Lappland - Den Gelsen entronnen – den Gipfel erklommen
Lappland ist der Hohe Norden Skandinaviens
Lappland ist der Hohe Norden Skandinaviens, eine unberührte Landschaft voller wilder Tiere, der Gelsen. Dann gibt es natürlich noch Rentiere und Elche dort und ganz selten trifft man auch auf Menschen. Dies allerdings nur, wenn man auf einem der Weitwanderwege unterwegs ist.
Von Sonja Loos
Die geologische Landschaft in Lappland ist uralt. Da befinden sich die Alpen dagegen noch im Säuglingsalter. Aber auch der Norden Skandinaviens war einmal ein ähnlich hohes Gebirge, doch der Zahn der Zeit und die Eiszeiten haben an ihm genagt und übriggeblieben ist eine wilde Gebirgslandschaft, deren Gipfel nur in seltenen Fällen die 1500 Meter überschreiten. Das hält sie aber nicht davon ab, auch im Hochsommer mit Schnee bedeckt zu sein.
Die vier Jahreszeiten an einem Tag
Und wenn der Sommer dort nur sehr kurz ist, so ist er umso intensiver. Es gibt nicht so viele Gegenden, wo man 24 Stunden Sonne genießen kann, wenn sie nun mal scheint. Denn wenn man Pech hat, so kann man auch in ein Schneetreiben oder in einen heftigen Regenguss kommen. Manchmal wird man aus mitteleuropäischer Sicht etwas verwirrt. Welche Jahreszeit ist denn nun? Ist es Winter? Denn der Schnee reicht auf den Höhen bis zu den Knien und auch ein stärkeres Schneetreiben ist möglich. Oder ist doch Frühling? Die Gebirgsbäche sind so klar und frisch und von üppigen Blumenwiesen gesäumt, wie sie bei uns gegen Ostern in den Alpentälern zu finden sind. Vielleicht ist doch Sommer, denn im Windschatten kann die Sonne ganz schön herunterbrennen. Und wenn man durch eine dürre Heidekrautsavanne stapft, dann vermutet man sich im Herbst.
Fahren Sie nicht dorthin!
Wie Sie sehen, möchte ich Ihnen Lappland ausreden. Denn diese Landschaft ist so schön und großartig, dass man sie als Wanderer am liebsten ganz für sich alleine hätte. Hat man zugegebenermaßen auch fast immer. Nur an den Abenden, wenn man die Schutzhütte erreicht, trifft man auf andere Wanderkollegen, die auch die Nacht mit Schlafsack im unbewirtschafteten Matratzenlager verbringen. Das heißt aber gleichzeitig, dass Sie übergewichtiges Gepäck vermeiden sollten. Der Proviant für den Zeitraum der Wanderung und dann noch ein Schlafsack (okay, die neueren Modelle sind handlicher, aber meiner hat meinen 60 Liter-Rucksack schon alleine fast ausgefüllt). Das heißt, man sollte nicht zu viel Kleidung mitnehmen, denn spazieren möchte man nichts schleppen. Aber auch nicht zu wenig, denn es kann dort auch emfindlich kalt werden.
Ich habe es trotzdem gemacht
Ich war dort! Dort konnte ich meinen Traum von Freiheit voll und ganz ausleben. Zusammen mit meinem Wanderkollegen Christofer war ich mit dem Zug bis nach Abisko gefahren. Absisko liegt ganz im Norden Schwedens. Leben tun hier eigentlich keine Menschen, außer den Samen, die die Sommer in dieser Gegend verbringen. Und ein paar Biologen treiben dort ihr Unwesen. Und dann sind da noch die Wanderer, die an diesem Ort ihre Wanderung über den Kungsleden, auf deutsch Königspfad, starten. Der Kungsleden ist ein ca. 600 km langer Weitwanderweg, der Lappland von Abisko im Norden bis weit in den Süden durchzieht. In Abständen von sechs bis 20 Kilometern steht jeweils eine Schutzhütte, in der die erschöpften Wanderer ihr Abendessen kochen und die Nacht auf einem Matratzenlager verbringen können.
