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Künstliches Pankreas bei Typ-1-Diabetes: im oder am Körper?

Sind moderne Insulinpumpen und die Inselzelltransplantation konkurrierende Behandlungsoptionen für Menschen mit Typ-1-Diabetes? Ein Pro & Kontra.

(28.8.2023) - Keine Injektionen mehr, keine Hypoglykämien – der Traum vom „künstlichen Pankreas“ für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist Jahrzehnte alt. Lässt er sich eher mit moderner Diabetestechnologie verwirklichen oder mit neuen Methoden der Inselzelltransplantation? Dazu gab es beim US-amerikanischen Diabetologiekongress ADA in San Diego im US-Staat Kalifornien einen Schlagabtausch mit vielen guten Nachrichten, Für und Wider-Argumenten sowie einem versöhnlichen Fazit.

Professor Michael Rickels von der University of Pennsylvania in Philadelphia argumentierte mit aktuellen Real-World-Daten der EASD (European Association for the Study of Diabetes). Danach erleben viele Patienten mit Typ-1-Diabetes (T1D) trotz Nutzung moderner Diabetestechnologie wie kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) und Hybrid-Closed-Loop-Systemen (HCL) weiterhin schwere hypoglykämische Ereignisse: Mindestens 17 Prozent der HCL-Nutzer haben demnach ein Ereignis pro Jahr, 9 Prozent haben zwei oder mehr Ereignisse.

Mit Inselzelltransplantation zu physiologischer Insulinsubstitution ...

Mit der Transplantation von Inselzellen über die Pfortader gelinge es dagegen, mehr als die Hälfte der Patienten über bis zu acht Jahre unabhängig von externer Insulinzufuhr zu machen. Im Unterschied zu Systemen zur Automatischen Insulindosierung (AID) werde der Mechanismus zur Glukagon-Gegenregulation wiederhergestellt, die Hypoglykämie-Wahrnehmung verbessere sich, so Rickels (Diab Care 2022; 45:2967-2975).

Der Diabetologe sprach von „physiologischer Insulinsubstitution“ mit messbaren Auswirkungen auf die Lebensqualität, zumal schwere hypoglykämische Ereignisse fast vollständig vermieden würden. Allerdings musste er einräumen, dass nicht alle Patienten nach Inselzelltransplantation (Tx) unabhängig von der externen Insulinzufuhr werden. Und die Rate der Transplantatversager innerhalb von sieben bis acht Jahren liege bei etwa 25 Prozent.

... aber Immunsuppression ist nötig

 „Ich denke, die Zelltransplantation ist eine vielversprechende Erfolgsgeschichte“, lautete die Antwort von Professor Bruce Buckingham vom Stanford University Medical Center in Kalifornien. Aber da sei immer noch die notwendige medikamentöse Immunsuppression, die mit erheblichen Komplikationen – Toxizität, Infektionen – einhergehen könne. Außerdem sei die Stammzell-Tx bislang nur in vergleichsweise kleinen und ausgewählten Patientengruppen geprüft worden.

Buckingham glaubt nicht, dass Inselzelltransplantationen künftig diabetestechnologische Lösungen obsolet machen werden. Therapieziel ist und bleibe zuallererst, HbA1c-Werte von unter sieben Prozent zu erreichen. Dies gelinge mit heutigen Pumpensystemen bereits sehr gut und bedeute langfristig eine signifikante Reduktion diabetestypischer Folgeerkrankungen und Komplikationen.

Das Problem ist, dass besonders in der Pubertät und bei jungen Erwachsenen die glykämische Kontrolle meist weit entfernt von solchen Zielen ist. Erst im mittleren Lebensalter bessert sich das. Hinzu kommt eine mangelhafte Versorgung mit Diabetestechnologie in den USA, wie aus einer Datenbankanalyse hervorgeht, in die Informationen von fast 61.000 Menschen mit T1D eingeflossen sind: Über alle Altersgruppen hinweg nutzen in den USA nur die Hälfte der Patienten mit T1D ein CGM-Gerät, 53 Prozent nutzen Insulinpumpen, die AID-Nutzungsquote ist mit 15 Prozent bislang gering. Die Daten beweisen jedoch auch, dass dennoch in den Altersgruppen zwischen 35 und 65 Jahren im Mittel ein HbA1c < 7 Prozent erreicht wird.

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