Krankenkassen identifizieren Risikogruppen wie z.B. Diabetiker
Wien (APA) - Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Donnerstag im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen für Corona-Risikogruppen erklärt, dass die Identifikation durch die Krankenkassen erfolge. "Diese Daten erarbeiten wir auf Basis der Medikamentierung", sagte Anschober im ORF-Radio. Für die Risikogruppe gilt verpflichtendes Home Office oder eine bezahlte Dienstfreistellung.
Der Kreis der Betroffenen soll bis zum Wochenende bekannt sein, die Umsetzung der Maßnahme erwartet Anschober nächste Woche. Zur Risikogruppe zählte Anschober ältere Menschen in den Pflegeheimen und Pensionistenheimen, wo es mehr Testungen und Zugangsbarrieren geben solle. Die zweite Gruppe seien Personen, die eine "massiv reduzierte Immunabwehr haben", etwa nach einer schweren Krebserkrankung, nach einer schweren Operation oder "schwere Diabetiker". "Dann wird als nächster Schritt herausgearbeitet: wer hat das allergrößte Risiko."
Die akut Gefährdeten sollten zum Arzt gehen, der die Entscheidung treffe, ob sich die Personen für die Zeit der Coronakrise aus dem Berufsleben zurückziehen sollten. Dort, wo keine Heimarbeit möglich sei, werde es eine bezahlte Freistellung geben. Für andere, nicht ganz so akut gefährdete Menschen könne der Arzt Empfehlungsschreiben ausstellen.
Österreichs Krankenkassen stellen dem Gesundheitsministerium übrigens auch pseudonymisierte Daten ihrer Versicherten für die Covid-19-Forschung zur Verfügung. Diese Daten, die dann Forschungseinrichtungen weitergegeben werden sollen, könnten Leben retten, betonte Peter Lehner, Chef des Kassen-Dachverbands. "Das anonymisierte Zusammenführen der Daten der Heilmittelabrechnung der Sozialversicherung, der ELGA-Daten und der Forschungsdaten kann im Kampf gegen Covid-19 ein essenzieller Baustein sein."
Gleichzeitig werde man sicherstellen, dass die Versicherten "datenschutzrechtlich perfekt geschützt" seien. "Rückschlüsse auf die Patienten sind unmöglich, da die Pseudonymisierung bei der Sozialversicherung selbst passiert", erläutert Lehner.
In Sachen Ischgl will Anschober mögliche Fehler in Tirol aufklären. Er schließt zwar nicht aus, dass die späten Maßnahmen zur Verbreitung des Virus aufgrund von Drucks von "Wirtschaftslobbys" erfolgt seien. Er glaubt das zwar nicht. "Aber wir sollten das später sauber und seriös aufklären", sagte Anschober.
"Die Containmentstrategie, die ja grundsätzlich eine gute ist, ist in diesem Fall nicht so 100 Prozent gelungen, um es sehr vorsichtig zu sagen", meinte Anschober weiter. "Wir sollten uns in Ruhe nach der Krise anschauen, was da Ursachen waren. Ich bin mir ganz sicher: ja da werden jetzt Fehler gemacht."
Jeder handle nach bestem Wissen und Gewissen und er habe "überhaupt keinen Hinweis darauf, dass da irgendwelchen Wirtschaftslobbys nachgegeben wird", so Anschober. Er könne das zwar nicht ausschließen, aber er kenne die beteiligten Personen "und ich persönlich glaub's nicht. Aber wir sollten das später sauber und seriös aufklären".
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