Der Gott der Gelsen
Sitojaure. So heißt der Ort, an dem der Gott der Gelsen wohnt. Sagen zumindest die Samen. Doch dort ist die Gelsenplage auch nicht schlimmer als an einem anderen Ort in Lappland auch. Und auch nicht schlimmer als in den Donauauen im Hochsommer. Aber viele von ihnen gibt es schon, das muss ich zugeben. Dafür kann man in Lappland auch Postkarten kaufen, auf denen eines der blutsaugenden Individuen abgebildet ist. Und wenn ich jedes erschlagene Gelsenvieh gezählt hätte, wäre ich, ähnlich wie Legolas und Gimli aus „Herr der Ringe“ beim Zählen ihrer im Kampf getöteten Gegner, wohl auf so meine Hundertschaft pro Tag gekommen.
Der Berg ruft
Ich war zwar noch nicht dem höchsten Berg Österreichs, dafür kann ich mich zu jener ausgewählten Schar Gipfelstürmern zählen, die den höchsten Berg Schwedens bezwungen haben. „Ist ja nichts dabei“, mögen jetzt vielleicht böse Zungen unken, „der Kebnekaise ist ja nur 2117 m hoch“. Ja, das vielleicht, aber um seinen Gipfel zu erreichen, muss man einen fast ebenso hohen Berg, der vor dem Kebnekaise „im Weg“ steht, überwinden, um schließlich von Schwedens höchstem Punkt 1/11 der Landesfläche zu überblicken. Wir waren leider nicht vom Glück begünstigt. Der Schneesturm da oben hat die Markierungen unsichtbar gemacht und wir mussten mehrmals umkehren, da wir uns nicht mehr zurecht fanden. Und von Schwedens höchstem Punkt betrug unsere Sicht gerade mal ein paar Meter, da außer dem Schneesturm noch Nebel herrschte. Als wir nach 13 Stunden Fußmarsch an diesem Abend wieder ins Lager zurückkehrten, waren wir vollkommen erschöpft aber glücklich.
Diabetes
Habe ich schon erwähnt, dass ich Diabetikerin bin? Mittlerweile auch schon bald 15 Jahre. Aber mein Diabetes tut nichts zur Sache, denn ich lasse mich durch ihn von nichts abhalten, was Nicht-Diabetiker auch tun. Und manchmal mache ich auch Dinge, die so mancher „Gesunder“ eher bleiben lassen würde. Abgesehen davon, dass mein Messgerät einmal mehrere Tage nicht funktioniert hat, weil es zu viel Regen abbekommen hatte, hat auch in der Wildnis alles bestens geklappt. Und mit so wenig Insulin wie in diesen zehn Tagen meiner Wanderung bin ich seither auch nicht mehr ausgekommen.
Ab in den Norden
Wozu also im Sommer in den heißen Süden reisen, wo Sie mit vielen anderen Menschen an einem viel zu engen Strand vor sich hin schwitzen, wenn Sie doch in Lappland so viel Großartiges erleben können. Wenn ich Sie mit meinen Schilderungen immer noch nicht davon abhalten konnte, dann machen Sie es doch wie ich und brechen Sie im Sommer Richtung Norden auf!
Infos für Diabetiker
Was den Diabetes betrifft, kann man Schweden sehr gut mit Österreich vergleichen. Der europäische Auslandskrankenschein E 111 gilt hier. Insulinarten, die in Österreich erhältlich sind, bekommt man auch in Schweden. Ebenfalls in der Apotheke. Benötigt man ärztliche Hilfe, sollte man eine sogenannte Vårdcentral aufsuchen. Von dort wird man an Spezialisten weiter verwiesen. In Schweden wird der Blutzucker in Millimol pro Liter (mm/l) gemessen. 1 mmol/l entspricht 18,02 mg/dl.