Langzeitinsuline: Die nächste Generation ist am Start
Von Mag. Christopher Waxenegger*
Jeder Patient mit Typ-1 Diabetes ist mit der Anwendung von Langzeitinsulinen vertraut. Alternativ wird diese spezielle Gruppe von Insulinen Basalinsuline genannt, weil sie den Basalbedarf des Körpers mit Insulin decken. Doch auch die Zahl der Betroffenen mit Typ-2 Diabetes, welche Basalinsuline ergänzend verordnet bekommen, steigt stetig. Ein Grund mehr die neuesten Präparate näher zu beleuchten.
Allgemeines zu Basalinsulinen
Typ-1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die mit einem vollständigen Verlust der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse einhergeht. Die Folge ist ein absoluter Insulinmangel, welcher mit einer lebenslangen Substitution des Hormons behandelt werden muss. Die Substitution erfolgt in der Regel nach dem Basis-Bolus-Prinzip und es wird zu jeder kohlenhydrathaltigen Mahlzeit ein schnell wirksames Bolusinsulin injiziert. Zusätzlich benötigt der Körper unabhängig von eingenommenen Mahlzeiten Insulin. Der sogenannte Basalinsulinbedarf muss ebenfalls von außen zugeführt werden, damit Insulin seine Wirkungen als Steuer- und Regelhormon wahrnehmen kann.
Bei Menschen mit Typ-1 Diabetes macht die Basalinsulinmenge ungefähr 50 Prozent des Gesamtbedarfs aus. Bei jenen mit Typ-2 Diabetes ist der genaue Bedarf schwieriger vorherzusagen, da dieser von Begleittherapien, dem Grad der Insulinresistenz und der Nahrungsmenge bestimmt wird. Dabei hat sich gezeigt, dass Unterzuckerungen im Zuge einer Insulintherapie umso besser vermieden werden können, je gleichmäßiger und länger das Basalinsulin wirkt.
Insulin glargin U300
Dem steigenden Bedarf an Basalinsulinen mit stabilen flachen Wirkprofil, bei einmal täglicher Injektion, wurde 2015 mit der Zulassung von Insulin glargin U300 (Toujeo®) Rechnung getragen. Das höher konzentrierte Insulin glargin wirkt bis zu 36 Stunden. Von Vorteil ist zudem eine Flexibilität des Injektionszeitpunktes von ± 3 Stunden, womit Betroffene freier in der Gestaltung ihres Tagesablaufes sind. Toujeo® ist in Österreich ausschließlich in Form von Fertigpens verfügbar.
Insulin degludec
Gleichermaßen im Jahr 2015 erhielt Insulin degludec (Tresiba®) von der bekannten dänischen Pharmafirma Novo Nordisk die Zulassung. Tresiba® ist ein von Grund auf neu entwickeltes Insulin mit einer Wirkdauer von über 42 Stunden. Aufgrund dessen ist der tägliche Gebrauch mit noch mehr Flexibilität verbunden und es kann ± 8 Stunden vom eigentlichen Injektionszeitpunkt abgewichen werden, ohne wesentliche Wirkungsschwankungen befürchten zu müssen. Verordnet werden können entweder Fertigpens oder Penfill Patronen für wiederbefüllbare Insulinpens.
Insulin icodec
Mit dem in klinischer Prüfung befindlichen Insulin icodec legt Novo Nordisk noch einmal nach. Dieses Insulin wurde vor kurzem in einer 26-wöchigen Studie bei Menschen mit Typ-2 Diabetes im direkten Vergleich mit Insulin glargin (Lantus®) getestet, wobei Insulin glargin einmal täglich und Insulin icodec nur einmal wöchentlich verabreicht wurde. Am Ende der Studie konnten keine Unterschiede hinsichtlich des Hba1c-Wertes in beiden Gruppen festgestellt werden. Die einmal wöchentliche Anwendung war einer einmal täglichen also nicht unterlegen. In nachfolgenden Studien sollen die beobachteten Resultate jetzt an einer größeren Anzahl Patienten verifiziert werden.
Sollte Insulin icodec erneut vergleichbare Ergebnisse erbringen, wovon auszugehen ist, könnte in nicht allzu ferner Zukunft ein nur einmal wöchentlich zu verabreichendes Basalinsulin in Österreich zur Verfügung stehen. Ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Unabhängigkeit bei Menschen mit Typ-1 oder Typ-2 Diabetes.
*Christopher Waxenegger ist Pharmazeut, Fach-Autor und Typ-1 Diabetiker.
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