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Künstliches Pankreas imponiert durch unmittelbare Wirksamkeit

„Closed Loop“-Systeme zur automatisierten Insulintherapie verlängern die Zeit im Glukosezielbereich um Stunden. Das optimiert den Stoffwechsel schon am ersten Anwendungstag.

(Madrid, 19. Mai 2020) - Closed-loop-Systeme für die Insulintherapie gehören zurzeit zu den spannendsten Innovationen in der Diabetologie. In einem geschlossenen Kreis aus sensorbasierter kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) und Insulinpumpe drosselt oder steigert die Pumpe anhand der ermittelten Glukosewerte automatisch die Insulinabgabe.

Davon können besonders auch Problempatienten profitieren, deren Stoffwechsel sich mit konventionellen Methoden nicht befriedigend einstellen lässt.

Hybrid-System passt Insulin-Basalrate an

Das Unternehmen Dexcom setzt dabei auf Interoperabilität seiner CGM-Systeme: Die angebotenen Geräte sind mit Insulinpumpen oder auch Software für Kontroll-Algorithmen verschiedener Hersteller zu „Closed Loops“ kombiniert und in Studien erfolgreich geprüft worden. Ein Beispiel ist das System „Control IQ“ bei dem eine Pumpe von „Tandem Diabetes Care“ mit dem CGM-System G6 von Dexcom verbunden ist.

Das sogenannte Hybrid-System passt nur die Insulin-Basalrate automatisch an. Zu den Mahlzeiten müssen die Patienten weiter selbst die Kohlenhydrate abschätzen und die Daten der zur Kompensation erforderlichen Insulinmenge in die Pumpe eingeben.

Automatisch wird mit dem System aber vor allem auch die nächtliche Insulinabgabe gesteuert, mit dem Ziel nahezu normnaher morgendlicher Nüchternwerte. Der verwendete Algorithmus ist dabei vor allem auch auf die Hypoglykämie-Sicherheit ausgelegt, berichtete Professor Boris Kovatchev von der Universität in Virginia bei einer Veranstaltung von Dexcom während des Kongesses ATTD (Advanced Technologies & Treatments for Diabetes) in Madrid.

Öffentlich geförderte internationale Studie

Das System war im vergangenen Jahr im viel beachteten „International Diabetes Closed Loop Trial“ (iDCL) mit 168 Typ-1-Diabetikern erfolgreich auf Alltagstauglichkeit getestet worden (N Engl J Med 2019; 381: 1707). In der von den US-National Institutes of Health (NIH) geförderten Studie wurde die „Control IQ“ mit der nächstbesten Alternative, der sensorunterstützten Pumpentherapie, verglichen. Die Teilnehmer deckten ein breites Spektrum ab (Alter: 14-71 Jahre, HbA1c 5,4-10,6 Prozent).

Ergebnis: Alle Patienten vollendeten die Studie. Mit dem automatisierten Hybrid-System ließ sich über sechs Monate die „Time in Range“ (Zeit im Glukosezielbereich 70 bis 180 mg/dl) um im Schnitt 2,6 Stunden täglich verbessern, berichtete der Diabetologe. Auch reduzierten sich HbA1c, (–0,33 Prozentpunkte), Glukosemittelwert (–13mg/dl) sowie Zeiten von Hypoglykämien (–0,88 Prozent) und Hyperglykämien (–10 Prozent).

Bemerkenswert war die unmittelbare Wirksamkeit auf die TIR sofort nach Beginn der Studie, und zwar bei allen Patienten unabhängig von Alter und bisheriger Stoffwechseleinstellung. Stolz ist Studienautor Kovatchev zudem, dass in der Studie fast keine blutige Zuckermessung nötig war.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/