopf sind, von vierfärbigen Blüten bis hin zum perfekten Brautstrauß, der aus einem Stamm wächst. Es ist einfach berauschend!

Das Innere Madeiras wird von einem Gebirgsstock dominiert, dessen höchster Gipfel, der Pico Ruivo (Rote Spitze), 1.861 m erreicht. Unspektakulär, und auch für ungeübte Wanderer geeignet, ist der Aufstieg. Vom Parkplatz auf der Achada do Teixeira (1,592 m) benötigt man auf gut ausgebauten Wegen zirka eine Stunde zum Gipfel. Um einiges spektakulärer ist dann aber die Aussicht. Ein traumhafter Ausblick in das Zentralmassiv und im Nordosten hinüber bis zur Insel Porto Santo.

In der Berghütte "Pico Ruivo" unterhalb des Gipfels gibt es leider nur überteuerte Getränke und einen sehr unfreundlichen Hüttenbesitzer. Es ist also empfehlenswert Essen und Getränke selbst mitzubringen!

Im Süden der Insel vollzieht sich der Übergang vom Gebirge zur Küste etwas sanfter. Deshalb ist dieser Teil Madeiras dichter besiedelt. Funchal ist die mit Abstand größte Stadt der Insel und zugleich ihr administratives, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Bei einem Spaziergang durch die Hauptstadt Madeiras fällt ein erster Blick gleich auf den Boden. In sorgsamster Feinarbeit wurde hier portugiesisches Kopfsteinpflaster in Schwarz und Weiß so angeordnet, dass sich ein wunderschönes Ornamentmuster ergibt. Schon Kaiserin Sissi besuchte 1860 Funchal. Zum einen war es eine Reise zur Genesung ihrer Lungenkrankheit, zum anderen Teil war es auch eine Flucht vom Hofleben der Habsburger. Jahre später kam wieder ein Österreichischer Monarch nach Madeira: Kaiser Karl I wurde 1921 auf die Atlantikinsel verbannt und starb hier wenige Monate später. Seine Leiche wurde in der Kirche do Monte beigesetzt. In einer Seitenkapelle des Gotteshauses ist der Sarg des letzten Kaisers von Österreich noch heute aufgebahrt. 

Bezaubernd sind die zahlreichen Parks und Gärten Funchals mit den vielen Blumen und Pflanzen. Sie liegen meist an exponierter Stelle über dem Meer und an den angrenzenden Hängen wie beispielsweise der „Jar-dim Botânico da Madeira“ (Botanischer Garten). 1960 wurde dieser Garten auf dem Grund der „Quinta do Bom Sucesso“, damals im Besitz der Familie Reid, eröffnet. Hier fand man die idealen Voraussetzungen für das Gedeihen der 2.000 verschiedenartigen Pflanzen aus der ganzen Welt. Im integrierten Papageienpark kann man einige der exotischsten und seltensten Vögel unserer Erde bewundern.

Apropos Familie Reid: Nirgendwo auf der zum Mutterland Portugal gehörenden Insel ist der traditionelle Einfluss der Briten spürbarer als im vornehmen Reid’s Palace Hotel. Es wurde nicht nur von einem waschechten Briten, William Reid, 1891 auf einem der schönsten Grundstücke am Rande Funchals gebaut, es hat auch immer schon vorzugsweise den britischen Adel beherbergt. Sir Winston Churchill war ein regelmäßiger Gast, die Herzöge von Kent und Devonshire stiegen hier ab.

Und noch heute kann man sich gut vorstellen, wie die Herrschaften vor der prachtvollen Kulisse des offenen Meeres und der steilen Klippen einander täglich zum Tee trafen, Höflichkeiten austauschten, in butterzarte Gurken-Sandwiches bissen, dazu am feinen Darjeeling nippten und den ewigen Frühling auf Madeira genossen.

 

Infos für Diabetiker:

Es gibt sehr viele Gesundheitszentren (‘Centro de Saúde’) auf der Insel Madeira und eines in Porto Santo. Einige davon sind mit Notfalleinrichtungen ausgestattet. Einige der Privatkliniken in Funchal besitzen ebenfalls Notaufnahmen, aber falls ein Tourist ärztliche Hilfe benötigen sollte, besuchen diese meistens das Krankenhaus 'Cruz de Carvalho' in Funchal. Eine Auslandskrankenversicherung wird empfohlen, obwohl sich die EU-Staatsangehörigen die medizinischen Kosten über das E111-Formular (erhältlich in den Gesundheitsämtern) zurückerstatten lassen können.

Es gibt viele Ärzte, die englisch sprechen und ein paar können sich auch in deutsch verständigen. Ihr Hotel wird Ihnen bei Bedarf einen geeigneten Arzt empfehlen können.

Die örtlichen Apotheken erkennen Sie am grünen Kreuz, und man bekommt hier auch so ziemlich alle gebräuchlichen Medikamente. In jedem Stadtteil von Funchal gibt es eine Notdienst-Apotheke, die auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten zur Verfügung steht. Die Adresse der jeweils zuständigen Notdienst-Apotheke ist an der Tür jeder Apotheke zu finden.

 

Nationale Notrufnummer: 112

Polizei: 291 208 400

Krankenhaus: 291 705 600

Rotes Kreuz: 291 741 115

Nationale Auskunft: 118