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Nächtliche Schichtarbeit kann laut WHO Krebs und Diabetes auslösen

Im menschlichen Körper werden viele Vorgänge wie der Stoffwechsel und die Ausschüttung von Hormonen durch die innere Uhr, die durch Gene und äußere Einflüsse wie das Tageslicht synchronisiert wird, bestimmt. Dass eine dauerhafte Abweichung von diesem natürlichen Rhythmus, den in Deutschland etwa 20 Prozent der arbeitenden Bevölkerung nicht einhalten können, gesundheitliche Schäden wie Diabetes und Übergewicht verursacht gilt seit langem als erwiesen.

Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) haben nun als Teil der Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht, ob es Zusammenhänge gibt, die dazu führen, dass NachtarbeitKrebs auslösen kann.

Ergebnisse aus dem Jahr 2007 bestätigt

Erstmals haben Wissenschaftler der IARC Nachtarbeit bereits im Jahr 2007 als „wahrscheinlich für Menschen krebserregend“ eingestuft. Da in den letzten zwölf Jahren eine Vielzahl neuer Studien erstellt wurden, hat die WHO nun durch 27 Wissenschaftler aus 16 Ländern eine im Fachmagazin The Lancet Oncology publizierte Metastudie erstellen lassen.

Die Auswertung der gesamten wissenschaftlichen Studien zum Zusammenhang von Krebs und Nachtschichtarbeit sorgte laut Hajo Zeeb vom BIPS „für eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion.“ Verantwortlich dafür waren die teilweise deutlich voneinander abweichenden Ergebnisse der ausgewerteten Studien und die hoch komplizierte Einordnung der biologischen Befunde.

Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus laut Tierversuchen krebserregend

Eindeutig konnte bisher nur anhand von Tierversuchen belegt werden, dass eine langanhaltende Störung des Tag-Nacht-Rhythmus Krebs auslösen kann. Die bisherigen Ergebnisse von Studien, die sich mit dem Menschen beschäftigen sind noch nicht eindeutig genug, um die Nachtarbeit zweifelsfrei als krebserregend einzustufen.

Wie Zeeb erklärt, gibt „es eine relativ deutliche Assoziation zwischen Nachtarbeit und malignen Tumoren der Brust, der Prostata und des Darms“, die Methodik der Studie lässt es aber nicht zu andere Ursachen vollkommen auszuschließen, was laut den Entscheidungskriterien der IARC nur eine Einordnung der Gruppe 2A als wahrscheinlich krebserregend zulässt. Die Kanzerogenität soll auf demselben Niveau liegen wie rotes Fleisch und Glyphosat.

Genaues Risiko von Nachtarbeit nicht bewertet

Außerdem erklären die Wissenschaftler, dass die Ergebnisse der Metastudie lediglich zeigen, dass Nachtarbeit unter bestimmten Bedingungen Krebs auslösen kann, dass die Studie aber keine Rückschlüsse darauf ermöglicht, wie hoch dieses Risiko genau ist. Da Aussagen über die Wahrscheinlich aufgrund an Nachtarbeit an Krebs zu erkranken laut dem aktuellen Forschungsstand noch nicht möglich sind, hat das Expertengremium noch keine Handlungsempfehlungen an die Politik und betroffene Personen abgegeben.

The Lancet Oncology, doi: 10.1016/S1470-2045(19)30455-3